Durchlässigkeit für Schülerinnen und Schüler (Erhöhung Wechselmöglichkeiten)
Übergangsverhalten (Übertritt nach 4. Klasse; späterer Wechsel); Grundschulempfehlung; Aufwertung der Realschulen
Wechselwirkungen (Gymnasium, berufliche Gymnasien, andere weiterführende Schularten, Privatschulen etc.)
Sie konnten den Themenbereich bis zum 22. September 2023, 17 Uhr, kommentieren.
Kommentare :
zu Auswirkungen G8/G9 auf das gesamte Schulsystem
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105.
Kommentar von :ohne Name 62941
Auswirkungen G8
Abiturient*innen aus dem G8 haben nach meiner Erfahrung als Lehrerin und als Mutter nur Nachteile. Das "gewonnene" Jahr verbringen die meisten mit Reisen, Freiwilligendienst oder Selbstfindung, weil sie keine Zeit hatten sich über ihre Zukunftswünsche klar zu werden.
Im Vergleich mit dem G9 über Realschule und berufliches Gymnasium müssen G8
Abiturient*innen aus dem G8 haben nach meiner Erfahrung als Lehrerin und als Mutter nur Nachteile. Das "gewonnene" Jahr verbringen die meisten mit Reisen, Freiwilligendienst oder Selbstfindung, weil sie keine Zeit hatten sich über ihre Zukunftswünsche klar zu werden.
Im Vergleich mit dem G9 über Realschule und berufliches Gymnasium müssen G8 Absolventen für einen guten Abiturschnitt in kürzerer Zeit härter arbeiten. Es findet ein Auszug aus dem allgemeinbildenden Gymnasium statt, der so von der Landesregierung offensichtlich gewollt ist, damit die Gemeinschaftsschulen gestärkt werden.
104.
Kommentar von :ohne Name 62881
Qualität der Bildung
G8 geht meiner Erfahrung mit kurzfristigem Auswendiglernen und Abliefern bei den Schülern einher, wobei viele dabei in zweierlei Hinsicht abgehängt werden: Einerseits bleibt bei den Schülern das tiefergehende Verständnis und der von allen Seiten gewünschte „Blick über den Tellerrand hinaus“ aus. Auf der anderen Seite bleibt den Lehrern kaum Zeit
G8 geht meiner Erfahrung mit kurzfristigem Auswendiglernen und Abliefern bei den Schülern einher, wobei viele dabei in zweierlei Hinsicht abgehängt werden: Einerseits bleibt bei den Schülern das tiefergehende Verständnis und der von allen Seiten gewünschte „Blick über den Tellerrand hinaus“ aus. Auf der anderen Seite bleibt den Lehrern kaum Zeit motivierende und abwechslungsreiche Methoden im Unterricht anzuwenden, sodass ein eintöniger Unterricht mit dem Bildungsplan und der Zeit im Nacken die Motivation der Schüler (zusätzlich zum Stress) sinken lässt. Somit trägt G8, was die Qualität der Bildung angeht, zu weniger Wissen und Frustration bei Schülern und Lehrern bei.
Da das durch G8 im Vergleich zu G9 „gewonnene“ Jahr meiner Ansicht nach häufig gar nicht als gewinnbringendes Jahr genutzt werden kann, sehe ich wirklich keinen Vorteil. Viele Schüler haben kurz vor ihrem Abschluss noch keine Berufs-, Ausbildungs- oder Studienpläne, sondern brauchen vielmehr eine Auszeit. Dann doch lieber ein Jahr länger Schule und vernünftige Bildung: diese basiert auf wirklichem Verständnis und Schüler hatten Zeit , sich intensiv mit den Themen auseinander zu setzen.
103.
