Das Förderprogramm „Quartiersimpulse. Beratung und Umsetzung von Quartiersprojekten vor Ort“ unterstützt Kommunen und zivilgesellschaftliche Akteure bei einer alters- und generationengerechten Quartiersentwicklung. Das Land fördert sieben weitere Projekte.
Mit dem Förderprogramm „Quartiersimpulse“ unterstützt das Land Gemeinden, Städte und Landkreise in der alters- und generationengerechten Quartiersentwicklung. Ziel ist es, lebendige Quartiere für alle Generationen zu gestalten – also Nachbarschaften, Stadtteile und Dörfer, in denen Menschen sich einbringen, Verantwortung übernehmen und sich gegenseitig unterstützen. In der aktuellen Förderrunde erhalten insgesamt sieben Projekte Fördergelder des Landes.
Die sieben geförderten Projekte
- Kommune: Gemeinde Graben-Neudorf
- „Die Gemeinde Graben-Neudorf wünscht sich – ebenso wie viele andere Organisationen und Menschen in Graben-Neudorf, einen lebendigen Ort, an dem ein geselliges Zusammenkommen möglich ist. Wo Menschen ohne feste Zugehörigkeit zu einer Organisation, Religion oder Kultur Raum haben, um sich auszutauschen oder auch um sich mit seinen Talenten einbringen zu können. Ein klassischer Begegnungstreff, der auf Basis von Beteiligung gestaltet wird und für Gemeinschaft, Veranstaltungen, Beratung und jedwede Form des Engagements genutzt werden kann. Das Haus ist der Rahmen, um engagierten Menschen die Möglichkeit zu geben, eigene Ideen mitzubringen und das Haus mit immer mehr Facetten zu bereichern. Auch Beratung soll in diesem Haus angesiedelt werden – eine ideale Immobilie ist gefunden. Diese wird derzeit durch die Kommune käuflich erworben und danach für dieses Vorhaben umgebaut. Für dieses Vorhaben wurde eigens ein Trägerverein gegründet, der durch die Kommune mit diesem Antrag unterstützt wird.“ (Text der Kommune)
- Summe: 77.162,56 Euro
- Kommune: Stadt Mengen
- „Gute Beteiligung lebt von der Bereitschaft zum Dialog. Sie beachtet die Themen aller Akteurinnen und Akteure. Dafür steht das Quartiersprojekt Beteiligungswerkstatt Kernstadt Mengen. Es entsteht eine offene Beratungs- und Begegnungsstätte. Einzelpersonen, Gruppen, Initiativen, Vereine, Schulen und andere Institutionen sowie alle Wirtschaftsbetriebe finden in diesem Begegnungszentrum kompetente Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner zu sozialen Fragen. Um allen Akteurinnen und Akteuren die Möglichkeit zu geben, sich ihren Bedarfen entsprechend aktiv in die Gestaltung ihres Quartiers einzubringen, entsteht ein Beteiligungsrat, unter dessen Dach alle Generationen und Gruppen ihre Bedarfe formulieren und zur Diskussion mit Verwaltung und Politik vorbereiten können. Über die Begegnung und den Austausch entstehen sorgende Gemeinschaften.“ (Text der Kommune)
- Summe: 85.000,00 Euro
- Kommune: Stadt Offenburg
- „‚Zum Glück Albersbösch‘ – mit diesem Titel startet ein neues Projekt im Stadtteil. Wichtigstes Ziel ist es, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner für und in Albersbösch nach ihren Interessen und Möglichkeiten nachhaltig aktiv einbringen und teilhaben können. Der Wunsch nach einer Interessenvertretung für den Stadtteil wurde von Bewohnerinnen und Bewohnern formuliert. Daher ist es Ziel des Projektes, diese soweit möglich gemeinsam auf den Weg zu bringen. Die Gruppe soll auch befähigt werden, von Menschen benannte Themen aufgreifen zu können. Alle Aktionen hierzu sollen von Anfang an generationengerecht und für alle chancengerecht sein. Da viele Familien mit Kindern, viele ältere und alte Menschen sowie Menschen verschiedener Herkunft im Stadtteil leben, kommt diesen Gruppen eine besondere Bedeutung zu. Wir setzen auf eine möglichst barrierefreie Ausrichtung der Zugänge, Ansätze und Methoden. Es bedarf dafür Know-How, Ideen, Reflexion, verschiedene Zugangsformen und damit auch besondere Ressourcen. Mit den Quartiersimpulsen kann es gelingen, dass Menschen jeden Alters und verschiedener Herkunft teilhaben und sich für und in ihrem Heimatstadtteil aktiv einbringen.“ (Text der Kommune)
