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Teilhabechancen für Kinder

Mehrere Kinder stehen nebeneinander in einem Kindergarten. (Bild: © Christian Charisius/dpa)

Teilhabe

Materielle Versorgung

Ein unzureichendes Einkommen der Familie kann die Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen deutlich einschränken. Zur materiellen Versorgung gehören nicht nur die familiäre Einkommenssituation, sondern auch beispielsweise die Wohnsituation und die Infrastruktur im Wohnumfeld.

Kinder in folgenden Lebenslagen haben ein besonders hohes Armutsrisiko:

  1. Kinder von Alleinerziehenden
  2. Kinder in kinderreichen Familien
  3. Kinder mit Migrationshintergrund
  4. Kinder langzeitarbeitsloser Eltern
  5. Kinder in besonderen Belastungssituationen.

Was müsste getan werden, um die materielle Versorgung von Kindern in diesen Familienkonstellationen und Lebenslagen gezielt zu verbessern? Wo müsste man ansetzen, um deren Teilhabechancen zu stärken? Wie kann es gelingen, den Blick auf die Stärken, Potentiale und Resilienz von allen Kindern und Jugendlichen zu richten?

Sie konnten bis zum 5. Oktober 2020 an der Online-Kommentierung teilnehmen.

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Kommentare : Kinder- und Jugendstudie: Materielle Versorgung

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6. Kommentar von :Aspiring-Awesomeness

Anekdoten zum Thema

Eine Info zuvor: Ich bin keine Expertin, und habe mit meinen 21 Jahren wahrscheinlich weniger Lebenserfahrung als viele Andere hier. Trotzdem denke ich, das es (hoffentlich) nichts schadet, mich in wichtige Themen einzubringen. Meine alleinerziehende Mutter hat oft auf Ressourcen wie den Kinderschutzbund und immer Mal wieder eine Mutter-Kind-Kur

Eine Info zuvor: Ich bin keine Expertin, und habe mit meinen 21 Jahren wahrscheinlich weniger Lebenserfahrung als viele Andere hier. Trotzdem denke ich, das es (hoffentlich) nichts schadet, mich in wichtige Themen einzubringen.

Meine alleinerziehende Mutter hat oft auf Ressourcen wie den Kinderschutzbund und immer Mal wieder eine Mutter-Kind-Kur zugegriffen, um uns zu helfen. Daher habe ich als Kind nicht viel davon mitgekriegt, finanziell unter dem Durchschnitt zu sein - was natürlich auch daran liegen kann, das ich damals einfach noch zu klein war, um es wirklich zu verstehen.
Mit meinen Mitschülern war ab der Grundschule aber des Öfteren eine Distanz vorhanden, da dann Kleider begannen, Statussymbole zu werden. Eventuell könnte man früh mit Kindern solche Themen aufgreifen, um Verständnis zu stärken. Meine Mutter war immer recht kritisch der Konsumgesellschaft gegenüber, und das hat mich auch in jungen Jahren beeinflusst.

Zudem können Freizeitangebote helfen, die harten Seiten des Alltags ein wenig zu vergessen und einfach ein Kind zu sein. Ich war in Amerika Teil eines Betreuungsprograms für Ganztageskinder in der Grundschule, und auch wenn es die strukturellen Probleme nicht beseitigt hat, war es doch schön meinem Patenkind einen schönen Tag zu machen.
Oft sind Freizeitangebote nicht günstig, oder Infrastruktur-bedingt weit weg von bedürftigen Kindern. Organisationen die Kinder fahren, sponsern, oder sogar Freizeitangebote näher bei ihnen eröffnen wären sehr hilfreich darin, Fähigkeiten wie Teambildung und Kommunikation zu unterstützen.