Kommentar von :Karl Marx
G8 - eine von vielen Verschlimmbesserungen durch praxisfernen Aktionismus
Unabhängig von Parteizugehörigkeiten betrachtet, hat die Bildungspolitik in Baden-Württemberg in den letzten beiden Jahrzehnten sehr viel Aktionismus an den Tag gelegt und dabei manche sinnvolle Reformen, aber auch jede Menge Verschlimmbesserungen produziert. Man hat den Eindruck, als werde diese Bildungspolitik getrieben von wechselnden Ängsten
Unabhängig von Parteizugehörigkeiten betrachtet, hat die Bildungspolitik in Baden-Württemberg in den letzten beiden Jahrzehnten sehr viel Aktionismus an den Tag gelegt und dabei manche sinnvolle Reformen, aber auch jede Menge Verschlimmbesserungen produziert. Man hat den Eindruck, als werde diese Bildungspolitik getrieben von wechselnden Ängsten und Erwartungserfüllungshudeleien, aber nur selten von klaren Strategien und Konzepten, die langfristig verfolgt würden und transparent kommuniziert würden. Man reagiert auf Zurufe aus der Wirtschaft, aus der Wissenschaft, aus internationalen Vergleichsstudien, aus Bildungsgerechtigkeitsinitiativen, aber am Ende stellt man niemanden zufrieden, weder die Wissenschaft noch die Ökonomie noch die Kämpfenden für soziale Gerechtigkeit. Stattdessen diffundiert das System von Jahr zu Jahr, sind Eltern enttäuscht, Lehrkräfte zermürbt, Schülerinnen und Schüler durchlaufen das Schulsystem weitgehend wie einen Fremdkörper, den man so schnell wie möglich hinter sich lassen möchte. In diese Serie reiht sich auch G8 ein - eine Reform, die hingehudelt wurde bei der Einführung, dann jahrelang durch Herumgschraube und kosmetische Reparaturen zu retten versucht wurde, mit dem Bildungsplan 2016 einen U-Turn erlebt hat, tatsächlich aber zu noch schlimmeren Zerreißproben geführt hat. Die Risse werden größer. Der Bildungsplan 2004 wurde als zu inhaltsschwach kritisiert, 2016 wurde ein inhaltlich völlig überfrachteter Bildungsplan präsentiert, mit zermürbenden und bürokratischen Schulcurricula-Schlachten in der Folge. Aktuell werden mehr oder weniger klandestin Bildungspläne einzelner Fächer überarbeitet. Einen vernetzten Gesamtplan scheint man gar nicht mehr anzustreben. Anhörungsverfahren finden zu teils unmöglichen Bedingungen statt, wenn. Die Schülerinnen und Schüler sollten sich freuen, dass ihre Leidenszeit durch G8 verkürzt worden ist. Aber eigentlich brauchen sie etwas ganz anderes: Ein Bildungssystem, in dem sie sich zuhause fühlen können - zumindest für die Zeit ihrer Kindheit und Adoleszenz, eine Schulzeit, in der Beziehungen wachsen können, Identifikationen entstehen und vertieft werden, Bildung nicht nur utilitaristisch, sondern auch als in sich selbst wertvoll verstanden wird: Eine Schulzeit, in der Persönlichkeiten reifen können und nicht nur Arbeitskräfte für den Arbeitsmarkt vorproduziert und zugeliefert werden. Humanität bedeutet in ihrem Kern die Freiheit von Instrumentalisierung. Wenn man in unser Bildungssystem hineinhört, dann hört man jedoch zuerst die Rufe der Utilitaristen, die Forderungen nach Instrumentalisierung und unmittelbare Verwertbarkeit. Auf diese Weise hat sich auch die berühmte Steuererklärung einen Platz im Bildungsplan gesichert - aber welch Wunder, die Schülerinnen und Schüler freuen sich über diesen ach so verwertbaren Unterrichtsgegenstand gar nicht, natürlich, die Steuererklärung erledigt natürlich sowieso die K. I. Wir haben Bildung zur Ware gemacht, und es wird uns auch noch gelingen, die Schülerinnen und Schüler zur Ware zu machen. Vielleicht mit G7? Instinktiv spüren viele Schülerinnen und Schüler, dass es in diesem System nicht um sie selbst geht, die Entfremdung schreitet voran. Die Bildungspolitik sollte sich ehrlich machen und eine neue Verlässlichkeit schaffen. G9 wäre ein Anfang.
