Wissenschaft

Nukleus für eine Europäische Universität am Oberrhein

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Studenten auf Campus

Die Landesregierung will den Universitätsverbund Eucor – The European Campus langfristig zu einer europäischen Universität weiterentwickeln. Denn gemeinsame Wissenschaft stärke die europäische Integration, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Der Universitätsverbund besteht aus fünf Hochschulen aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Schon jetzt arbeiten sie auf vielen Feldern zusammen.

„Die Wissenschaft ist ein wichtiger Motor der europäischen Integration. Zu einem Zeitpunkt, an dem das europäische Projekt in der Krise steckt, ist es genau der richtige Ansatz, junge Europäerinnen und Europäer auf Basis der Wissenschaft zusammenzuführen“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann. „Die Landesregierung greift daher den Vorschlag des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron auf und bekennt sich zur Idee, Europäische Universitäten einzurichten.“

„Wir wollen den länderübergreifenden Universitätsverbund Eucor – The European Campus zu einer Europäischen Universität weiterentwickeln. Die seit nahezu 30 Jahren bestehende Wissenschaftskooperation am Oberrhein bietet optimale Ausgangsbedingungen für ein so ambitioniertes Projekt. Der European Campus ist gewissermaßen der Nukleus für eine Europäische Universität. Diesen Vorsprung wollen wir nutzen und uns als Land klar positionieren“, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer.

Hervorragende Ausgangssituation am Oberrhein

Der gemeinsame Hochschulverbund am Oberrhein sei einzigartig. 2015 habe sich Eucor – The European Campus eine eigene Rechtspersönlichkeit gegeben als Europäischer Verbund für territoriale Zusammenarbeit (EVTZ). „Etwas Vergleichbares gibt es europaweit nicht“, so Bauer. Die Ministerin würdigte die bisher geleistete grenzüberschreitende Zusammenarbeit der exzellenten Forschungsuniversitäten – der Universitäten Freiburg, Strasbourg, Mulhouse-Colmar, Basel und dem Karlsruher Institut für Technologie. „Die gemeinsame Vision und Tatkraft am Oberrhein verkörpert den europäischen Mehrwert“, unterstrich die Ministerin.

Bereits heute habe der Universitätsverbund vereinbart, in vier strategisch bedeutsamen Forschungsschwerpunkten zu kooperieren: Quantenphysik und Quantentechnologien, Präzisionsmedizin, Nachhaltigkeitswissenschaften sowie Kulturwissenschaften. Zudem würden gemeinsame Qualitätsstandards und eine gemeinsame Qualitätssicherung in ausgewählten forschungsstrategischen Disziplinen aufgebaut, um im European Campus gemeinsame Lehrangebote zu entwickeln. „Mit seiner gemeinsamen Vision zu weitreichenden Kooperationen ist der Verbund geradezu prädestiniert, sich zu einer Europäischen Universität weiterzuentwickeln“, so Bauer weiter.

Eckpunkte für eine Europäische Universität

Auf politischer Ebene und innerhalb der Wissenschafts-Community gebe es derzeit noch unterschiedliche Ideen zur Ausgestaltung von Europäischen Universitäten, so die Ministerin weiter. „Aus unserer Sicht umfasst eine Europäische Universität nicht nur gemeinsame Standards in der Lehre, sondern auch gemeinsame strategische Forschungs- und Innovationsschwerpunkte mit weltweiter Sichtbarkeit sowie eine gemeinsame Forschungs- und Infrastruktur. Nur so kann ein wirklicher europäischer Mehrwert generiert werden“, sagte Bauer. Ein solches Projekt gehe weit über die bekannten studentischen Ausbauprogramme hinaus. „Dies aufzubauen ist eine gemeinsame Aufgabe der Hochschulen, der regionalen und nationalen Ebenen und der Europäischen Union“, so die Ministerin. Bis Oktober 2018 wird die Ministerin dem Kabinett ein konkretes Konzept zur Weiterentwicklung des European Campus hin zu einer Europäischen Universität am Oberrhein vorlegen.

„Mit einer Europäischen Universität können wir auch unsere führende Position im europäischen Forschungs- und Bildungsraum sichern und die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit sowie das Wirtschaftswachstum, insbesondere in den Grenzregionen, fördern“, betonte der Ministerpräsident.

