Forschung

Erfolgsmodell Reallabor made in Baden-Württemberg

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Professorin Barbar Lenz, Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und der Schorndorfer Oberbürgermeister Matthias Klopfer vor dem Bürgerbus „Barbara“ aus dem Reallabor Schorndorf (Bild: © Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg).

Reallabore beziehen Praktiker aus Kommunen, Sozial- und Umweltverbänden und Unternehmen von Anfang an in den Forschungsprozess ein. Baden-Württemberg hat seit 2015 insgesamt 14 Reallabor-Vorhaben mit rund 18 Millionen Euro gefördert. Wissenschaftsministerin Theresia Bauer besuchte die Reallabore in Schorndorf und Heidelberg, die das Land mit je rund 1,2 Millionen Euro fördert.

„Ob klimaverträgliches Wohnen, neue Formen der Mobilität, demografischer Wandel oder Digitalisierung des Alltags – Reallabore machen das Leben zum wissenschaftlichen Experimentierfeld. Gesellschaft und Wissenschaft arbeiten hier zusammen und erproben zukunftsfähige und nachhaltige Lösungen, das ist Idee und Erfolgsrezept zugleich. Das Wissenschaftsministerium bringt diese neuartigen Konzepte der Forschung voran: In Baden-Württemberg werden seit 2015 insgesamt 14 Reallabor-Vorhaben mit rund 18 Millionen Euro gefördert, was in dieser Weise weltweit einmalig ist. Reallabore made in BW sind zu einem Erfolgsmodell geworden“, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer in Schorndorf. In Reallaboren werden Praktiker aus Kommunen, Sozial- und Umweltverbänden und Unternehmen von Anfang an in den Forschungsprozess einbezogen.

Die Ministerin besuchte zwei Reallabore in Schorndorf und Heidelberg, die das Land mit je rund 1,2 Millionen Euro fördert. „Beide Reallabore befassen sich mit dem Thema Nachhaltigkeit im öffentlichen Raum. Die Fortbewegung im öffentlichen Nahverkehr und eine erweiterte Nutzung und damit auch der Umbau von Schulgebäuden angesichts neuer Herausforderungen – Stichwort Inklusion, Ganztages- und Gemeinschaftsschule – sind zwei zentrale gesellschaftliche Themen“, so die Ministerin.

Stadtbus der Zukunft: „Busfahren on demand“ im Reallabor Schorndorf

Der Reallabor-Bus „Barbara“ fährt zu der Zeit und auf der Route, auf welcher Fahrgäste transportiert werden möchten – ohne feste Haltestellen oder Fahrpläne. Der Nahverkehr wird so an die individuellen Ansprüche angepasst, Leerfahrten werden vermieden. Der Fahrtwunsch wird mit Hilfe einer App, eines Computers oder via Telefon übermittelt, die Fahrt kostet 1,40 Euro.

„Das Reallabor Schorndorf zeigt exemplarisch, wie Kommunen, Praxispartner, Wissenschaft und Bürger gemeinsam neue Ansätze für den öffentlichen Nahverkehr erproben. Smart und zukunftsweisend verknüpft die Idee des flexiblen Bedarfsbusses Mobilität und Digitalisierung. Das Reallabor stellt sich zugleich der Herausforderung, die Menschen vor Ort aktiv an der Entwicklung zu beteiligen. Hier wird der Stadtbus der Zukunft entwickelt und erprobt“, betonte Bauer. Daraus ergeben sich ganz neue Aufgabenstellungen, zum Beispiel für die Kommunikation zwischen Fahrgast, Busfahrer und Leitstelle. „Das Reallabor liefert wertvolle Erkenntnisse zu Umsetzung und Nachfrage eines digital gestützten Nahverkehrs. So können sich insbesondere Kommunen auf neue Formen der Mobilität vorbereiten – eine zentrale Voraussetzung, damit diese in die Umsetzung kommen“, so die Ministerin.

