Ausbildung

Berufliches Qualifizierungsjahr für erwachsene Flüchtlinge in Ellwangen

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Eine ehrenamtliche Helferin gibt zwei syrischen Flüchtlingen Deutschunterricht. (Bild: © dpa)

Das Pilotprojekt „Berufliches Qualifizierungsjahr für junge erwachsene Flüchtlinge” in Ellwangen blickt auf eine erste erfolgreiche Staffel zurück. Das Qualifizierungsjahr verknüpft Sprachförderung und Alphabetisierung mit Berufsorientierung und der Vermittlung von politischer Grundbildung und Alltagskultur. Praktika geben den jungen Geflüchteten die Möglichkeit direkt mit der Arbeitswelt in Kontakt zu kommen.

Am Ende der ersten Staffel seines Pilotprojekts BQF (Berufliches Qualifizierungsjahr für junge erwachsene Flüchtlinge) zieht das Kultusministerium eine positive Bilanz: „Es ist beeindruckend, welches Sprachniveau geflüchtete Menschen durch das BQF erreichen können. Das zeigt, wie wichtig es ist, dass wir ihnen die Chance dazu geben“, sagte Staatssekretär Volker Schebesta bei seinem Besuch in Ellwangen. Schebesta informierte sich dort bei der Firma Stengel über den Verlauf eines der Praktika, die die zehn Teilnehmer zum Abschluss des BQF-Kurses bei unterschiedlichen Firmen absolvieren. Das BQF, das in Trägerschaft des Kolping-Bildungswerks in Ellwangen nun zum ersten Mal erprobt wurde, verknüpft Sprachförderung und Alphabetisierung mit Berufsorientierung und der Vermittlung von politischer Grundbildung und Alltagskultur für Geflüchtete.

Zielgruppe des im Juli 2016 angelaufenen BQF sind junge erwachsene Flüchtlinge ohne oder mit geringer Schulbildung (Analphabeten oder funktionale Analphabeten) im Alter von 21 bis 25 Jahren. Das Kultusministerium hat das Pilotprojekt beim Kolping-Bildungswerk mit rund 50.000 Euro bezuschusst. Im Mittelpunkt des 35 Wochen dauernden Unterrichts stehen das Erlernen des Alphabets und der deutschen Sprache anhand von beruflichen, gesellschaftlichen, kulturellen und fachpraktischen Themen. Darüber hinaus werden Grundkenntnisse in der deutschen Politik und Kultur sowie demokratische Werte vermittelt. Danach absolvieren die Teilnehmer ein vier- bis fünfwöchiges Praktikum und erhalten nach Abschluss des Jahres ein Zertifikat mit Angaben zum Sprachstand nach Europäischem Referenzrahmen. Am Ende soll der Übergang in weitere Bildungsgänge, eine Ausbildung oder in den Arbeitsmarkt stehen. „BQF dient letztlich dazu, weitere Qualifikationen zu ermöglichen. Das zeigt auch den Flüchtlingen, wie wichtig eine gute Ausbildung ist“, erklärte Staatssekretär Schebesta.

Praktika ermöglichen direkten Kontakt mit der Arbeitswelt

Ein wichtiger Bestandteil des BQF ist deshalb das Praktikum. Flüchtlinge kommen hier in den direkten Kontakt mit der Arbeitswelt und können ihre Fertigkeiten erproben. Zudem erfahren sie, ob ihre eigene Vorstellungen und Ziele realistisch sind. Die Unternehmen wiederum können besser beurteilen, ob die Deutschkenntnisse und Fähigkeiten der Flüchtlinge ausreichen. Bei der Sprachförderung verzeichnet das Pilotprojekt besonders gute Ergebnisse: Acht der zehn aus Syrien und dem Kamerun stammenden Teilnehmer liegen jetzt im Sprachbereich in der oberen Hälfte des Leistungsniveaus. Zwar werden weitere Kurse notwendig sein, doch haben alle Teilnehmer inzwischen das A2-Niveau erreicht.

Angesichts der guten Erfahrungen mit dem Pilotprojekt BQF hat das Kultusministerium den Start eines zweiten Kurses genehmigt, der am 16. Dezember 2016 begonnen hat und bis zum 14. Juni 2017 andauert. Das BQF ist damit zugleich ein Vorläufer für das im Herbst 2016 an zwölf Standorten landesweit angelaufene, vom Bundesbildungsministerium finanzierte Bildungsjahr für erwachsene Flüchtlinge (BEF Alpha).