Die grün-schwarze Koalition hat sich auf ein umfassendes Bildungspaket verständigt. Die Verständigung hat das Ziel, die Schullandschaft in Baden-Württemberg zukunftsfähig und stabil aufzustellen.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Kultusministerin Theresa Schopper und die Fraktionschefs von Bündnis 90/DIE GRÜNEN und CDU haben sich auf zahlreiche Maßnahmen zur Stärkung der Schulen und Kitas im Land geeinigt. Drei übergeordnete Ziele stehen im Fokus:
- Wir stellen die Weichen für mehr Bildungsgerechtigkeit – und starten damit bei den Kleinsten.
- Wir stärken unsere weiterführenden Schularten und geben ihnen ein klares Profil.
- Wir schaffen mehr Orientierung für Eltern und Schüler – damit sie gemeinsam die jeweils passende Schullaufbahn finden.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis: „Wir haben uns in zentralen Fragen auf einen gemeinsamen Weg verständigt. Ich bin zutiefst überzeugt, dass dieser Bildungskonsens als grundsätzliche Linie über diese Legislatur hinausweist. Denn er ist getragen vom Geist, das Beste für unsere Kinder zu erreichen.“
Kernelemente der Reform
Das sind die Kernelemente der Bildungsreform, auf die sich die Regierungskoalition verständigt hat:
Mehr Bildungsgerechtigkeit
Der Zentrale Schlüssel für mehr Bildungsgerechtigkeit ist unser großes Sprachförderpaket zur Stärkung von Kita und Grundschule. Damit fördert das Land gezielt jene Kinder, die unsere Unterstützung am meisten brauchen.
Die Landesregierung entwickelt ein Konzept für den Ausbau der Ganztagsgrundschulen. In einem ersten Schritt führen wir den verbindlichen Ganztag verpflichtend an allen Startchancen-Grundschulen ein – also genau an den Schulen, wo viele sind, die mit weniger guten Voraussetzungen ins Leben starten.
Mit beiden Maßnahmen leisten wir einen wichtigen Beitrag, dass Kinder aus bildungsfernen Familien bessere Bildungschancen erhalten und Bildungserfolg stärker vom Elternhaus entkoppelt wird.
Starke Profile
Mit klar unterschiedbaren inhaltlichen Profilen stärken wir die Zukunftsfähigkeit und Attraktivität unseren Schularten.
Das allgemein bildende Gymnasium erhält ein akademisches Profil. Die Schülerinnen und Schüler sollen auf ein Studium vorbereitet werden. Das neue zeitgemäße G9 wird zum Schuljahr 2025/2026 eingeführt, beginnend mit den Klassen 5 und 6 aufwachsend.
Gleichzeitig richten wir die Schularten neben dem Gymnasium mit gezielter Profilierung neu aus. Realschulen und Gemeinschaftsschulen erhalten hierzu ein dezidiert lebenspraktisches und berufliches Profil. Sie bieten den Schülerinnen und Schülern nach der zehnten Klasse durch feste Kooperationen oder Oberstufenverbünde mit den beruflichen Gymnasien einen klaren Weg in Richtung Abitur. Wir setzen in den Real- und Gemeinschaftsschulen verstärkt moderne diagnostisch unterstütze Lern- und Unterrichtsformen ein.
Insgesamt stärken wir so die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Ausbildung mit zwei attraktiven und dennoch klar unterscheidbaren Wegen zum Abitur.
Mehr Orientierung für Kinder und ihre Eltern
Wir schaffen mehr Orientierung für Eltern und Schüler – damit sie gemeinsam die jeweils passende Schullaufbahn finden: Deshalb entwickeln wir die Grundschulempfehlung weiter – wir stellen sie auf ein breiteres Fundament, stärken ihre Aussagekraft und machen sie für das Gymnasium verbindlich. Zugleich verbessern wir den Austausch zwischen Schulen und Eltern ab der ersten Klasse. So sollen Eltern und Kinder einen besseren Überblick über die Lernstände haben. Und mehr Orientierung für die Wahl der weiterführenden Schule bekommen.
Zusammengefasst:
- Mehr Bildungsgerechtigkeit,
- mehr Orientierung,
- ein starker beruflicher Zweig,
- zwei gleichwertige und attraktive Wege zum Abitur,
- eine zukunftsfeste Schullandschaft und
- bessere Chancen für unsere Kinder,
das sind unsere Ziele.