102.
Kommentar von :ohne Name 62692
Qualität der Bildung
Ich habe als Lehrkraft in beiden Systemen gearbeitet. Die Qualität der Bildung hat durch das G8 spürbar abgenommen:
a) Z.B. durch die zusätzliche Belastung des Nachmittagsunterrichts, der durch die Verkürzung auf G8 notwendig wurde, um einen Teil des wegfallenden Schuljahres zu kompensieren, fehlt den Kindern und Jugendlichen Zeit für Ausgleich.
Ich habe als Lehrkraft in beiden Systemen gearbeitet. Die Qualität der Bildung hat durch das G8 spürbar abgenommen:
a) Z.B. durch die zusätzliche Belastung des Nachmittagsunterrichts, der durch die Verkürzung auf G8 notwendig wurde, um einen Teil des wegfallenden Schuljahres zu kompensieren, fehlt den Kindern und Jugendlichen Zeit für Ausgleich. Folgen: Psychische Probleme, ...
b) Früher war es möglich, einen Kursstufenkurs mehrere Wochen ganz konkret auf das Abitur vorzubereiten. Heute sind die Lehrer froh, wenn sie die Inhalte ohne Lücke durchgenommen haben. Verkürzung der Zeit, aber unproportional geringe Abnahme des Lehrstoffs. Verkürzung des Lehrstoffes bedeutet aber auch wieder geringere Qualität der Bildung.
Fazit: G8 war eine fatale Fehlentscheidung für die bis dahin international anerkannte deutsche Bildungsqualität, an der meines Wissens bis auf BaWü nur noch das Saarland festgehalten haben.
101.
Kommentar von :ohne Name 62842
Qualität der Bildung
seit G8 bleibt im Unterricht keine Zeit mehr, Themen zu vertiefen. Es ist bei der Einführung von G8 der Eindruck erweckt worden, als ob die Qualität der Bildung durch die Verkürzung der Schulzeit und die daher einhergehende Komprimierung des Unterrichtsstoffs gesteigert werden könnte. Das hat sich überhaupt nicht bestätigt. Es bleibt im Unterricht
seit G8 bleibt im Unterricht keine Zeit mehr, Themen zu vertiefen. Es ist bei der Einführung von G8 der Eindruck erweckt worden, als ob die Qualität der Bildung durch die Verkürzung der Schulzeit und die daher einhergehende Komprimierung des Unterrichtsstoffs gesteigert werden könnte. Das hat sich überhaupt nicht bestätigt. Es bleibt im Unterricht keine Zeit, um Dinge zu üben. Der Niveauverlust wird dann dadurch ausgeglichen, dass das niveau gesenkt wird, was die Hochschulen seither massiv unter Druck setzt.
100.
Kommentar von :ohne Name 62797
Weniger Abiturienten durch G8
Da G8 mit deutlich höherem Schulstress u.a. verbunden ist, haben sich meiner Erfahrung nach viele Eltern leistungsfähiger Kinder für die Realschule entschieden statt für das Gymnasium. Das reduziert effektiv die Abiturientenzahl und verbessert die Akzeptanz der Realschulen.
Dadurch könnte sich der Handwerkermangel verbessern.
Ach so?
Da G8 mit deutlich höherem Schulstress u.a. verbunden ist, haben sich meiner Erfahrung nach viele Eltern leistungsfähiger Kinder für die Realschule entschieden statt für das Gymnasium. Das reduziert effektiv die Abiturientenzahl und verbessert die Akzeptanz der Realschulen.
Dadurch könnte sich der Handwerkermangel verbessern.
Ach so? Bildungsgerechtigkeit wäre auch ein Argument? Ähhh....
99.