5. Kommentar von :Sandra Meyer Zentrale Schuldnerberatung Stuttgart

Die Schuldenproblematik der Eltern belastet auch die Kinder

In der Schuldnerberatung erleben wir häufig, dass Eltern trotz Einkommensarmut oder Sozialleistungsbezug unnötige Ausgaben haben oder Kredite abstottern. Wir erleben, dass Kinder in Überschuldungshaushalten eine noch deutlich extremere Form der Armut erleben müssen, wie sie beispielweise in der Statistik oder durch das Existenzminimum im SGB

In der Schuldnerberatung erleben wir häufig, dass Eltern trotz Einkommensarmut oder Sozialleistungsbezug unnötige Ausgaben haben oder Kredite abstottern. Wir erleben, dass Kinder in Überschuldungshaushalten eine noch deutlich extremere Form der Armut erleben müssen, wie sie beispielweise in der Statistik oder durch das Existenzminimum im SGB definiert ist. Diese mangelhafte Verfügung über Geld geht direkt zu Lasten der von den Haushalten betroffenen Kinder und deren Gesundheit (schlechte Ernährung) und Zukunftsperspektiven (kein Geld für die Förderung der Kinder). Es wäre sinnvoll, Betroffene breitflächiger darüber zu informieren und eine professionelle Budgetberatung anzubieten. Hierzu gehört auch die Aufklärung hinsichtlich von Zahlungsstörungen, Umgang mit Gläubigerdrohungen und Informationen über vorrangige Verpflichtungen wie Miete, Energiekosten etc..
Wir halten an dieser Stelle eine fundierte wissenschaftliche Forschung zu Lebenslage von Kindern in überschuldeten Haushalten für erforderlich. Erst auf Grundlage solcher Erkenntnisse wird es möglich sein, die notwendigen Handlungsmethoden systematisch zu begründen und damit die Qualität und Nachhaltigkeit konkreter Maßnahmen zu fördern.

4. Kommentar von :Veilchen

Zu hohe Abgaben und Steuren

Den Familien wird durch immer höhere Abgaben und Steuern jedlicher fianzieller Spielraum genommen. Die Eigenverantwortung und Freiheit kann nicht mehr gelebt werden.
Daher: Abgabn und Steuern senken und den Familien die Entscheidung über die Verwendung ihres Einkommens überlassen.

3. Kommentar von :ohne Name 10874

Direktleistungen

Viele "Hilfen" werden in Form von Steuererleichterungen o.ä. gewährt, kommen wirklich einkommensschwachen Familien also gar nich zu Gute. Unnötige und umständliche Antragstellung - die Coronahilfe ist hier mal eine rühmliche Ausnahme. Unaufgefordert und direkt. Bildungskosten: 1x am Schuljahresanfang für alle alles einkaufen. Wenn man mehrere

Viele "Hilfen" werden in Form von Steuererleichterungen o.ä. gewährt, kommen wirklich einkommensschwachen Familien also gar nich zu Gute.

Unnötige und umständliche Antragstellung - die Coronahilfe ist hier mal eine rühmliche Ausnahme. Unaufgefordert und direkt.

Bildungskosten: 1x am Schuljahresanfang für alle alles einkaufen. Wenn man mehrere Kinder hat für's Budget ganz schön anstrengend.

Schulbus/ ÖPNV - für mehrere Kinder jeweils 40-50 € für ein Monatsticket. Für's Budget ziemlich anstrengend.

2. Kommentar von :ohne Name 10584

Materielle Versorgung/ Bildung & Kultur

Ich bin eines von vier Kindern einer aus Polen zugewanderten Familie Ende der 90er. Wir leben in Baden-Württemberg. Mein Papa ist Busfahrer und meine Mamma ist Tz-Verkäuferin an einer Frischetheke in einem Supermarkt. Beide haben kein großes Einkommen. Und dennoch hat es uns an nichts gefehlt. Wir haben eine große Wohnung über eine

Ich bin eines von vier Kindern einer aus Polen zugewanderten Familie Ende der 90er. Wir leben in Baden-Württemberg. Mein Papa ist Busfahrer und meine Mamma ist Tz-Verkäuferin an einer Frischetheke in einem Supermarkt. Beide haben kein großes Einkommen. Und dennoch hat es uns an nichts gefehlt. Wir haben eine große Wohnung über eine Baugenossenschaft erhalten, die günstiger war. Wir haben Spielsachen, Kleidung und Fahrräder oft vom Flohmarkt oder von Nachbarn und Bekannten gebraucht erhalten. Das hat uns nie gestört. In der Schule wurden wir aufgenommen wie alle anderen auch. Ich konnte keine Diskriminierung feststellen. Nur einmal wurde ich als 12 -Jährige auf dem Schulweg als Dreckspolin beschimpft.