- Summe: 85.000,00 Euro
- Kommune: Gemeinde Kirchentellinsfurt
- „‚Das Einzige, das uns helfen kann, ist das WIR‘ - Deshalb will die Gemeinde Kirchentellinsfurt (5.600 Einwohner, Kreis Tübingen) im Ort ein Generationennetzwerk (GN) aufbauen. Unsere Einwohnerschaft verändert sich in vielerlei Hinsicht. Es gibt zunehmend ältere und immer weniger junge Menschen. In immer mehr Familien leben die verschiedenen Generationen nicht mehr am Ort. Die soziale Schere öffnet sich – nicht alle Menschen können sich die Unterstützung, die sie brauchen, einfach ‚kaufen‘. Unser Dorf soll trotz dieses Wandels auch in Zukunft ein guter Lebensort für alle bleiben. Die Gemeinde verfolgt mit dem GN zwei Ziele: die Themen Generationenbezug und Teilhabe in Kirchentellinsfurt zu stärken und die Einwohnerschaft für die Herausforderungen des demografischen Wandels zu sensibilisieren. Im Schulterschluss mit Vereinen, Institutionen und Bürgerinnen sowie Bürgern möchte die Gemeinde neue Unterstützungs- und Begegnungsmöglichkeiten für alle Generationen schaffen. Es geht darum, neue und nachhaltige Strukturen für bürgerschaftliches Engagement, ein gutes gesellschaftliches Miteinander und eine ‚sorgende Gemeinschaft‘ im Dorf zu schaffen und Teilhabe für alle zu ermöglichen.“ (Text der Kommune)
- Summe: 76.952,00 Euro
- Kommune: Stadt Mosbach
- „Das Quartier Waldstadt ist ein in sich geschlossenes Wohngebiet. Es fehlen für die Bewohnerinnen und Bewohner Räume und Angebote für Begegnung, Austausch und Freizeitgestaltung. Zu Bestandsgebäuden wurde keine Lösung gefunden. Der erforderliche Neubau der Turnhalle Waldstadt soll genutzt werden, um im Rahmen der begrenzt zur Verfügung stehenden Fläche ein Waldstadtzentrum zu entwickeln, das flexible Nutzungsmöglichkeiten für örtliche Vereine, ehrenamtlich Engagierte und die offene Jugendarbeit bietet. Ziel des Projekts ist es, alle Bürgerinnen und Bürger des Quartiers zu beteiligen, insbesondere bislang nicht aktive Einwohnerinnen und Einwohner. Das Wohngebiet steht vor einem Generationenwechsel. Ältere Einwohnerinnen und Einwohner benötigen Unterstützung und Angebote vor Ort, um möglichst lange hier wohnen bleiben zu können. Neue Einwohnerinnen und Einwohner sollen durch die Möglichkeit, sich bei der Entwicklung eines neuen Quartierszentrums zu beteiligen, integriert und die Identifikation mit dem Quartier ermöglicht beziehungsweise gestärkt werden. Der bald fertiggestellte Integrationsplan soll berücksichtigt werden.“ (Text der Kommune)
- Summe: 84.837,18 Euro
- Kommune: Stadt Geislingen an der Steige
- „Im Quartier Seebach/Katzenloch finden große strukturelle Veränderungen statt: Das Kirchengebäude der evangelischen Kirche wird vermutlich aufgegeben, die Helfensteinklinik wird geschlossen, über 60 neue Reihenhäuser entstehen, Investoren wollen betreute Wohnungen für Ältere bauen, ein Hospiz wird entstehen und eine Einrichtung für Menschen mit Behinderungen soll verwirklicht werden. Seit Februar 2022 gibt es eine Notunterkunft für circa 180 (vor allem ukrainische) Geflüchtete im Quartier. Durch diese großen und zahlreichen Veränderungen entsteht bei den Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers große Verunsicherung. Das Projekt ‚Gemeinsam Leben im Quartier‘ soll die Akteurinnen und Akteure im Quartier konstruktiv vernetzen, die Ängste und Sorgen der Bewohnerinnen und Bewohner aufgreifen und die Entwicklung einer neuen, identitätsstiftenden Vision fürs Quartier mit Aktivierung des Engagements der Bewohnerinnen und Bewohneranstoßen. So können sich ein besseres Miteinander, quartiersübergreifende Angebote, generationsübergreifende Treffmöglichkeiten, barrierefreie Begegnungsräume, sowie gegenseitige Unterstützungsangebote und niederschwellige Hilfeleistungen entwickeln.“ (Text der Kommune)