Kommentar von :ohne Name 62815
G8/G9
Auswirkungen auf die Grundschulen:
Bei der Umstellung von G8 auf G9 wurde der Lehrplan der Grundschulen in vielerlei Hinsicht überfrachtet (Englisch, Themen des Sachunterrichts, Präsentationen schon in der Grundschule). Ergebnis: Die Grundferigkeiten, die dort erworben werden müssen (Lesen, Schreiben, Rechnen!) wurden und werden viel zu wenig
Auswirkungen auf die Grundschulen:
Bei der Umstellung von G8 auf G9 wurde der Lehrplan der Grundschulen in vielerlei Hinsicht überfrachtet (Englisch, Themen des Sachunterrichts, Präsentationen schon in der Grundschule). Ergebnis: Die Grundferigkeiten, die dort erworben werden müssen (Lesen, Schreiben, Rechnen!) wurden und werden viel zu wenig geübt. Das Elternhaus muss einspringen, was mit einer Verschärfung der Chancenungleichheit einhergeht. Gleichzeitig wurde gerade in den Sprachen (Deutsch und alle Fremdsprachen) die Stundenzahl im Gymnasium insgesamt extrem gekürzt.
Folge: Verheerende Rückstände in allen Bereichen der schriftlichen Kommunikation und des Leseverstehens. Verschärft wird die Situation durch die steigende Zahl der Schüler mit Migrationshintergrund. Statt darauf mit einem deutlichen Plus an Zeit für Vertiefung und Übung zu reagieren, wird überall nur der zunehmende Mangel verwaltet.
98.
Kommentar von :Dirtsam
Stress schon für Kinder
Ich habe es so erlebt:
Kinder werden durchgeschleust, wer nicht so schnell kapiert, wird zurückgelassen. Ist es notwendig, die Kinder bereits in frühen Jahren dermaßen auf Stress und Leistungsdruck zu konditionieren? Gleichzeitig weichen einige Kids nur noch auf auswendig lernen aus - ohne den Stoff richtig zu verstehen.
Für andere Dinge - auch
Ich habe es so erlebt:
Kinder werden durchgeschleust, wer nicht so schnell kapiert, wird zurückgelassen. Ist es notwendig, die Kinder bereits in frühen Jahren dermaßen auf Stress und Leistungsdruck zu konditionieren? Gleichzeitig weichen einige Kids nur noch auf auswendig lernen aus - ohne den Stoff richtig zu verstehen.
Für andere Dinge - auch "einfach nur Kind/Jugendliche zu sein" - bleibt auf der Strecke. Gleichzeitig wundern wir uns, warum es weniger sportliche / musikalische / künstlerische Kinder gibt.. weil sie gar keine Zeit dazu haben.
97.
Kommentar von :ohne Name 62746
Jeder kann G9 unterstützen:
https://g9-jetzt-bw.de/
- Lesen
- pro Person ein Blatt ausfüllen
- beim Einwohnermeldeamt/Bürgermeisteramt Name/Anschrift bestätigen lassen
- abschicken.
96.
Kommentar von :ohne Name 62776
Mehr Chancengerechtigkeit
G9 würde die unterschiedlichen sozialen Ungleichheiten besser ausgleichen als G8. Die Schülerinnen und Schüler hätten die Möglichkeit neben der schulischen Leistungserbringung mehr Angebote aus dem kulturellen Bereich wahrzunehmen. Diese werden bspw. durch AGs an der Schule angeboten, aber weniger wahrgenommen als bei G9. Im Gegensatz zu privaten
G9 würde die unterschiedlichen sozialen Ungleichheiten besser ausgleichen als G8. Die Schülerinnen und Schüler hätten die Möglichkeit neben der schulischen Leistungserbringung mehr Angebote aus dem kulturellen Bereich wahrzunehmen. Diese werden bspw. durch AGs an der Schule angeboten, aber weniger wahrgenommen als bei G9. Im Gegensatz zu privaten Angeboten können hiervon alle Schülerinnen und Schüler profitieren. Es findet weniger Separieren statt, da nicht nur die, die es sich leisten können diese Angebote wahrnehmen.
