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Nachhaltige Digitalisierung

Ein Tablet-Computer zeigt die durch die Sonnenenergie erzeugte Leistung einer Photovoltaik-Anlage. (Foto: © dpa)

Nachhaltige Digitalisierung

Stellungnahme des Ministeriums

Die Kommentare zur nachhaltigen Digitalisierung reichen von Skepsis gegenüber den geplanten Vorhaben über Ergänzungsvorschläge bis hin zur Bitte um Konkretisierung einzelner Aspekte. Das Umweltministerium hat zu den Beiträgen, die für die einzelnen Themenbereiche eingingen, Stellung genommen.

Intelligente Energiesysteme

Mit zunehmenden Anteil der volatilen erneuerbaren Energien an der Energieerzeugung wird der Abstimmungsbedarf zwischen Energieerzeugung, Speicherung und Energieabnahme (durch Industrie, Gewerbe und Haushalte) immer wichtiger. Smart-Grids unterstützen und erleichtern diesen Abstimmungsprozess. Denn ohne die Hilfsmittel der Digitalisierung – wie Sensoren, Messtechnik und Steuerungen – ist der notwendige Abstimmungsbedarf nicht realisierbar. Auch für Quartierslösungen sind solche Systeme notwendig.

Zwischen unternehmerischen Freiheiten auf der einen und Sicherheit auf der anderen Seite gilt es dabei sorgfältig abzuwägen. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) unterstützt dabei die Sicherheit im deutschen Cyber-Raum und das Vorhandensein möglichst widerstandsfähiger Infrastrukturen. Dies gewährleistet ein hohes Maß an Datenschutz und Datensicherheit.

Dezentrale Speichertechnologien, wie sie in Quartierslösungen eine besonders wichtige Rolle spielen, werden jetzt schon von der öffentlichen Hand gefördert. So unterstützt die Bundesregierung die Installation von Batteriespeichern zur Zwischenspeicherung von Strom aus Photovoltaikanlagen. Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft prüft darüber hinaus, ein Förderprogramm für netzdienliche PV-Batteriespeicher aufzulegen, bei dem Zuschüsse für PV-Speicher gezahlt werden, die zusammen mit einer neuen PV-Anlage und einem intelligenten Messsystem installiert werden.

Autarke Inselkonzepte verursachen jedoch höhere Kosten als vernetzte Systeme. Kosten, Umweltwirkungen, als auch gesellschaftliche Ansprüche sind letztendlich, nicht nur bei einer nachhaltigen Energieversorgung, gegeneinander abzuwägen.

Digitaler Wandel in der Produktion

Die Digitalisierung wird dazu führen, dass sich Unternehmensprozesse grundlegend verändern. Auch für den Bausektor spielt die Digitalisierung eine bedeutende Rolle. Dass Planunterlagen künftig digital zur Verfügung gestellt werden, ist nur ein Beispiel. Es zeigt aber auch, dass sich dadurch eine bessere Vernetzung mit anderen Gewerken, den Planern, Architekten und so weiter erzielen lässt. Unter Ressourceneffizienzgesichtspunkten sollte die Digitalisierung in diesem Bereich genutzt werden, um Gewerke besser aufeinander abzustimmen und den Ressourcenverbrauch zu reduzieren. Hinzu kommt, dass künftig die eingesetzten Materialien im Sinne eines „Produktgedächtnisses“ gespeichert werden und dadurch zum Beispiel für Sanierungen, Abriss etc. wieder zur Verfügung stehen und genutzt werden können.

Rebound-Effekte, etwa durch Dopplungen von Medien wie Plänen in Papierform und auf dem Tablett, können insbesondere in der Übergangsphase des Digitalen Wandels entstehen. Diese sind möglichst durch ein medienbruchfreieres, digitales Arbeiten zu vermeiden.

Datenschutz und Cybersicherheit sind das Fundament einer digitalen Welt. Für die Landesregierung sind Datenschutz und Cybersicherheit daher zentrale Querschnittsaufgaben der Digitalisierungsstrategie.

Green IT

Eines der Einsparziele der Landesstrategie Green IT 2020, die Einsparung von jährlich zwei Prozent Strom in der IT, ist gerade in der Zeit der Digitalisierung, welche grundsätzlich mit einer kontinuierlich zunehmenden IT-Leistung einhergeht, ein ambitioniertes Ziel. Dieser Herausforderung stellt sich Baden-Württemberg als bislang einziges Bundesland.

Rebound-Effekte – durch eine Anschaffung mehrerer, effizienter Geräte wie beispielweise Tablet und Smartphone – treten zwar auch in der IT der Landesverwaltung auf, ihre Wirkung ist jedoch nicht so stark ausgeprägt wie beispielsweise in der privaten Unterhaltungselektronik. Vor dem Hintergrund, dass es immer schwieriger ist, viele dezentrale Systeme kleiner oder mittlerer Leistung optimal und damit energieeffizient zu betreiben, strebt das Land insbesondere in der IT eine Zentralisierung an. Diese leistungsstarken konsolidierten Systeme tragen dann mit einem hohen Nutzungsgrad zur Zielerreichung der Landesstrategie Green IT bei und bieten einen effektiven Ansatzpunkt für Maßnahmen wie beispielsweise der Nutzung von Rechenzentrums-Abwärme in nahestehenden Bürokomplexen.

Die ganzheitliche Betrachtung des Lebenszyklus von IT-Geräten ist dabei integraler Bestandteil der Landesstrategie. Dies schließt neben dem Aspekt der Energiebereitstellung auch die Förderung von Rohstoffen und das Produktrecycling mit ein.

Der Zugang zu schnellem Internet für Stadt und Land ist ein zentrales Anliegen der Landesregierung. Die Landesregierung macht daher die digitale Infrastruktur zu einem Querschnittsthema der Digitalisierungsstrategie.

Digitale Transformation und Bürgerbeteiligung

Im Zuge der Open Data Policy, der Öffnung von Regierungs- und Verwaltungsdaten, kommt neben der allgemeinen Berichtspflicht auch der Veröffentlichung von Umweltdaten eine große Bedeutung zu. Angesichts der wachsenden Nachfrage im Bereich Umweltdaten steigen die Anforderungen hinsichtlich Auffindbarkeit, Verfügbarkeit, Datenqualität, Freigabeberechtigung oder Verknüpfbarkeit von Datenbeständen. Grundlage für die Bereitstellung der oft komplexen und spezialisierten Umweltinformationen ist deren Zusammenführung in einer vernetzten Umweltdateninfrastruktur, dem Umweltinformationssystem (UIS BW).

Mit dem Umweltinformationssystem arbeiten wir seit über 30 Jahren daran, spezialisierte Fachsysteme zu Dateninfrastrukturen zu vernetzen und über Datenportale, beispielsweise die Landesumweltportale, vielfältige Datennutzungen zu ermöglichen. Mit dem Energieatlas stellen wir beispielsweise Informationen zum Stand der dezentralen Energieerzeugung und zum regionalen Energiebedarf zur Verfügung.

Digitale Innovationen haben das Potential, bei Planungsprozessen die Akzeptanz für Entscheidungen zu verbessern, wenn Argumente für und durch alle am Prozess Beteiligten zeitnah offengelegt werden. Wir wollen den Menschen befähigen und motivieren, aktiv an der Veränderung gesellschaftlicher Prozesse mitzuwirken und im eigenen Umfeld einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung zu leisten. Hierzu wollen wir Digitale Umweltbildung und -partizipation vorantreiben.