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Vorschlag 1

Bachelorabsolventen

Einführung einer Promotionsvereinbarung

Die Landesregierung schlägt die Einführung einer Promotionsvereinbarung vor, die zwischen dem Promovenden und der Betreuerin oder dem Betreuer zu Beginn des Promotionsverfahrens, nämlich unmittelbar nach der Betreuungszusage, abgeschlossen wird und die beiderseitigen Rechte und Pflichten festhält. 

In den Betreuungsvereinbarungen soll geregelt werden: 

  • die Betreuungsintensität und die zeitliche Festlegung von Betreuungsgesprächen
  • Zeitpläne, die in regelmäßigen Zeitabständen fortgeschrieben werden,
  • die beiderseitige Verpflichtung zur Einhaltung der Regeln guter wissenschaftlicher Praxis,
  • die (bei der Abgabe der Dissertation festzulegende) Dauer der Korrektur und des Bewertungsverfahrens

Der Abschluss und die Mindestinhalte der Promotionsvereinbarung sollen im Landeshochschulgesetz vorgegeben werden. Die Festlegung weiterer Regelungsinhalte bleibt den Hochschulen überlassen. 

Verbessert werden soll zudem die Betreuung für sogenannte externe Doktorandinnen und Doktoranden. Für sie sollen in der Promotionsvereinbarung geregelt werden, wie die Integration in die Hochschule oder bestehende Betreuungsgruppen gesichert wird.

Fachspezifische Obergrenzen für Betreuungsverhältnisse

Gute Betreuung braucht vor allem Zeit. Aus diesem Grund soll der Promotionsausschuss in Zukunft darauf achten, dass dem Doktorvater bzw. der Doktormutter eine angemessene Betreuung auch tatsächlich möglich ist. Das kann dabei nur im Einzelfall nach den Besonderheiten des jeweiligen Fachs entschieden werden. Es sollen daher keine zahlenmäßige Vorgaben festgelegt werden, wie viele Doktoranden ein Betreuer übernehmen darf, aber Obergrenzen geschaffen werden, bei deren Erreichen gegenüber dem Promotionsausschuss darzulegen ist, ob eine angemessene Betreuung noch möglich ist. 

Abgeschafft werden soll in diesem Zusammenhang auch die Honorierung hoher Promovierendenzahlen bei der sog. leistungsorientierten Mittelvergabe.

Fragen:

  • Was halten Sie von der Einführung solcher Promotionsvereinbarungen?
  • Ist der Mindestregelungskatalog aus Ihrer Sicht ausreichend?
  • Welche weiteren Inhalte halten Sie für sinnvoll?
  • Welche Betreuungsrelationen sind in Ihrem Fach üblich bzw. aus Ihrer Sicht sinnvoll?

Kommentare : zu Vorschlag 1

Die Kommentierungsphase ist beendet. Vielen Dank für Ihre Kommentare!

27. Kommentar von :ohne Name 567

Keine AGB's

Ich unterstütze den Vorschlag. Betreuungsvereinbarungen sind ein echter Fortschritt in der Landesgestzgebung zur Promotion. Ich sehe nur die Gefahr, dass die Fakultäten Muster vorbereiten, von denen dann nicht mehr abgewichen werden kann/soll oder die man aus Bequemlichkeit übernimmt. Die Parteien sollen sich aber am Anfang des Projekts über die

Ich unterstütze den Vorschlag. Betreuungsvereinbarungen sind ein echter Fortschritt in der Landesgestzgebung zur Promotion.
Ich sehe nur die Gefahr, dass die Fakultäten Muster vorbereiten, von denen dann nicht mehr abgewichen werden kann/soll oder die man aus Bequemlichkeit übernimmt. Die Parteien sollen sich aber am Anfang des Projekts über die gegenseitigen Erwartungen intensiv austauschen. Nur so hat eine Vereinbarung, die ja dann im Extremen auch lauten könnte: Treffen einmal im Jahr, eine Chance auf einen echten Mehrwert. Ansonsten könnte sie als reines bürokratisches Hindernis empfunden werden.