Urlaub haben wir immer nur bei Verwandten gemacht. Fast jedes Wochenende haben unsere Eltern mit uns Ausflüge gemacht. Wir kennen sehr viele Ecken Baden-Württembergs. Wir kennen die Schwäbische Alb, Schwarzwald bis Bodensee bestens, sowie alle bayrischen Schlösser.
Vieles war kostenlos möglich. Was Besonderes waren die Freizeitparks für uns, weil die teuer waren und wir dies immer nur mit Vergünstigungen des städtischen Sommerferienprogramms besuchen konnten. In den Sommerferien hatte jeder von uns immer daran teilgenommen. Pro Kind hatten wir dann 10 Aktivitäten vergünstigt oder kostenlos.

Ich habe einen polnischen Nachnamen, der mir bisher nie irgendwo im Weg stand, außer das ihn viele nicht richtig aussprechen.
Ich hatte jederzeit das Gefühl mit den gleichen Voraussetzungen zu starten, wie andere Kinder auch.
Mein Papa war aber sehr streng mit uns und duldete in seiner Anwesenheit kein polnisches Wort. Wir haben zuhause also versucht so gut es geht deutsch zu reden. Da hat auch meine Mamma stark mitgezogen .Sie wollte nie das wir in irgendeiner Weise benachteiligt sind.

Nach 2 Jahren in Deutschland konnten wir mit unseren schulischen Leistungen mit den deutschen Mitschülern mithalten.
Wir hatten auch den großen Willen dazuzugehören und dazu gehörte für uns vor allem deren Sprache sprechen.

2 von uns haben Abitur. Meine Schwester Realschule. Mein großer Bruder Hauptschulabschluss.

Wir haben alle abgeschlossene Ausbildungen. Meinen Eltern war es immer sehr wichtig, das wir diesen Grundstein haben und haben uns dahingehend immer so erzogen und auch viel Druck gemacht. Für uns war klar. Bildung ist der Schlüssel zu einem guten Leben und.

2 von uns haben noch studiert. Mittlerweile sind wir alle fest in Jobs als Maschinenbau-Ingenieur, Beamtin - gehobener Dienst, Technische Zeichnerin/Mediengestalterin und Maler und Lackierer und haben unsere eigenen Familien gegründet.
Und auch für uns steht fest: Wir werden unsere Kinder genauso erziehen: "Es ist nicht wichtig, ob Du Tommy Hilfiger am Leib hast oder Mercedes fährst, sondern was Du im Hirn hast. " Denn die teuersten Klamotten und Spielekonsolen werden dir nix bringen, wenn Du nicht in die nächsthöhere Klassenstufe versetzt wirst!"

Natürlich haben wir auch Smartphones, Spielekonsole etc. zuhause, eben was andere Familien auch haben. Aber meine Kinder müssen mir dafür zeigen, das Sie an der Schule dran bleiben. Sonst ist beides ganz schnell wieder weg. Zudem dürfen Sie nur beschränkte Zeit am Abend "Konsole oder Handy-Zocken".

Ergo: Wer den Willen hat sich in Deutschland zu integrieren oder sich und seinen Kindern ein gutes, gesundes Leben, Bildung, soziales Umfeld und Akzeptanz ohne Ausgrenzung möchte, dem stehen hier alle Türen offen!
Nie zuvor gab es soviele Beratungen und Hilfsprogramme: Integrationsberatungen, -cafes, -Treffpunkte, Asylcafes, Sprachförderungen, Jobhilfen, Frauentreffs, Mutter-Kind-Gruppen, Kleiderkammern, die vielen Ehrenamtlichen, die Ihre Dienste anbieten, Tafelläden, Bildungsgutscheine und andere Hilfen! Diese hatten wir damals nicht (außer Sprachkurs für meine Mamma).