Die Verzerrung, die dadurch entsteht, dass berufliche Schulen G9 anbieten können, fällt außerdem weg, was die gymnasiale Oberstufe stärkt.
Ein weiteres Jahr käme den Schülern entwicklungstechnisch entgegen, da sehr viele nach dem Abitur erst einmal jobben und nach der stressigen G8-Schulzeit eine Auszeit nehmen wollen.
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Kommentare : zu Auswirkungen G8/G9 auf das gesamte Schulsystem
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Auswirkungen G8
Abiturient*innen aus dem G8 haben nach meiner Erfahrung als Lehrerin und als Mutter nur Nachteile. Das "gewonnene" Jahr verbringen die meisten mit Reisen, Freiwilligendienst oder Selbstfindung, weil sie keine Zeit hatten sich über ihre Zukunftswünsche klar zu werden. Im Vergleich mit dem G9 über Realschule und berufliches Gymnasium müssen G8
Abiturient*innen aus dem G8 haben nach meiner Erfahrung als Lehrerin und als Mutter nur Nachteile. Das "gewonnene" Jahr verbringen die meisten mit Reisen, Freiwilligendienst oder Selbstfindung, weil sie keine Zeit hatten sich über ihre Zukunftswünsche klar zu werden.
Im Vergleich mit dem G9 über Realschule und berufliches Gymnasium müssen G8 Absolventen für einen guten Abiturschnitt in kürzerer Zeit härter arbeiten. Es findet ein Auszug aus dem allgemeinbildenden Gymnasium statt, der so von der Landesregierung offensichtlich gewollt ist, damit die Gemeinschaftsschulen gestärkt werden.
Qualität der Bildung
G8 geht meiner Erfahrung mit kurzfristigem Auswendiglernen und Abliefern bei den Schülern einher, wobei viele dabei in zweierlei Hinsicht abgehängt werden: Einerseits bleibt bei den Schülern das tiefergehende Verständnis und der von allen Seiten gewünschte „Blick über den Tellerrand hinaus“ aus. Auf der anderen Seite bleibt den Lehrern kaum Zeit
G8 geht meiner Erfahrung mit kurzfristigem Auswendiglernen und Abliefern bei den Schülern einher, wobei viele dabei in zweierlei Hinsicht abgehängt werden: Einerseits bleibt bei den Schülern das tiefergehende Verständnis und der von allen Seiten gewünschte „Blick über den Tellerrand hinaus“ aus. Auf der anderen Seite bleibt den Lehrern kaum Zeit motivierende und abwechslungsreiche Methoden im Unterricht anzuwenden, sodass ein eintöniger Unterricht mit dem Bildungsplan und der Zeit im Nacken die Motivation der Schüler (zusätzlich zum Stress) sinken lässt. Somit trägt G8, was die Qualität der Bildung angeht, zu weniger Wissen und Frustration bei Schülern und Lehrern bei.
Da das durch G8 im Vergleich zu G9 „gewonnene“ Jahr meiner Ansicht nach häufig gar nicht als gewinnbringendes Jahr genutzt werden kann, sehe ich wirklich keinen Vorteil. Viele Schüler haben kurz vor ihrem Abschluss noch keine Berufs-, Ausbildungs- oder Studienpläne, sondern brauchen vielmehr eine Auszeit. Dann doch lieber ein Jahr länger Schule und vernünftige Bildung: diese basiert auf wirklichem Verständnis und Schüler hatten Zeit , sich intensiv mit den Themen auseinander zu setzen.
