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Auftaktveranstaltung zur Bildungsplanreform

Das Kultusministerium hat mit einer Auftaktveranstaltung im Haus der Wirtschaft in Stuttgart den Startschuss für die Bildungsplanreform 2015 gegeben. Dabei sind die Fachkommissionen, die die neuen Pläne entwickeln werden, zum ersten Mal zusammengetreten. Sie umfassen insgesamt 227 Lehrerinnen und Lehrer, die im neuen Jahr in den verschiedenen Fachkommissionen ihre Arbeit aufnehmen werden. Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer dankte ihnen für ihre Mitarbeit und ihr Engagement: "Das Fachwissen, die Klugheit und das Augenmaß der Lehrerinnen und Lehrer in den Kommissionen sind entscheidend für die Qualität des Endprodukts. Ziel ist, mehr Durchlässigkeit zwischen den Bildungsgängen und damit ein gerechteres Bildungssystem zu schaffen."

Den Kommissionen gehören Lehrkräfte aus allen allgemein bildenden Schularten und aus dem beruflichen Schulbereich an, darunter auch Lehrkräfte der Gemeinschaftsschulen und der Staatlichen Seminare für Didaktik und Lehrerbildung. Sie werden bis Juli 2015 einen Bildungsplan erarbeiten, der die Grundschule und die Sekundarstufe I umfasst. Darin sollen verbindliche und gemeinsame Bildungsstandards enthalten sein, auf deren Grundlage Schülerinnen und Schüler in den verschiedenen Schularten lernen können. Für das allgemein bildende Gymnasium werden besonders im Hinblick auf den G8-Bildungsgang erweiterte Kommissionen mit zusätzlichen Gymnasialexperten gebildet. „Das G8 muss – schon aufgrund der verkürzten Lernzeit – gesondert betrachtet werden und wird einen eigenen Bildungsplan erhalten. Dieser muss aber mit dem für alle Bildungsgänge geltenden Bildungsplan gut abgestimmt werden“, erklärte Warminski-Leitheußer. Deshalb sei eine enge inhaltliche und personelle Verzahnung zwischen den Fachkommissionen für den G8-Plan und den übrigen Fachkommissionen notwendig. Es müsse sichergestellt sein, dass Schülerinnen und Schüler aus anderen Bildungsgängen auch in das G8 problemlos wechseln können.

"Die Bildungsplanreform 2015 findet unter größerer Beteiligung der Öffentlichkeit statt, als dies je zuvor der Fall war", betonte die Kultusministerin. Bürgerinnen und Bürger werden ihre Ideen und Anregungen über ein Online-Beteiligungsportal der Landesregierung einbringen können. „Ich begrüße es, dass das Kultusministerium als eines der ersten Ministerien das Beteiligungsportal nutzen wird“, so die Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung, Gisela Erler. „Durch das Beteiligungsportal möchte ich die Häuser ermutigen, mehr Bürgerbeteiligung anzugehen und dabei auch Online-Verfahren zu nutzen, wo es Sinn macht.“ Das Beteiligungsportal wird voraussichtlich im Februar 2013 der Öffentlichkeit vorgestellt.

Zur heutigen Auftaktveranstaltung, in der das Kultusministerium über die bereits abgeschlossenen Vorarbeiten informierte und den Projekt- und Arbeitsplan vorstellte, kamen mehr als 600 Besucher. Unter den Gästen waren Vertreter der Schulverwaltung und der Gremien, die an der Bildungsplanreform mitwirken, aber auch Schulleiter, Lehrer und Schüler, die sich über die Planungen informieren wollten. In einem Experteninterview brachten Prof. Dr. Martin Fix von der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, Lehrerinnen und Lehrer verschiedener Schularten sowie die Vorsitzenden des Landeselternbeirats, des Landesschulbeirats und des Landesschülerbeirats ihre Wünsche und Anregungen zur Bildungsplanreform ein.

Bei der Arbeit an den neuen Bildungsplänen gehe es darum, den Lernprozess von der Schülerin und dem Schüler aus zu denken und zu gestalten, betonte Kultusministerin Warminski-Leitheußer. Damit sollen alle Kinder und Jugendliche mit ihren spezifischen Begabungen optimal gefördert werden. In der Vergangenheit war ein Schüler einer Werkrealschule durch seine Schulart auf einen bestimmten Bildungsabschluss festgelegt. Heute kann er in der Gemeinschaftsschule etwa in Mathematik einen gymnasialen Standard erreichen, während er beispielsweise in Englisch auf dem Realschulstandard bleibt. Dieser Entwicklung müssten die neuen Bildungspläne gerecht werden, erklärte die Ministerin.

Durch eine deutliche Benennung der Inhalte sollen Lehrerinnen und Lehrern zudem eine verlässliche Grundlage für den Unterricht zur Verfügung gestellt werden. In den Bildungsplänen 2004 waren Kompetenzen und Inhalte häufig vermischt und die Inhalte teilweise zu wenig präzise. Manche Lehrerinnen und Lehrer haben deshalb alle auch nur entfernt mit einem Thema verbundenen Inhalte behandelt, um ihre Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf Prüfungen vorzubereiten. Der neue Bildungsplan soll bei Schülern und Lehrern in dieser Hinsicht für mehr Sicherheit und Klarheit sorgen. Auch Themen wie „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, „Verbraucherbildung – Alltagskultur – Gesundheit“, Prävention, eine systematische Berufs- und Studienorientierung sowie eine durchgängige Medienbildung sollen in den Bildungsplänen verankert werden.

Mit den neuen Bildungsplänen werden auch die Abstimmungen zwischen dem vorschulischen Bereich und der Grundschule sowie zwischen den allgemein bildenden und den beruflichen Schulen verbessert. Das Kultusministerium will damit eine größere Durchlässigkeit des Bildungssystems schaffen. Aus Sicht des Ministeriums wird die Durchlässigkeit bisher durch unterschiedliche Inhalte in den Klassenstufen und unterschiedliche Fächerverbünde in den einzelnen Schularten erschwert. Damit die Zahl inklusiver Bildungsangebote weiterhin erhöht werden kann, ist auch eine ständige Abstimmung der Bildungsarbeit mit den Sonderschulen notwendig.

Das Kultusministerium arbeitet bei der Weiterentwicklung der Bildungspläne eng mit dem Landesinstitut für Schulentwicklung (LS) zusammen. Beratende Funktion hat der Beirat, in dem die Beratungsgremien des Kultusministeriums (Landesschulbeirat, Landeselternbeirat und Landesschülerbeirat) vertreten sind sowie Lehrerverbände und renommierte Vertreter aus den Regierungsfraktionen, Wissenschaft, Wirtschaft, Kirchen und Religionsgruppen. Eine Lenkungsgruppe unter der Leitung von Ministerialdirektorin Dr. Margret Ruep steuert den Gesamtprozess und bereitet die notwendigen politischen Entscheidungen vor.

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