Ländlicher Raum

Konzept für die Resilienz ländlicher Räume

Zentrales Thema der siebten Sitzung des Kabinettsausschusses Ländlicher Raum war das Konzept für die Resilienz der ländlichen Räume in Baden-Württemberg.

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Symbolbild: Ländlicher Raum. (Bild: Elke Lehnert / Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz)
Symbolbild

„Wir wollen die Widerstandsfähigkeit des Ländlichen Raums in Baden-Württemberg weiter stärken und ihn auf vorhersehbare sowie unvorhersehbare Herausforderungen vorbereiten. Denn wir haben einen starken und attraktiven Ländlichen Raum und setzen alles daran, dass dies auch so bleibt. Daher hat der Kabinettsausschuss Ländlicher Raum ein Konzept für die Resilienz der ländlichen Räume in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse zeigen, dass die ländlichen Räume Baden-Württembergs bereits heute vielfältige Potenziale für eine resiliente Raumentwicklung besitzen. Deshalb nutzen wir dieses Konzeptes für unsere weitere Arbeit. Das Resilienz-Konzept gibt uns insbesondere Antworten auf die Frage, wie wir langfristig widerstandsfähige Strukturen für eine erfolgreiche Bewältigung zukünftiger Herausforderungen schaffen können. Wir lassen die Ergebnisse deshalb in die Neuaufstellung des Landesentwicklungsplans einfließen und diskutieren die zentralen Erkenntnisse im Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern, Stakeholdern sowie Expertinnen und Experten. Wir leisten damit einen wichtigen Beitrag, um den Herausforderungen des Ländlichen Raums, wie beispielsweise eine flächendeckende medizinische Versorgung oder der sich abzeichnende demografische sowie wirtschaftliche Wandel, erfolgreich zu begegnen“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, anlässlich der siebten Sitzung des Kabinettsausschusses Ländlicher Raum in Stuttgart.

Konzept für die Resilienz der ländlichen Räume erstellt

Das Institut für Regionalwissenschaft (IfR) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) hat im Auftrag des Kabinettsausschusses Ländlicher Raum ein Konzept für die Resilienz der ländlichen Räume in Baden-Württemberg erstellt. Das Ergebnis des IfR war zentrales Thema der siebten Sitzung.

Eine weitere Erkenntnis des Konzepts ist, dass eine Grundvoraussetzung für die Resilienz ländlicher Räume die Verwurzelung der Menschen mit ihrer Heimatregion ist. „Die Analyse bestätigt und zeigt auf, dass unser Ländlicher Raum keinesfalls langweilig oder verschlafen ist. So sucht man abgehängte Regionen bei uns vergebens. Vielmehr sind es die Menschen vor Ort, die die Anpassungsfähigkeit, Kreativität sowie die positive Zukunftsorientierung ihrer Heimat gestalten und vorantreiben. Unsere ländlichen Räume besitzen damit, mit ihren lokalen Akteuren, eine exzellente Ausgangsposition, um Herausforderungen in Zukunft positiv begegnen zu können“, so Minister Hauk.

Ehrenamtliches Engagement und gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken

Mit dem Modellprojekt „Kirchliche Räume zu Dritten Orten weiten“ will der Kabinettsausschuss örtliche Vereine als Basis für ehrenamtliches Engagement und gesellschaftlichen Zusammenhalt im Ländlichen Raum stärken. Vereine stehen oft vor der Herausforderung, Platz für Aktivitäten zu finden. Gleichzeitig verfügen die Kirchen in Baden-Württemberg über oftmals nicht ausgelastete Räumlichkeiten. In dieser Situation wird gemeinsam mit den Kirchen im Land die Weitung von kirchlichen Räumen zu sogenannten „Dritten Orten“ diskutiert. „Als öffentliche Begegnungsräume sind diese für alle Gruppen und Generationen offen und niederschwellig zugänglich. Multifunktional gestaltet, beleben diese Treffpunkte das soziale und kulturelle Leben. Die Öffnung kirchlicher Räume zur Nutzung für neue Personenkreise erfordert auch ein Umdenken und einen Kulturwandel bei den Beteiligten. Gleichzeitig bietet das Projekt aber auch Chancen für Vereine und Kirchen, sowohl neue Orte der Begegnung für Menschen im Ländlichen Raum zu schaffen als auch den Menschen den Mehrwert ihrer Institutionen zu verdeutlichen. Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet und ausgewertet, damit Erfolgsfaktoren und Handlungsempfehlungen aus den beteiligten Projekten abgeleitet werden können. Unser Ziel ist es, dass auch weitere Kommunen von den Ergebnissen profitieren und ,Dritte Orte‘ schaffen“, erläuterte Minister Hauk.