G8 - eine von vielen Verschlimmbesserungen durch praxisfernen Aktionismus
Unabhängig von Parteizugehörigkeiten betrachtet, hat die Bildungspolitik in Baden-Württemberg in den letzten beiden Jahrzehnten sehr viel Aktionismus an den Tag gelegt und dabei manche sinnvolle Reformen, aber auch jede Menge Verschlimmbesserungen produziert. Man hat den Eindruck, als werde diese Bildungspolitik getrieben von wechselnden Ängsten
Unabhängig von Parteizugehörigkeiten betrachtet, hat die Bildungspolitik in Baden-Württemberg in den letzten beiden Jahrzehnten sehr viel Aktionismus an den Tag gelegt und dabei manche sinnvolle Reformen, aber auch jede Menge Verschlimmbesserungen produziert. Man hat den Eindruck, als werde diese Bildungspolitik getrieben von wechselnden Ängsten und Erwartungserfüllungshudeleien, aber nur selten von klaren Strategien und Konzepten, die langfristig verfolgt würden und transparent kommuniziert würden. Man reagiert auf Zurufe aus der Wirtschaft, aus der Wissenschaft, aus internationalen Vergleichsstudien, aus Bildungsgerechtigkeitsinitiativen, aber am Ende stellt man niemanden zufrieden, weder die Wissenschaft noch die Ökonomie noch die Kämpfenden für soziale Gerechtigkeit. Stattdessen diffundiert das System von Jahr zu Jahr, sind Eltern enttäuscht, Lehrkräfte zermürbt, Schülerinnen und Schüler durchlaufen das Schulsystem weitgehend wie einen Fremdkörper, den man so schnell wie möglich hinter sich lassen möchte. In diese Serie reiht sich auch G8 ein - eine Reform, die hingehudelt wurde bei der Einführung, dann jahrelang durch Herumgschraube und kosmetische Reparaturen zu retten versucht wurde, mit dem Bildungsplan 2016 einen U-Turn erlebt hat, tatsächlich aber zu noch schlimmeren Zerreißproben geführt hat. Die Risse werden größer. Der Bildungsplan 2004 wurde als zu inhaltsschwach kritisiert, 2016 wurde ein inhaltlich völlig überfrachteter Bildungsplan präsentiert, mit zermürbenden und bürokratischen Schulcurricula-Schlachten in der Folge. Aktuell werden mehr oder weniger klandestin Bildungspläne einzelner Fächer überarbeitet. Einen vernetzten Gesamtplan scheint man gar nicht mehr anzustreben. Anhörungsverfahren finden zu teils unmöglichen Bedingungen statt, wenn. Die Schülerinnen und Schüler sollten sich freuen, dass ihre Leidenszeit durch G8 verkürzt worden ist. Aber eigentlich brauchen sie etwas ganz anderes: Ein Bildungssystem, in dem sie sich zuhause fühlen können - zumindest für die Zeit ihrer Kindheit und Adoleszenz, eine Schulzeit, in der Beziehungen wachsen können, Identifikationen entstehen und vertieft werden, Bildung nicht nur utilitaristisch, sondern auch als in sich selbst wertvoll verstanden wird: Eine Schulzeit, in der Persönlichkeiten reifen können und nicht nur Arbeitskräfte für den Arbeitsmarkt vorproduziert und zugeliefert werden. Humanität bedeutet in ihrem Kern die Freiheit von Instrumentalisierung. Wenn man in unser Bildungssystem hineinhört, dann hört man jedoch zuerst die Rufe der Utilitaristen, die Forderungen nach Instrumentalisierung und unmittelbare Verwertbarkeit. Auf diese Weise hat sich auch die berühmte Steuererklärung einen Platz im Bildungsplan gesichert - aber welch Wunder, die Schülerinnen und Schüler freuen sich über diesen ach so verwertbaren Unterrichtsgegenstand gar nicht, natürlich, die Steuererklärung erledigt natürlich sowieso die K. I. Wir haben Bildung zur Ware gemacht, und es wird uns auch noch gelingen, die Schülerinnen und Schüler zur Ware zu machen. Vielleicht mit G7? Instinktiv spüren viele Schülerinnen und Schüler, dass es in diesem System nicht um sie selbst geht, die Entfremdung schreitet voran. Die Bildungspolitik sollte sich ehrlich machen und eine neue Verlässlichkeit schaffen. G9 wäre ein Anfang.