28. Kommentar von :Ohne Name

Betreuungsrelationen

Die Betreuungsvereinbarungen können m.E. vor allem sinnvoll sein, um innerhalb eines Instituts für mehr Vergleichbarkeit zu sorgen. Deswegen müssten solcherlei Vereinbahrungen durch einen möglichst inklusiven Prozess gemeinsam von Professoren, MitarbeiterInnen und DoktorandInnen fach- und unispezifisch erarbeitet werden. Entscheidend bleibt aber

Die Betreuungsvereinbarungen können m.E. vor allem sinnvoll sein, um innerhalb eines Instituts für mehr Vergleichbarkeit zu sorgen. Deswegen müssten solcherlei Vereinbahrungen durch einen möglichst inklusiven Prozess gemeinsam von Professoren, MitarbeiterInnen und DoktorandInnen fach- und unispezifisch erarbeitet werden.

Entscheidend bleibt aber nach wie vor die Betreuungsrelation. Hat ein Professor 30 Doktoranden zu betreuen, so hilft auch keine perfekte Betreuungsvereinbarung, um die Qualität der Betreuung für alle gleichermaßen zu garantieren. Da es aber derzeit prestigeträchtig ist, eine möglichst große Anzahl von Doktoranden zu haben, wäre es sinnvoll, hier gesetzlich aktiv zu werden.

18. Kommentar von :Ohne Name

zur vorgeschlagenen Maßnahmen

Sehr geehrte Damen und Herren, insgesamt stehen wir den Maßnahmen zur Qualitätssicherung in der Promotion positiv gegenüber. Problematisch in der oben aufgelisteten Betreuungsvereinbarung sind die folgenden Punkte: 1) die Betreuungsintensität und die zeitliche Festlegung von Betreuungsgesprächen 2) Zeitpläne, die in regelmäßigen

Sehr geehrte Damen und Herren,

insgesamt stehen wir den Maßnahmen zur Qualitätssicherung in der Promotion positiv gegenüber.

Problematisch in der oben aufgelisteten Betreuungsvereinbarung sind die folgenden Punkte:
1) die Betreuungsintensität und die zeitliche Festlegung von Betreuungsgesprächen
2) Zeitpläne, die in regelmäßigen Zeitabständen fortgeschrieben werden

Zu 1):
Die zeitliche Festlegung von Betreuungsgesprächen ist angesichts der intensiven Betreuung in der Physik unnötig. Sinnvoller ist eine Regelung, die eine Mindestreaktionszeit der Betreuer auf Gesprächsanfragen von Doktoranden vorsieht.

Zu 2):
WIr sehen keinen Sinn in der Fortschreibung von Zeitplänen. Dieses Verfahren wird vermütlich zu einem erhöhten Verwaltungsaufwand mit wenig Konsequenzen führen.

Zu Ihrer Information: es existiert bereits seit Jahren eine Vereinbarung an der Fakultät für Physik und Astronomie an der Universität Heidelberg zwischen Doktorand und Betreuer, die über den Promotionsausschuss überwacht wird.

Mit freundlichen Grüßen
apl. Prof. Dr. Sandra Klevansky
Fakultät für Physik und Astronomie
Universität Heidelberg
INF 226
69120 Heidelberg

20. Kommentar von :Ohne Name

Quantität und Qualität

Obergrenzen von zu Betreuenden pro Professor sind nicht besonders sinnvoll. Professoren machen ja auch noch andere Dinge, als Doktoranden zu betreuen. Auch ein Professor mit nur einem Doktoranden kann seinen Arbeitsalltag so gestalten, dass er für diesen einen Doktoranden so gut wie nie Zeit hat. Des Weiteren ist damit noch nichts über die Qualität

Obergrenzen von zu Betreuenden pro Professor sind nicht besonders sinnvoll. Professoren machen ja auch noch andere Dinge, als Doktoranden zu betreuen. Auch ein Professor mit nur einem Doktoranden kann seinen Arbeitsalltag so gestalten, dass er für diesen einen Doktoranden so gut wie nie Zeit hat. Des Weiteren ist damit noch nichts über die Qualität gesagt. Soll der Doktorand die unerfüllten (aber auch unsicheren) Forscherträume seines Betreuers ausleben und massiv mit den daraus folgenden zeit- und kraftraubenden Fehlschlägen leben? Oder schafft es der Betreuer, realistische Ziele abzustecken, die zu Publikationen führen (wichtig, falls man in der Wissenschaft bleiben will) und am Ende in absehbarer Zeit eine vernünftige Diss hervorbringen?