- Summe: 82.400,00 Euro
- Kommune: Stadt Leimen
- „Bei dem Projekt ‚Wie wollen WIR unser Quartier erleben‘ sollen alle Generationen und Kulturen am Quartiersleben teilhaben können. Hierfür wird mittels drei unterschiedlicher Beteiligungsformate aufgezeigt, was die Menschen im Quartier bewegt und welche Themen ihnen auf dem Herzen liegen. Mithilfe der Beteiligung kann im Anschluss ein Handlungskonzept/Maßnahmenkatalog entwickelt werden, um Leimen weg von einer Schlafstätte hin zu einem lebendigen Ort zu gestalten. Leimen ist geprägt von Bewohnerinnen und Bewohnern vieler unterschiedlicher Nationen. Um mit ihnen in Dialog zu treten soll unter dem Motto ‚wie geht multi-kulti in Leimen‘ ein Markt der Kulturen veranstaltet werden. Es soll dabei helfen aufzuzeigen, wie man sich in der Nachbarschaft einbringen und wie mehr Verständnis füreinander aufgebracht werden kann. Unter dem Motto ‚deine Stimme – deine Zukunft‘ soll Jugendlichen ein Gehör verschafft werden. Mittels einem Sportevent soll die Neugier für das Thema Beteiligung geweckt werden. Unter dem Motto ‚gemeinsam sind wir stärker‘ soll, mithilfe einer Tandemwerkstatt zwischen Jung und Alt, der Mehrwert von generationsübergreifendem Zusammenleben diskutiert werden.“ (Text der Kommune)
- Summe: 66.550,00 Euro
„Bei der Quartiersentwicklung ist es wichtig, die Bürgerinnen und Bürger mit ihren Interessen und Wünschen einzubeziehen“, sagte Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha. „Die geförderten Projekte zeigen, wie Bürgerbeteiligung bei der Quartiersentwicklung konkret aussehen kann. Ich hoffe sehr, dass die Angebote vor Ort rege genutzt werden.“
Reaktion auf den demografischen Wandel
Mit dem Förderprogramm „Quartiersimpulse“ reagiert das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration seit mehr als fünf Jahren auf die Herausforderungen des demografischen Wandels. Es stärkt die Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen den Kommunen sowie der Zivilgesellschaft und trägt damit zu einer nachhaltigen Entwicklung und Stärkung von lebendigen Quartieren in Baden-Württemberg bei.
Förderprogramm „Quartiersimpulse“
Das Förderprogramm „Quartiersimpulse. Beratung und Umsetzung von Quartiersprojekten vor Ort“ ist Teil der Landesstrategie „Quartier 2030 – Gemeinsam.Gestalten.“ des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg. Es unterstützt Kommunen und zivilgesellschaftliche Akteure bei einer alters- und generationengerechten Quartiersentwicklung. Hierbei werden gezielt Quartiersprojekte in Städten und Gemeinden für eine Laufzeit von zwei Jahren mit einem Zuschuss von bis zu 85.000 Euro gefördert. Bei Kommunalen Verbünden und Landkreisen in Verbindung mit kreisangehörigen Gemeinden oder Städten sind Förderungen von bis zu 115.000 Euro möglich. Die Kommunen erhalten den finanziellen Zuschuss nicht nur für Sach- und Personalkosten, sondern auch explizit für Beratungskosten.
Das Förderprogramm wird von der Initiative Allianz für Beteiligung im Auftrag des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg durchgeführt. Unterstützend zur Förderung können Kommunen sich beim Gemeinsamen Kommunalen Kompetenzzentrum für Quartiersentwicklung (GKZ.QE) von Städtetag, Gemeindetag und Landkreistag beraten lassen. Darüber hinaus bietet die Quartiersakademie interessierten Haupt- und Ehrenamtlichen in zivilgesellschaftlichen Organisationen und den kommunalen Verwaltungen Qualifizierungen zu Quartiersentwicklung und weiteren Themen an.