Stellungnahme Städtebauliche Aspekte
Die Frage eines Neubaus, der später als Konzerthaus genutzt wird, ist eingehend betrachtet worden. Ein Opernhaus und ein Konzerthaus haben vollkommen unterschiedliche Anforderungen an die Architektur und die Akustik. Weder für die Oper noch für das Konzerthaus würde aus einem solchen Mischgebäude eine gute Lösung entstehen. Eine zusätzliche Spielstätte müsste im Übrigen auch im Hinblick auf die zusätzliche Betriebslogistik und -Kosten kritisch hinterfragt werden. Auch wäre die Standortfrage nicht einfach und zeitnah zu beantworten. So wurde beispielsweise der Standort Gebhard-Müller-Platz im Rahmen der Standortsuche für die Interimsspielstätte geprüft und wegen der schwierigen Gründungssituation ausgeschlossen.
Kulturförderung ist eine Aufgabe, die tief in der Gesellschaft verankert ist. Es ist wichtig, die vielfältige und reiche Kulturszene im Land zu erhalten. Die Kulturförderung des Landes legt deshalb Wert darauf, sowohl die großen etablierten als auch kleinere Einrichtungen, innovative Projekte und Initiativen zu fördern und dabei nicht nur die Metropolen im Blick zu haben, sondern auch die ländlichen Räume. Die Staatstheater sind die größte Kultureinrichtung des Landes. Aus gesellschafts- und kulturpolitischer Sicht besteht am „Ob“ der Opernsanierung kein Zweifel. Die Staatstheater erfüllen ihren wertvollen Kultur- und Bildungsauftrag für die Gesellschaft auf höchstem Niveau. Sie erhalten unser kulturelles Erbe, indem historische Stoffe und Werke immer wieder neu interpretiert werden und zudem Raum für Zeitgenössisches gegeben wird. So sind in der Oper, im Ballett und im Schauspiel regelmäßig die Arbeiten der wichtigsten zeitgenössischen Regisseure, Choreografen und Bühnenbildner zu sehen. Gleichzeitig sind Oper und Ballett auch der Ausgangspunkt von Weltkarrieren und bedeutenden künstlerischen Persönlichkeiten.
Jede Spielzeit besuchen rund 450.000 Menschen die Staatstheater mit Oper, Ballett und Schauspiel. Die Staatstheater legen dabei ein starkes Augenmerk darauf, ein vielfältiges Publikum, insbesondere junge Menschen und auch bisherige Nicht-Besucher zu interessieren und zu begeistern. Neben dem abendlichen Programm gibt es unterschiedliche Formate, wie Sitzkissenkonzerte, kostenlose Konzerte zur Mittagszeit, Programme zum Mitmachen, Kooperationen mit Schulen und Stadtteilarbeit, Blicke hinter die Kulissen, öffentliche Trainings, Ballett im Park, Mini-Tanzworkshops und weitere Vermittlungsangebote.
Die Staatstheater nehmen damit ihren Kultur- und Bildungsauftrag aktiv wahr und bilden damit einen hohen Wert für die Gesellschaft, was über die öffentliche Kulturförderung ermöglicht werden muss.
Deshalb ist es für die Stadt wichtig, dass bei einem Wettbewerb zur Sanierung und Erweiterung des Opernhauses auch der öffentliche Raum miteinbezogen wird. Städtebaulich muss der gesamte Block betrachtet werden, da sowohl der Ersatzbau des Kulissengebäudes, als auch die Durchwegung zwischen Schauspiel und Königin-Katharina Stift aber auch die Lage der neuen Sporthalle mit Aula sowie die Neugestaltung des Schulaußenbereichs mit betrachtet werden müssen.
Vom historischen Quartier an dieser Stelle sind heute nur noch der Littmann-Bau und das Königin-Katharina-Stift erhalten. Es ergibt sich somit die Chance aufbauend auf diesen beiden denkmalgeschützten Gebäuden mit ihren noch immer traditionellen Nutzungen, Oper und Schule, ein Stadtquartier zu reparieren.
Grundstück an der Zuckerfabrik für Erweiterung des Kulissenlagers vorgeschlagen
Um die gestalterischen Möglichkeiten im Rahmen des Wettbewerbs zur Opernhaussanierung zu erweitern und mehr Spielraum auch in den funktionalen Flächen innerhalb des neuen Kulissengebäudes zu haben, hat die Stadt das Grundstück an der Zuckerfabrik für eine Erweiterung des bereits bestehenden Kulissenlagers vorgeschlagen. Die Staatstheater arbeiten aktuell daran, einzelne Betriebsbereiche zu definieren, die ausgelagert werden können. Damit soll das Raumprogramm entlastet und mehr Spielraum für Stadtgestaltung und gute Architektur geschaffen werden.
Teil dieser Überlegung ist auch die Lage und Einbindung der neuen Sporthalle mit Aula. Der bisherige vorgesehene Standort auf dem Parkplatz ist lediglich ein Platzhalter, weitere Standortalternativen werden aktuell untersucht.
Eine komplette Verlagerung des Königin-Katharina Stift kommt jedoch für die Stadt nicht in Frage. Die Schule hat deutlich gemacht, dass sie an diesem Standort bleiben möchte, auch gibt es in der Innenstadt außerhalb des Stuttgart 21-Geländes keine Grundstücksalternativen. Die denkmalgeschützte Schule wurde Anfang der 2000er Jahre für zehn Millionen Euro generalsaniert und verfügt über Schallschutzfenster und eine moderne Lüftung. Die Schülerzahlen sind seit Jahren stabil. Die Nachfrage nach Gymnasialplätzen ist hoch, aktuell können daher vier Eingangsklassen in der fünften Klasse gebildet werden. Die Traditionsschule mit einer über 200-jährigen Geschichte ist seit über 117 Jahren dort beheimatet.