Qualität der Bildung
Ich habe als Lehrkraft in beiden Systemen gearbeitet. Die Qualität der Bildung hat durch das G8 spürbar abgenommen: a) Z.B. durch die zusätzliche Belastung des Nachmittagsunterrichts, der durch die Verkürzung auf G8 notwendig wurde, um einen Teil des wegfallenden Schuljahres zu kompensieren, fehlt den Kindern und Jugendlichen Zeit für Ausgleich.
Ich habe als Lehrkraft in beiden Systemen gearbeitet. Die Qualität der Bildung hat durch das G8 spürbar abgenommen:
a) Z.B. durch die zusätzliche Belastung des Nachmittagsunterrichts, der durch die Verkürzung auf G8 notwendig wurde, um einen Teil des wegfallenden Schuljahres zu kompensieren, fehlt den Kindern und Jugendlichen Zeit für Ausgleich. Folgen: Psychische Probleme, ...
b) Früher war es möglich, einen Kursstufenkurs mehrere Wochen ganz konkret auf das Abitur vorzubereiten. Heute sind die Lehrer froh, wenn sie die Inhalte ohne Lücke durchgenommen haben. Verkürzung der Zeit, aber unproportional geringe Abnahme des Lehrstoffs. Verkürzung des Lehrstoffes bedeutet aber auch wieder geringere Qualität der Bildung.
Fazit: G8 war eine fatale Fehlentscheidung für die bis dahin international anerkannte deutsche Bildungsqualität, an der meines Wissens bis auf BaWü nur noch das Saarland festgehalten haben.
Qualität der Bildung
seit G8 bleibt im Unterricht keine Zeit mehr, Themen zu vertiefen. Es ist bei der Einführung von G8 der Eindruck erweckt worden, als ob die Qualität der Bildung durch die Verkürzung der Schulzeit und die daher einhergehende Komprimierung des Unterrichtsstoffs gesteigert werden könnte. Das hat sich überhaupt nicht bestätigt. Es bleibt im Unterricht
seit G8 bleibt im Unterricht keine Zeit mehr, Themen zu vertiefen. Es ist bei der Einführung von G8 der Eindruck erweckt worden, als ob die Qualität der Bildung durch die Verkürzung der Schulzeit und die daher einhergehende Komprimierung des Unterrichtsstoffs gesteigert werden könnte. Das hat sich überhaupt nicht bestätigt. Es bleibt im Unterricht keine Zeit, um Dinge zu üben. Der Niveauverlust wird dann dadurch ausgeglichen, dass das niveau gesenkt wird, was die Hochschulen seither massiv unter Druck setzt.
Weniger Abiturienten durch G8
Da G8 mit deutlich höherem Schulstress u.a. verbunden ist, haben sich meiner Erfahrung nach viele Eltern leistungsfähiger Kinder für die Realschule entschieden statt für das Gymnasium. Das reduziert effektiv die Abiturientenzahl und verbessert die Akzeptanz der Realschulen. Dadurch könnte sich der Handwerkermangel verbessern. Ach so?
Da G8 mit deutlich höherem Schulstress u.a. verbunden ist, haben sich meiner Erfahrung nach viele Eltern leistungsfähiger Kinder für die Realschule entschieden statt für das Gymnasium. Das reduziert effektiv die Abiturientenzahl und verbessert die Akzeptanz der Realschulen.
Dadurch könnte sich der Handwerkermangel verbessern.
Ach so? Bildungsgerechtigkeit wäre auch ein Argument? Ähhh....