Zeitpläne und Fortschrittsberichte werden erfahrungsgemäß so hingebogen, dass sie echt supertoll aussehen. Sie befinden sich am Rand der politischen Ebene der Universität und können daher oft auch "Lügenberichte" genannt werden. Da wird dann alles, was man so gemacht hat, als der Promotion dienlich verkauft.

Die Gefahr bei einer Promotionsvereinbarung generell ist auch, dass die generell vertragswidrige Arbeitszeit von Doktoranden (oft 100% Arbeit für 50% Stelle, für das Geld können Sie auch gleich im Supermarkt Regale einräumen, da sagt Ihnen wenigstens einer, was sie tun müssen!) dann quasi-vertraglich festgeschrieben wird.

(Die Anonymität der Meinungsäußerung mag man nun hier lächerlich finden, aber da steht genug drin, was mich und meine doppelte Abhängigkeit von Chef und Betreuer sowie die innenpolitische Situation in der Dienststelle betreffen könnte, als dass ich es anders machenwollen würde.)

21. Kommentar von :Ohne Name

Bürokratie vs. Anreiz

Aus der bisherigen Diskussion kann man schließen, dass der Nutzen einer erhöhten Regelungs- und Vereinbarungsdichte höchst unklar ist (im Gegensatz zu ihren Nachteilen). Als einen Schritt in die richtige Richtung erachte ich aber die Abschaffung der "Doktorandenprämie" bei der leistungsorientierten Mittelvergabe, denn bei der Annahme von

Aus der bisherigen Diskussion kann man schließen, dass der Nutzen einer erhöhten Regelungs- und Vereinbarungsdichte höchst unklar ist (im Gegensatz zu ihren Nachteilen). Als einen Schritt in die richtige Richtung erachte ich aber die Abschaffung der "Doktorandenprämie" bei der leistungsorientierten Mittelvergabe, denn bei der Annahme von Promotionskandidaten sollten ausschließlich ihre Begabung und Motivation ausschlaggebend sein, nicht das Prestigedenken der Betreuer.

Natürlich kann eine kleine Änderung der finanziellen Anreize die an deutschen Universitäten verbreitete "Hofstaatmentalität" nicht von einem Tag auf den anderen ändern, aber die Abschaffung dieser Honorierung ist zweckmäßig, einfach umzusetzen und setzt ein wichtiges Zeichen.

13. Kommentar von :Ohne Name

Vorschlag 1

Med Fak Heidelberg: Eine Anmeldung zum Promotionsverfahren gibt es seit Jahren, Thema und 1-seitiges Outline incl Ethikvotum (falls notwendig) werden vorgelegt, eine Betreuungsvereinbarung ist dort auch enthalten. Dies kann evtl als Template für andere Fakultäten dienen, die dieses noch nicht implementiert haben. Timelines festzulegen ist bei

Med Fak Heidelberg: Eine Anmeldung zum Promotionsverfahren gibt es seit Jahren, Thema und 1-seitiges Outline incl Ethikvotum (falls notwendig) werden vorgelegt, eine Betreuungsvereinbarung ist dort auch enthalten. Dies kann evtl als Template für andere Fakultäten dienen, die dieses noch nicht implementiert haben.
Timelines festzulegen ist bei experimentellen Arbeiten nur bedingt sinnvoll, die Dauer für eine Korrektur vorab festzuschreiben spiegelt nicht die Heterogenität und damit den Aufwand für die korrekturen wider.
Eine Honorierung hoher Promovierendenzahlen über LOM gibt es in der Med Fak Heidelberg nicht, eine Abschaffung ist daher zu befürworten. Allerdings eine gewisse Anerkennung der Betreuer durch Anerkennung von Lehrleistung im Rahmen der Promotion - der Umfang wäre festzulegen - sinnvoll und wünschenswert.