Häufig gestellte Fragen
Das umfassende Bildungspaket, auf das sich die grün-schwarze Regierungskoalition verständigt hat, wirft bei den Bürgerinnen und Bürgern viele Fragen auf. Wir haben die wichtigsten Fragen gesammelt und beantwortet.
Nein. An den Werkrealschulen entfällt nur der Werkrealschul-Abschluss. Schülerinnen und Schüler können dort weiter den Hauptschul-Abschluss ablegen. Und wer mit dem Werkreal-Abschluss schon gestartet ist, kann diesen fertigmachen. In Zukunft können Werkrealschulen einen Verbund mit einer Realschule eingehen oder zu Realschule oder Gemeinschaftsschule werden – und dann sogar den Realschulabschluss anbieten.
Baden-Württemberg hat deutschlandweit das am meisten zergliederte Schulsystem. Den Werkrealschul-Abschluss gibt es nur bei uns im Land – und er wird von Schülerinnen und Schülern immer seltener gewählt. Das zeigen die Zahlen deutlich. Um das Schulsystem zu vereinfachen und übersichtlicher zu gestalten, wird es diese Form des Abschlusses deshalb in Zukunft nicht mehr geben.
Die Werkrealschulen haben in Zukunft drei Möglichkeiten:
- Sie können sich in Verbünden mit Realschulen zusammenschließen.
- Sie können zu Gemeinschafts- oder Realschulen werden.
- Sie können Werkrealschule bleiben und bieten künftig nur noch den Hauptschul-Abschluss an.
So erhalten wir funktionierende Schulstandorte und können durch die Verbünde langfristig auch kleinere Standorte sichern.
Ja. Schülerinnen und Schüler können an den Werkrealschulen weiterhin einen Hauptschul-Abschluss erwerben – wie schon jetzt auch an allen Real- oder Gemeinschaftsschulen. Derzeit gibt es in ganz Baden-Württemberg neben den Real-, Gemeinschaftsschulen und Gymnasien insgesamt 227 öffentliche Werkrealschulen und nur noch zwei reine Hauptschulen.
Baden-Württemberg kehrt ab dem Schuljahr 2025/26 zum neunjährigen Gymnasium als Regelform zurück. Wir beginnen zunächst mit den Klassen 5 und 6 – und dann aufwachsend. Außerdem gibt es weiter die Möglichkeit, in acht Jahren Abitur zu machen. Die G9-Schulen können eigenverantwortlich entscheiden, ob sie G8-Züge einrichten.
Wir stellen die Grundschulempfehlung auf eine breitere, wissenschaftlichere Basis. Neben der Lehrkraft-Empfehlung und der Einschätzung der Eltern gibt es die Einstufung nach dem landesweit einheitlichen Verfahren „Kompass 4“. Wir schauen noch gezielter auf die Fähigkeiten jedes Kindes und wollen sicherstellen, dass Schülerinnen sowie Schüler ihren eingeschlagenen Bildungsweg nicht verlassen müssen (Abschulung). Eine valide Empfehlung stärkt die Bildungsgerechtigkeit.
Die Grundschulempfehlung wird nur für das Gymnasium verpflichtend, weil dort ausschließlich auf einem Niveau (E-Niveau/Gymnasialniveau) unterrichtet wird. Die Realschule bietet jedoch zwei Bildungswege (G-Niveau und M-Niveau) an, die entweder zum Hauptschul- oder zum Realschul-Abschluss führen. Wer auf welchem Niveau unterrichtet wird, entscheidet sich künftig nach der fünften Klasse. Eine Grundschulempfehlung ist deshalb nicht nötig.
Der Fachkräftemangel ist branchenübergreifend eine Herausforderung. Wir ergreifen zahlreiche kurz- und langfristige Maßnahmen, um Personal zu gewinnen und zu entlasten: So haben wir die Zahl der Studienplätze stark erhöht. Bereits in diesem Jahr konnten wir mehr als 1000 neue Lehrkräfte an den Grundschulen einstellen. Zudem haben wir Kampagnen zur Fachkräftegewinnung gestartet und den Direkteinstieg ausgeweitet.
Die Bildungsallianz war der Versuch, sich auf politischer Ebene über wichtige Reformen in Baden-Württembergs Bildungssystem zu verständigen. Deshalb waren hier keine Lehrkräfte beteiligt. Aber die Landesregierung ist im ständigen Dialog mit der Wissenschaft sowie Schulpraxis, und tauscht uns auf allen Ebenen intensiv mit Akteuren aller Schularten, mit den Personalvertretungen, der Schulaufsicht, den Verbänden und Elternvertretern aus.