Aber: Man muss den Willen/Integrationswillen haben! Nicht nur ständig die Hand aufhalten und jammern, "hier tut niemand was für mich und ich und meine Familie wird ausgegrenzt", sondern selber den A.. hochkriegen und sich ehrlich bemühen um Familie, Kind und Job und sein soziales Umfeld! Das ist leider anstrengend und verlangt Arbeit ab, aber es lohnt sich immer!

Wer meint das man ihm alle Hilfen ins Haus liefert ohne selber was dafür zu tun, der wird auch noch in Zukunft in seiner Mist sitzen und dem ist auch nicht zu helfen.




1. Kommentar von :ohne Name 10579

Anpassung von Steuer- und Gebührensysteme

Die Schwierigkeit bei Alleinerziehenden, Kinderreichen Familien oder Langzeitarbeitslosen sind vor allem die Grundlasten durch zahlreiche steigende öffentliche Zwangspauschalen. Egal ob GEZ, Krankenkassenbeitrag, Versicherungen, Müllgebühren, Stromanschluss oder Internet - in dem Moment wo eine Familie in die Brüche geht verdoppeln sich die

Die Schwierigkeit bei Alleinerziehenden, Kinderreichen Familien oder Langzeitarbeitslosen sind vor allem die Grundlasten durch zahlreiche steigende öffentliche Zwangspauschalen.

Egal ob GEZ, Krankenkassenbeitrag, Versicherungen, Müllgebühren, Stromanschluss oder Internet - in dem Moment wo eine Familie in die Brüche geht verdoppeln sich die finanzielle Lasten. Gleichzeitig stagnieren die Einkommen im Mittelstand gegenüber eine rasenden Inflation und steigenden Lebenshaltungskosten, die das Hartz IV System immer häufiger belasten. Wer einmal mit der Familie ab 2 Kindern im Hartz IV ist braucht nicht mehr zu kämpfen, denn einen finanziellen Ausweg gibt es dafür sehr selten. Dafür sind die Steuerlasten und pauschalen Abgaben im unteren Mittelstand zu hoch und dadurch die Einkommen viel zu niedrig.

Ebenso ist es unverständlich, dass auch große Familien in den meisten Gemeinden und Städten trotzdem noch für jeden Fuzelvorgang extra zur Kasse gebeten werden, sei es eine Geburtsurkunde, eine Kopie vom Amt, ein Ausweis, Betreuungsgebühren oder was auch immer. Ebenso bei den Eintrittsgeldern im Schwimmbad, Kulturveranstaltung und ÖPNV - eine Familie zahlt für die Kinder ohne Einkommen immer alles doppelt, dreifach, vierfach. Nach dem Einkommen fragt hier niemand.

Weder das Kindergeld noch Steuerfreibeträge können auch nur im Ansatz irgendeine geeignete Kompensation oder Erleichterung bei gleichzeitig rasant steigenden Lebenshaltungskosten bieten. Steuerfreibeträge für Kinder sind ohnehin ausschließlich für den gehobenen Mittelstand eine willkommene zusätzliche Möglichkeit um eine Familie ordentlich zu ernähren - aber sind denn die Kinder von armen Familien nicht mindestens genauso viel wert? Wo bleibt denn die versprochene Chancengleichheit, wenn es um den Finanzhaushalt von Familien geht? Wie wollen wir der Zersplitterung des Mittelstandes in Arm und Reich als Bundesland begegnen, wenn der Bund kein Interesse an massiven Veränderungen in der Steuerprogression hat? Ich habe wenig Ideen!

So lange sich das Steuersystem dafür nicht ändern, wird das Schleuderrad sich immer schneller drehen und immer mehr fallen von der Scheibe runter und es gehen immer mehr an Potentiale verloren bis niemand mehr das Schleuderrad antreiben kann und alles zum erliegen kommt. Die Zeche zahlen zuerst die kleinsten Einheiten, Familien, Vereine, Gemeinden, Kleinstädte, das Land und dann.... ja dann vielleicht auch die Einkommenssteuerhoheit Bund.

Ist das die Zukunft des Sozialsystems?

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