Schule als Lern- und Lebensraum – gemeinsame Stadtentwicklung

Im Mittelpunkt des Reallabors STADT-RAUM-BILDUNG in Heidelberg stehen die Schulen und deren Bedeutung für die Wissensgesellschaft von heute. Veränderung der Bildungslandschaft, demographischer Wandel und Inklusion sind nur drei Stichworte, die Auswirkungen auf Schulen und Schulgebäude haben. Künftig werden Räume benötigt, die individualisierte und kooperative Lernformen ermöglichen. Baumaßnahmen auf dem Schulgelände sollen die Bedürfnisse von allen Beteiligten berücksichtigen – und eine nachhaltige Stadtentwicklung vorantreiben.

„Nachhaltigkeit bedeutet in Bezug auf Stadtquartiere, sie als Wohn- und Arbeitsort, Lebens- und Begegnungsraum für alle Generationen lebenswert, attraktiv, sicher und bedarfsorientiert zu gestalten. Gemeinsam diskutieren und entwickeln Vertreterinnen und Vertreter der Kommune und der Schulgemeinschaft mit Bürgerinnen und Bürgern sowie Forscherinnen und Forschern Lösungsansätze für den zukünftigen Schulumbau und die Integration von Schulen in ihre Stadtquartiere“, sagte die Ministerin in Heidelberg.

Ein eigens entwickeltes Brettspiel zum gemeinsamen Bau einer Bildungslandschaft wurde entwickelt, um vor allem Kindern ein Kommunikationsmedium an die Hand zu geben, ihre Wünsche auszudrücken. Auch beim Austausch zwischen Schule und Stadtteilbewohnern hilft der gemeinsame Bau einer Bildungslandschaft, um die verschiedenen Wünsche und Bedarfe im Dialog zu klären.

„Städte sind Labore der Zukunft, weil hier Wissenschaft, Kommunen, die Wirtschaft und Bürgerinnen und Bürger gemeinsam Lösungsansätze entwickeln können. Ich bin sicher, dass in unseren 14 Reallaboren noch viele spannende Ideen realisiert werden“, sagte Ministerin Bauer abschließend.

Die Reallabore in Baden-Württemberg

Reallabor Schorndorf

Im Reallabor Schorndorf arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) gemeinsam mit Partnern von der Universität Stuttgart, der Hochschule Esslingen, der Stadt Schorndorf, des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart, dem örtlichen Busunternehmen und den Schorndorfer Bürgerinnen und Bürgern an einem bedarfsorientierten, digital gestützten Buskonzept.

Reallabor Schorndorf

Reallabor STADT-RAUM-BILDUNG

Die SRH Hochschule Heidelberg koordiniert das Reallabor STADT-RAUM-BILDUNG, an dem die Universität Stuttgart und die Pädagogische Hochschule in Heidelberg sowie das Institut für Schulentwicklung, Compare Consulting und das Internationale Zentrum für Kultur- und Technikforschung beteiligt sind. Kommunale Kooperationspartner sind Heidelberg, Müllheim (Baden) und Stuttgart sowie Schulen in ganz Baden-Württemberg.

Reallabor STADT-RAUM-BILDUNG

Förderung von Reallaboren

Das Wissenschaftsministerium treibt die Einrichtung von Reallaboren seit 2015 mit zwei Förderlinien voran. In der ersten Förderlinie „Reallabore – BaWü-Labs“ wurden sieben Reallabore mit rund zehn Millionen Euro gefördert. In der zweiten Förderlinie „Reallabor Stadt“ stellt das Wissenschaftsministerium für weitere sieben Forschungsprojekte, die zukunftsfähige Lösungen für Ballungsräume erproben, insgesamt rund acht Millionen Euro bereit. Die Projekte sind auf drei Jahre angelegt; einige Projekte der ersten Runde haben eine Anschlussfinanzierung bekommen.

Mit den Förderprogrammen greift die Landesregierung das Konzept Reallabore als zentrales und innovatives Instrument der Nachhaltigkeitsstrategie für Baden-Württemberg auf. Grundlage sind im Sommer 2013 von der Expertenkommission „Wissenschaft für Nachhaltigkeit“ vorgelegte Empfehlungen, in deren Zent-rum die Idee von Reallaboren steht, also einer strukturierten Kooperation zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zur wissenschaftlichen Bearbeitung von Fragen der Nachhaltigkeit.

Wissenschaftsministerium: Reallabore Baden-Württemberg

1. Förderlinie: „Reallabore – BaWü-Labs“

2. Förderlinie: „Reallabore Stadt“