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Lernorte schaffen

Für eine Pädagogik der Beteiligung

Schülerlotse geht mit Schulkindern über Zebrastreifen

Eine „Pädagogik der Beteiligung“ meint konkret, dass überall Lernfelder oder Lernorte entstehen sollen – von der Kindertagesstätte bis zum Seniorenheim, vom kleinen Dorfrathaus bis ins Regierungspräsidium und Ministerium, von Kultur bis Politik, von Wirtschaft bis Verwaltung.

Überall dort soll Beteiligung mit Leben erfüllt und für Menschen erlebbar werden. Überall dort sollen die Menschen mit ihren vielfältigen Talenten, Fähigkeiten und Erfahrungen eingebunden und ihnen Gehör geschenkt werden. Daraus können dann, angelehnt an Prof. Roland Roth, kleine demokratische Gesellschaftsverträge entstehen und gemeinschaftlich ausgehandelt werden.

Eine Pädagogik der Beteiligung braucht auf der einen Seite systematische Ansätze wie Leitfäden, Spielregeln und Curricula für die Qualifizierung von Bürgern, Verwaltung und Politik. Das zeigt sich an den laufenden Qualifizierungsangeboten der Führungsakademie Baden-Württemberg. Auf der anderen Seite braucht es aber auch paradoxe und ungewöhnliche Lernprojekte, wie zum Beispiel eine Theaterproduktion „Bürgerbeteiligung – ein Lustspiel“. In diesem wurden 20 Frauen und Männer zwischen sieben und 70 von der Straße weg zufällig ausgesucht, um sich mit dem Thema Beteiligung spielerisch-theatralisch auseinander zu setzen. Das Projekt ist so erfolgreich, dass es bereits zwölfmal vor ausverkauftem Hause, inklusive des Plenarsaals des Landtages von Baden Württemberg, aufgeführt wurde.

In der griechischen Agora war klar, was stattfindet, genauso wie auf dem Markplatz in Siena. Es geht um Beteiligungsinfrastruktur in Form von Räumen und Plätzen, aber auch um neue Rollen bei Bürger, Politik und Verwaltung. Deshalb braucht eine „Pädagogik der Beteiligung“ dafür Lern-, Resonanz- und Beteiligungsorte.

Schaffen wir also Beteiligungs- und Resonanzorte als Orte lebendiger Demokratie: Machen wir die Rathäuser und Behörden zu echten Rat- und Bürgerhäusern. Sorgen wir für die Öffnung von Regierungspräsidien und Ministerien oder wie schon geplant dem Landtag für die Bürgerinnen und Bürger. Führen wir Bürger, Verwaltung und Politik örtlich nahe zusammen und geben den Bürgern Raum und Räume.

Für eine Pädagogik der Beteiligung

Bürgerbeteiligung ist viel mehr als Methoden und Formate und bedarf jenseits von gesetzlicher Verankerung einer persönlichen, ermöglichenden Haltung. Solche Haltungen müssen von Bürgern, Verwaltung und Politik gleichermaßen erarbeitet und erlernt werden. Die Qualifizierung zur Beteiligung voranzubringen ist deshalb ein zentraler Punkt. Gemeinsam mit der Führungsakademie Baden-Württemberg und den Hochschulen für öffentliche Verwaltung in Kehl und Ludwigsburg wurde ein Curriculum zum Thema Bürgerbeteiligung erarbeitet. Daraus entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit ein Kontaktstudiengang mit zehn Modulen, die sich vor allem an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Ministerien, Regierungspräsidien und Kommunalverwaltungen richten.

Demokratietheater, Lernlabor und Demokratie-Monitoring

Es ist bekannt, dass komplexe Sachverhalte am einfachsten spielerisch vermittelt werden können. Dieser pädagogischen Erkenntnis, die aus dem antiken Griechenland stammt, trägt die Landesregierung durch eine Theaterproduktion mit dem Titel „Bürgerbeteiligung – ein Lustspiel“ Rechnung. Im Rahmen des Landesjubiläums 2012 hat die Staatsrätin die Produktion in Auftrag gegeben. Das Stück befasst sich fernab von Runden Tischen, Planungswerkstätten und Bürgerhaushalten sehr kreativ mit dem Thema Demokratie und Beteiligung. Dass Projekt ist in sich selbst partizipativ, denn die Teilnehmenden haben das Stück selbst erarbeitet. Gespielt wird es an einschlägigen Demokratieorten in Rathäusern, Landratsämtern und im Plenarsaal des Landtags. Ein weiterer Schwerpunkt sind die Qualifizierungsangebote für junge Bürgerinnen und Bürger. Mit ganz spezifischen Formaten wie Onlinespielen, Planspielen und Programmen wie etwa „Jugend bewegt“ soll ein demokratisches Lernlabor für die junge Generation eröffnet werden.

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