G8/G9
Auswirkungen auf die Grundschulen: Bei der Umstellung von G8 auf G9 wurde der Lehrplan der Grundschulen in vielerlei Hinsicht überfrachtet (Englisch, Themen des Sachunterrichts, Präsentationen schon in der Grundschule). Ergebnis: Die Grundferigkeiten, die dort erworben werden müssen (Lesen, Schreiben, Rechnen!) wurden und werden viel zu wenig
Auswirkungen auf die Grundschulen:
Bei der Umstellung von G8 auf G9 wurde der Lehrplan der Grundschulen in vielerlei Hinsicht überfrachtet (Englisch, Themen des Sachunterrichts, Präsentationen schon in der Grundschule). Ergebnis: Die Grundferigkeiten, die dort erworben werden müssen (Lesen, Schreiben, Rechnen!) wurden und werden viel zu wenig geübt. Das Elternhaus muss einspringen, was mit einer Verschärfung der Chancenungleichheit einhergeht. Gleichzeitig wurde gerade in den Sprachen (Deutsch und alle Fremdsprachen) die Stundenzahl im Gymnasium insgesamt extrem gekürzt.
Folge: Verheerende Rückstände in allen Bereichen der schriftlichen Kommunikation und des Leseverstehens. Verschärft wird die Situation durch die steigende Zahl der Schüler mit Migrationshintergrund. Statt darauf mit einem deutlichen Plus an Zeit für Vertiefung und Übung zu reagieren, wird überall nur der zunehmende Mangel verwaltet.
Stress schon für Kinder
Ich habe es so erlebt: Kinder werden durchgeschleust, wer nicht so schnell kapiert, wird zurückgelassen. Ist es notwendig, die Kinder bereits in frühen Jahren dermaßen auf Stress und Leistungsdruck zu konditionieren? Gleichzeitig weichen einige Kids nur noch auf auswendig lernen aus - ohne den Stoff richtig zu verstehen. Für andere Dinge - auch
Ich habe es so erlebt:
Kinder werden durchgeschleust, wer nicht so schnell kapiert, wird zurückgelassen. Ist es notwendig, die Kinder bereits in frühen Jahren dermaßen auf Stress und Leistungsdruck zu konditionieren? Gleichzeitig weichen einige Kids nur noch auf auswendig lernen aus - ohne den Stoff richtig zu verstehen.
Für andere Dinge - auch "einfach nur Kind/Jugendliche zu sein" - bleibt auf der Strecke. Gleichzeitig wundern wir uns, warum es weniger sportliche / musikalische / künstlerische Kinder gibt.. weil sie gar keine Zeit dazu haben.
Jeder kann G9 unterstützen:
https://g9-jetzt-bw.de/
- Lesen
- pro Person ein Blatt ausfüllen
- beim Einwohnermeldeamt/Bürgermeisteramt Name/Anschrift bestätigen lassen
- abschicken.
Mehr Chancengerechtigkeit
G9 würde die unterschiedlichen sozialen Ungleichheiten besser ausgleichen als G8. Die Schülerinnen und Schüler hätten die Möglichkeit neben der schulischen Leistungserbringung mehr Angebote aus dem kulturellen Bereich wahrzunehmen. Diese werden bspw. durch AGs an der Schule angeboten, aber weniger wahrgenommen als bei G9. Im Gegensatz zu privaten
G9 würde die unterschiedlichen sozialen Ungleichheiten besser ausgleichen als G8. Die Schülerinnen und Schüler hätten die Möglichkeit neben der schulischen Leistungserbringung mehr Angebote aus dem kulturellen Bereich wahrzunehmen. Diese werden bspw. durch AGs an der Schule angeboten, aber weniger wahrgenommen als bei G9. Im Gegensatz zu privaten Angeboten können hiervon alle Schülerinnen und Schüler profitieren. Es findet weniger Separieren statt, da nicht nur die, die es sich leisten können diese Angebote wahrnehmen.
Die Verzerrung, die dadurch entsteht, dass berufliche Schulen G9 anbieten können, fällt außerdem weg, was die gymnasiale Oberstufe stärkt.
Ein weiteres Jahr käme den Schülern entwicklungstechnisch entgegen, da sehr viele nach dem Abitur erst einmal jobben und nach der stressigen G8-Schulzeit eine Auszeit nehmen wollen.