Gestaltungsfreiräume am Standort werden geprüft
Die Bedenken bezüglich des Stadtbildes und der städtebaulichen Gestaltung insbesondere mit Blick auf die B14 als Kulturmeile werden ernst genommen. Vor einem Grundsatzbeschluss des Verwaltungsrats sollen die Wettbewerbsergebnisse Ende Mai 2020 abgewartet werden, damit relevante Aspekte für die weiteren Entscheidungen und Planungsschritte mitberücksichtigt werden können. Um ein gelungenes Gesamtbild zu erreichen, wird zudem geprüft, welche Funktionsbereiche ausgelagert werden könnten, um Gestaltungsfreiräume am Standort zu haben. Der zusätzliche Flächenbedarf an der B14 kann dadurch im Vergleich zur bisherigen raumscharfen Studie reduziert werden und entsprechende Gestaltungsspielräume eröffnen. Es besteht große Einigkeit, dass der Mehrwert inhaltlich und gestalterisch für die Bürgerinnen und Bürger sichtbar und erlebbar sein muss. Diesbezügliche Anregungen können in die weitere Planung und Wettbewerbsausschreibungen einfließen, so dass gute architektonische Lösungen gefunden werden.
Ein Neubau als Alternative würde grundsätzlich – wie jedes Neubauprojekt – Freiräume hinsichtlich einer modernen Architektur ermöglichen. Für eine zeitgemäße und zukunftsfähige Spielstätte ist aber nicht zwingend ein Neubau erforderlich, vor allem, wenn mit dem Littmann-Bau ein besonderes identitätsstiftendes Kulturdenkmal im Herzen der Stadt besteht und man ihn in seiner „gelebten“ Funktion als Spielstätte für Oper und Ballett zukunftsfähig aufstellen kann. Mit der Sanierung des Littmann-Baus, der Erweiterung der Bühnenlandschaft (Kreuzbühne) und Flächen für Werkstätten und anderen Flächen können alle erforderlichen zeitgemäßen und zukunftsfähigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Vor dem Hintergrund, dass der Littmann-Bau in seiner Funktion als Spielstätte für Oper und Ballett erhalten bleiben kann, hat im Übrigen auch der Denkmalschutz seine Bedenken gegen die Erweiterung der Seitenbühne zurückgestellt. Der Böhm-Pavillon soll unter Berücksichtigung der Aspekte des Denkmalschutzes möglichst erhalten bleiben. Hierzu werden die Ideen des Architekturwettbewerbs zur Gastronomiesituation und weiterer Aspekte abgewartet.
Unterschiedliche Anforderungen von Opern- und Konzerthaus
Die Frage eines Neubaus, der später als Konzerthaus genutzt wird, ist eingehend betrachtet worden. Ein Opernhaus und ein Konzerthaus haben vollkommen unterschiedliche Anforderungen an die Architektur und die Akustik. Weder für die Oper noch für das Konzerthaus würde aus einem solchen Mischgebäude eine gute Lösung entstehen. Eine zusätzliche Spielstätte müsste im Übrigen auch im Hinblick auf die zusätzliche Betriebslogistik und -Kosten kritisch hinterfragt werden. Auch wäre die Standortfrage nicht einfach und zeitnah zu beantworten. So wurde beispielsweise der Standort Gebhard-Müller-Platz im Rahmen der Standortsuche für die Interimsspielstätte geprüft und wegen der schwierigen Gründungssituation ausgeschlossen.
Aus gesellschafts- und kulturpolitischer Sicht besteht am „Ob“ der Opernsanierung kein Zweifel. Kulturförderung ist eine Aufgabe, die tief in der Gesellschaft verankert ist. Es ist wichtig, die vielfältige und reiche Kulturszene im Land zu erhalten. Die Staatstheater sind die größte Kultureinrichtung des Landes, sie erfüllen einen wertvollen Kultur- und Bildungsauftrag für die Gesellschaft auf höchstem künstlerischen Niveau. Sie erhalten unser kulturelles Erbe, indem es immer wieder neu interpretiert wird und geben zudem Raum für Zeitgenössisches. Oper, Ballett und Schauspiel werden für alle Bürgerinnen und Bürger und für alle Generationen. Jede Spielzeit besuchen rund 450.000 Menschen die Staatstheater mit Oper, Ballett und Schauspiel. Die Staatstheater legen dabei ein starkes Augenmerk darauf, ein vielfältiges Publikum, insbesondere junge Menschen und auch bisherige Nicht-Besucher zu interessieren und zu begeistern. Neben dem abendlichen Programm gibt es unterschiedliche Formate, wie Sitzkissenkonzerte, kostenlose Konzerte zur Mittagszeit, Programme zum Mitmachen, Kooperationen mit Schulen und Stadtteilarbeit, Blicke hinter die Kulissen, öffentliche Trainings, Ballett im Park, Mini-Tanzworkshops und weitere Vermittlungsangebote.
Die Staatstheater nehmen damit ihren Kultur- und Bildungsauftrag aktiv wahr und bilden damit einen hohen Wert für die Gesellschaft, was über die öffentliche Kulturförderung ermöglicht werden muss.