Auszeichnung

EU-Parlament ehrt Jesidinnen mit Menschenrechts-Preis

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Die UN-Sonderbotschafterin Nadia Murat bei einer Rede (Quelle: dpa).

Die Jesidinnen Nadia Murad und Lamija Adschi Baschar werden vom EU-Parlament mit dem renommierten Sacharow-Preis ausgezeichnet. Parlamentspräsident Martin Schulz verkündete die Auswahl während der Plenarsitzung in Straßburg. „Das ist eine sehr symbolische Entscheidung”, sagte er anschließend.

Die beiden irakischen Frauen wurden von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) versklavt und leben heute in Baden-Württemberg. Die extremistischen Sunniten hassen die Jesiden. Sie beschimpfen die Religionsgemeinschaft, die eine Ursprungsreligion der Kurden ist, als „Teufelsanbeter”. Weltweit gibt es rund eine Million Jesiden. Derzeit sollen noch rund 3.200 Frauen und Kinder in den Fängen der Terrormiliz sein. Murad und Baschar gelang die Flucht. Sie versuchen jetzt, Verbündete im Kampf gegen die Versklavung ihrer Glaubensschwestern durch den IS zu gewinnen.

Die Frauen teilten eine schmerzliche und tragische Geschichte, begründete Schulz die Auszeichnung. Beide hätten mit ansehen müssen, wie ihre engsten Familienmitglieder vor ihren Augen vergewaltigt wurden. Beide seien als Sexsklaven ausgenutzt worden. „Aber ihre tragischen Geschichten endeten nicht dort”, sagte Schulz. Sie haben gekämpft, weil sie das Gefühl hatten, überleben zu müssen und seien zu Stimmen der zahlreichen Opfer des Menschenhandels geworden. In diesem Kampf wolle das Parlament sie unterstützen, so Schulz.

Mit unglaublichem Mut eine starke Stimme ergriffen

Ministerpräsident Winfried Kretschmann sagte, die beiden Jesidinnen ergriffen mit unglaublichem Mut eine starke Stimme, um die Gräueltaten des IS anzuprangern. „Wir freuen uns sehr, dass ihr unermüdlicher Einsatz nun mit dem Sacharow-Preis für geistige Freiheit gewürdigt wird. Damit rücken die grausamen Taten noch weiter ins öffentliche Bewusstsein”, sagte Kretschmann. „Wir müssen international zusammen stehen, um den vom ‚Islamischen Staat’ versklavten und gefolterten Frauen und Mädchen eine neue Heimat in Sicherheit zu ermöglichen”, so Kretschmann. Eine solche Auszeichnung sende hierfür wichtige Zeichen an die internationale Gemeinschaft.

Murad kam 2015 im Rahmen eines Sonderkontingentes der baden-württembergischen Landesregierung nach Deutschland. Sie war im September auch zur UN-Sonderbotschafterin für Opfer des Menschenhandels ernannt worden. Baschar bekam nach Angaben des Staatsministeriums 2016 ein Visum zur medizinischen Behandlung in Deutschland.

Der Sacharow-Preis für geistige Freiheit

Mit dem Sacharow-Preis ehrt das Europaparlament seit 1988 Menschen oder Organisationen, die sich für Menschenrechte und Grundfreiheiten einsetzen. Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung an den saudischen Blogger Raif Badawi. Verliehen wird der Preis, der mit 50.000 Euro dotiert ist, am 14. Dezember.

Europäisches Parlament: Sacharow-Preis

Quelle:

dpa