Junges Ehrenamt stärken

Neben der Stärkung des Ehrenamtes liegt ein Fokus der Arbeit des Kabinettsausschusses darauf, das Engagement von jungen Menschen im Ländlichen Raum zu fördern. Dass dieses Ziel lohnenswert ist, zeigt die Umfrage „Jung und Engagiert im Ländlichen Raum“, die der Kabinettsausschuss vergangenes Jahr in Auftrag gegeben hat. In der Umfrage gaben fast die Hälfte der jungen Menschen im Ländlichen Raum an, sich mit einem Ehrenamt für die Gesellschaft zu engagieren. Umgekehrt üben aber eben auch 55 Prozent der Jugendlichen im Ländlichen Raum bislang noch kein Ehrenamt aus.

Daher werden auf Initiative des Kabinettsausschusses im kommenden Jahr anhand einer weiteren Umfrage mit Schülerinnen und Schülern die Hinderungsgründe, vor allem aber Anregungen und Motivationsfaktoren zur Stärkung des Ehrenamts aus der Perspektive junger Menschen am Übergang von Schule zu Beruf erforscht. So sollen Handlungsempfehlungen formuliert werden, wie noch mehr junge Menschen für die Übernahme eines Ehrenamts angesprochen und gewonnen werden können. So kann die Verbundenheit junger Menschen mit ihrer Heimat gestärkt und das ehrenamtliche Engagement langfristig sichergestellt werden.

„Wir werden die entwickelten Konzepte weiterverfolgen und weitere Projekte anstoßen, die die Resilienz des Ländlichen Raumes weiter stärken und die Lebensqualität dort weiter erhöhen. Unsere Strategie zielt darauf ab, den Ländlichen Raum nicht nur zu erhalten, sondern aktiv zukunftsfähig zu gestalten. Unser Anspruch ist es, dass der Ländliche Raum Baden-Württembergs weiterhin mit den Metropolregionen und Ballungszentren im Land mithalten kann“, sagte der Vorsitzende des Kabinettsausschusses Ländlicher Raum, Minister Hauk, abschließend.

Kabinettsausschuss Ländlicher Raum

Kabinettsausschüsse sind bedeutende Instrumente der Landesregierung, um zentrale, ressortübergreifende und komplexe Fragestellungen zu bearbeiten. Im Zentrum des Kabinettsausschusses Ländlicher Raum steht das Staatsziel der Förderung von gleichwertigen Lebensverhältnissen, Infrastrukturen und Arbeitsbedingungen im gesamten Land. Dieser Verfassungsauftrag soll mit dem Kabinettsausschuss mit Leben gefüllt werden. Zur Umsetzung dieses Zieles schlägt der Kabinettsausschuss dem Ministerrat erforderliche Maßnahmen vor oder legt diese im Rahmen seines Aufgabenbereiches fest. Hierzu gehören beispielsweise die Vergabe von Modellprojekten, die Entwicklung zukunftsweisender Konzepte, das Anstoßen von Bundesratsinitiativen oder das Einsetzen von interministeriellen Arbeitsgruppen auf Arbeitsebene zur Bearbeitung von Einzelthemen.

Mit dem im November 2021 erneut konstituierten Kabinettsausschuss Ländlicher Raum setzt die Landesregierung die erfolgreiche Arbeit des ressortübergreifenden Gremiums aus der vergangenen Legislaturperiode fort.

Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz: Kabinettsausschuss Ländlicher Raum – Abschlussbericht 2016 bis 2021 (PDF)

Karlsruher Institut für Technologie (KIT): Projekt „Ein Konzept für die Resilienz der Ländlichen Räume in Baden-Württemberg“