Margret Wittig-Terhardt hat für ihr langjähriges Engagement im sozial-karitativen Bereich von Kunststaatssekretärin Petra Olschowski das Bundesverdienstkreuz am Bande überreicht bekommen.
Staatssekretärin Petra Olschowski hat in Vertretung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann das Bundesverdienstkreuz am Bande an Margret Wittig-Terhardt überreicht.
„Margret Wittig-Terhardt hat sich in vielfältiger Weise über lange Jahre umfangreich und über das übliche Maß hinausgehend für unser Gemeinwesen engagiert. Sie ist eine Vorkämpferin für die Gleichstellung in der Bundesrepublik Deutschland. Von den ersten Frauenmedientreffen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk bis zur heutigen Institutionalisierung des Themas Gleichstellung durch Beauftragte für Chancengleichheit war es ein langer Weg. Ich danke Margret Wittig-Terhardt, dass sie diesen Weg maßgeblich geprägt hat“, sagte Staatssekretärin Petra Olschowski. Wittig-Terhardt war von 1962 bis 1994 beim Süddeutschen Rundfunk tätig. Unter rund 130 Personen, die in den damaligen Geschäftsleitungen der Sender Leitungspositionen einnahmen, war sie die einzige Frau. Sie forderte unter anderem bessere Aufstiegschancen, faire Bezahlung, Mitsprache in Gremien und Jurys sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Lebenserfahrung, Sensibilität und humanitäre Liebe
Seit 2006 engagiert sich Wittig-Terhardt als ehrenamtliche Sterbebegleiterin im Hospiz St. Martin in Stuttgart-Degerloch. Sie stellt sich in außerordentlichem Maße, auch in den späten Abend- und frühen Morgenstunden, für die Begleitung von Sterbenden zur Verfügung. Mit ausgeprägtem Respekt tritt sie den Menschen, die sie begleitet, gegenüber. Staatssekretärin Olschowski: „Diesen Menschen widmet sich Wittig-Terhardt schon seit über zehn Jahren. Sie steht mit all ihrer Lebenserfahrung, Sensibilität und humanitären Liebe in diesen oft auch schweren Momenten den Gästen des Hospizes und ihren Nächsten bei: Wir brauchen Menschen wie sie, die die Initiative ergreifen, und denen das Schicksal ihrer Mitmenschen nicht gleichgültig ist.“
Ein großes Herz für Kinder zeigt Wittig-Terhardt im Verein „Kind e. V. Dachverband“, der sich die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zum Ziel gesetzt hat. Zudem war sie maßgeblich an der Gründung der „element-i Bildungsstiftung“ beteiligt. Unter dem Motto „Kinder fördern – Werte leben – Zukunft gestalten“ werden dort Projekte für Kinder und mit Kindern verwirklicht. „Wittig-Terhardt ist wertvolle Ratgeberin und zentrale Impulsgeberin und bringt hier Ihren juristischen Sachverstand ein.“
Hinzu kommt Wittig-Terhardts langjähriges Engagement in der Kirchengemeinde St. Konrad Stuttgart, in der Diözese Rottenburg-Stuttgart und in verbundenen Institutionen sowie als langjähriges Vorstandsmitglied und Mitglied des Aufsichtsrats des Katholischen Siedlungswerks oder der St. Elisabeth-Stiftung Bad Waldsee. „In diesen Aufgaben hat sich Wittig-Terhardt konsequent mit der gleichen Akribie und Hingabe karitativen Projekten gewidmet, wie in ihrer beruflichen Rolle als Justiziarin und Direktorin der Medienpolitik“, so Olschowski abschließend.
Die Verleihung fand in den Räumen des Hospiz St. Martin der Diözese Rottenburg-Stuttgart statt. Wittig-Terhardt erhält die Auszeichnung für ihr langjähriges Engagement im sozial-karitativen Bereich.
Biografisches
Margret Wittig-Terhardt wurde am 17. September 1934 in Rhede/Borken geboren. Sie studierte Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Bonn und Freiburg mit den Nebenfächern Kunstgeschichte und Literatur. Später war sie lange Jahre als Lehrbeauftrage an der Universität in Hohenheim.
Von 1962 bis 1994 arbeitete sie beim Süddeutschen Rundfunk (jetzt: Südwestrundfunk) zunächst als Referentin, ab 1972 als Justiziarin und von 1990 an zugleich als Finanzdirektorin. Sie beendeten ihre Laufbahn dort nach über 30 Jahren im Jahre 1994.
Im Jahr 1970 leitete sie die AG Rundfunkgebührenrecht und hatte in dieser Funktion entscheidenden persönlichen Anteil an der Schaffung der Gebühreneinzugszentrale (GEZ). Auch im Folgenden begleitete sie die Entwicklung des Rechts der Rundfunkfinanzierung, etwa in Arbeitsgruppen mit der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten.
Von 1972 an, ab 1985 dann als Vorsitzende, hatte Margret Wittig-Terhardt in der sogenannten „Postkommission“ entscheidenden Anteil an der Erarbeitung eines umfassenden, auch finanziell weitreichenden Vertragswerkes (VTL) zwischen Rundfunk und Deutscher Bundespost (später Deutsche Telekom). Als Justiziarin des Süddeutschen Rundfunks führte Frau Wittig-Terhardt mit Engagement und Weitsicht das Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht, in dem dieses 1987 mit dem sogenannten „Baden-Württemberg-Beschluss“ (BVerfGE 74, 297, 332) dem Ansinnen des Gesetzgebers entgegen trat, dem damaligen Süddeutschen Rundfunk die Veranstaltung regionaler und lokaler Programme zu verbieten.