Zeitnah werde eine Gemeinsame Erklärung zwischen Baden-Württemberg und der Region Grand Est zum Projekt unterzeichnet. „Mit der Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung positioniert sich Baden-Württemberg mit seiner französischen Nachbarregion im Prozess zur Ausgestaltung Europäischer Universitäten. Von dieser Unterzeichnung soll auch ein Signal nach Europa ausgehen, welchen hohen politischen Stellenwert wir einer europäischen Wissenschaftsunion einräumen“, betonte die Ministerin.

Land unterstützt die trinationale Zusammenarbeit

Das Land unterstützt im Zeitraum 2016 bis 2018 die Universität Freiburg und das Karlsruher Institut für Technologie mit Mitteln in einer Gesamthöhe von rund 870.000 Euro, damit sie gemeinsam mit ihren Partneruniversitäten die trinationale Zusammenarbeit im European Campus voranbringen können.

Macron: bis 2024 Europäische Universitäten schaffen

Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron formulierte am 26. September 2017 in seiner Rede an der Pariser Sorbonne seine Idee zur Gründung von Europäischen Universitäten: „Ich schlage die Einrichtung Europäischer Universitäten vor, die ein Netzwerk von Universitäten aus mehreren Ländern Europas bilden und die einen Studienverlauf schaffen, in dem jeder Studierende im Ausland studiert und Seminare in mindestens zwei Sprachen belegt. Europäische Universitäten, die auch Orte pädagogischer Neuerungen und exzellenter Forschung sind. Wir müssen uns das Ziel stecken, bis 2024 mindestens 20 dieser Universitäten zu errichten.“

Eucor – The European Campus besteht bereits seit 1989

Der Europäische Verbund für territoriale Zusammenarbeit (EVTZ) Eucor – The European Campus ist vor dem Hintergrund einer langjährigen Kooperation der Universitäten am Oberrhein entstanden. Die Abkürzung Eucor steht für „Europäische Konföderation der oberrheinischen Universitäten“, gegründet 1989 von sieben deutschen, französischen und schweizerischen Universitäten. Mitglieder des Verbunds sind heute die Universität Basel, die Universität Freiburg, die Université de Haute-Alsace, das Karlsruher Institut für Technologie und die aus drei Hochschulen hervorgegangene Université de Strasbourg.

Im Dezember 2015 unterzeichneten die fünf Mitgliedsuniversitäten die Gründungsdokumente, um der grenzüberschreitenden Forschung und Lehre eine eigene Rechtspersönlichkeit zu geben. Die Universitäten schufen damit den bislang ersten EVTZ zwischen Hochschuleinrichtungen auf europäischer Ebene. Besondere Schwerpunkte in der Forschung setzt der European Campus auf den Gebieten der Quantenphysik und der Quantentechnologien, in der Präzisionsmedizin sowie den Nachhaltigkeitswissenschaften und den Kulturwissenschaften.

Ministerium fördert Austausch der Universitäten mit 4,2 Millionen Euro

Aktuell läuft im Eucor-Verbund ein breit angelegtes Projekt zur Schaffung gemeinsamer Strukturen in allen Tätigkeitsfeldern der Universitäten – von der strategischen Planung über Forschung und Lehre bis hin zur Weiterbildung und zum Austausch von Verwaltungspersonal. Diesen Austausch fördert das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst mit anderen Partnern über das Interreg-Programm der EU mit 4,2 Millionen Euro im Zeitraum von 2016 bis 2018. Angestrebt wird unter anderem auch die gemeinsame Anstellung von Professorinnen und Professoren. Grundsätzlich können Studierende der Eucor-Universitäten Lehrveranstaltungen an allen anderen Universitäten besuchen. Es gibt aber auch gemeinsame BA- und MA-Studiengängen an den Eucor-Universitäten, bei denen Studierende an verschiedenen Standorten studieren und Abschlüsse aus den unterschiedlichen Ländern erwerben.

Insgesamt bündelt der EVTZ die Kompetenzen und Potenziale von 15.000 Forschenden und 11.000 Doktorandinnen und Doktoranden sowie mehr als 120.000 Studierenden. Gemeinsam strebt der Universitätsverbund Eucor – The European Campus den Aufbau eines klar profilierten Wissenschafts- und Forschungsraums ohne Mauern und Grenzen und mit internationaler Ausstrahlungskraft an.

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