19. Kommentar von :Ohne Name

Promotionsvereinbarung

Was halten Sie von der Einführung solcher Promotionsvereinbarungen?
Zu viel Bürokratie, wir ersticken ohnehin schon in Formalismen

23. Kommentar von :Ohne Name

Honorierung von Betreuungsverhältnissen durch LOM

Es hört sich logisch an, die Honorierung von Betreuungsverhältnissen durch die Leistungsorientierte Mittelvergabe abzuschaffen, um zu verhindern, dass Professoren aufgrund dieses Anreizes mehr Doktoranden annehmen, als sie betreuen können. Andererseits ignoriert dies, dass beim internationalen Vergleich von Wissenschaftlern die Anzahl der betreuten

Es hört sich logisch an, die Honorierung von Betreuungsverhältnissen durch die Leistungsorientierte Mittelvergabe abzuschaffen, um zu verhindern, dass Professoren aufgrund dieses Anreizes mehr Doktoranden annehmen, als sie betreuen können. Andererseits ignoriert dies, dass beim internationalen Vergleich von Wissenschaftlern die Anzahl der betreuten Dissertationen sehr wohl eine Rolle spielt: wer mehr Dissertationen betreut hat, hat mehr Punkte. Es ist (war?) also nicht völlig daneben, die Motivation von Wissenschaftlern, sich in dieser Hinsicht um ein besseres internationales Ranking zu bemühen, auch durch finanzielle Anreize zu hinterlegen. Wir brauchen also eigentlich einen Vorschlag, der sehr wohl die Professoren ermuntert, viele Doktoranden zu betreuen, der aber gleichzeitig verhindert, dass es zu einer Vernachlässigung der Doktoranden aus Zeitmangel kommt. Hat jemand das Ei des Kolumbus?

14. Kommentar von :Ohne Name

Vorschlag 1

Dieser Vorschlag bringt doch nur noch mehr Sitzungen und Papierschlachten anstelle Zeit für Doktoranden und Wissenschaft freizuschaufeln. Es sind ja gute Ideen, aber die sind zumindest in jeder guten Graduiertenschule in den Naturwissenschaften schon verwirklicht. Was wir brauchen ist eine kompetitive Situation, in der sich der Studierende die

Dieser Vorschlag bringt doch nur noch mehr Sitzungen und Papierschlachten anstelle Zeit für Doktoranden und Wissenschaft freizuschaufeln. Es sind ja gute Ideen, aber die sind zumindest in jeder guten Graduiertenschule in den Naturwissenschaften schon verwirklicht. Was wir brauchen ist eine kompetitive Situation, in der sich der Studierende die beste Schule/den besten Betreuer aussuchen kann, kein gleichmacherisches Dekret das dann doch wieder die Einzelheiten den Hochschulen überlässt ("Die Festlegung weiterer Regelungsinhalte bleibt den Hochschulen überlassen."), sprich noch mehr Sitzungen und noch weniger Zeit für Forschung und Lehre verursacht.

Zu Zeitplänen und Dauer:
Das kann in groben Zügen abgesprochen werden und ist ja wiederum in jeder guten Graduiertenschule Pflicht (z.B. über das regelmässige "Thesis advisory committee" bei dem der/die Promovierende sein Projekt vorstellt). Allerdings sollte auch den Promovierenden klar sein, dass in der Wissenschaft oft der Zufall über zeitlichen Verlauf bestimmt, und natürlich die Anstrengung des Einzelnen. Solange man nicht klar anspricht, dass eine Promotion
kein 9-5 Job ist, sondern vollen Einsatz des Promovierenden beansprucht (d.h. 60 Std pro Woche egal was der Arbeitsvertrag sagt) bringt es erst recht nichts.

Zur Obergrenze und Betreuungsintensität:
Jeder Doktorand sollte alt genug sein, eine vernünftige Position zu suchen was wissenschaftliche Exzellenz und persönliche Betreuung angeht, sowas "von oben" diktieren zu wollen ist bestenfalls kindisch, schlimmstenfalls kontraproduktiv. In meiner Erfahrung gehen gute Wissenschaftler auf ihre Doktoranden individuell abgestimmt ein und wenn sie es nicht tun, dann wir ein Papier daran herzlich wenig ändern.

Weiterhin wichtig:
Es sollte der Druck vermieden werden (von Seiten der Doktoranden, Betreuer und Geldgeber) in 3 Jahren mit der Promotion fertig sein zu wollen, es sollte fertig sein, wenn ein neues Stück Wissenschaft vollbracht ist. Dieser elende Zeitdruck ist ja gerade was die Qualität der Promotionen einschränkt, wenn man halbfertige Arbeit versucht zusammenzufassen.

16. Kommentar von :Ohne Name

Betreuungsrelation

Mein Doktorvater in einem geisteswissenschaftlichen Studiengang an einer der großen Unis des Landes hat mehr als 30 (!) Doktoranden. Die Betreuung beschränkt sich (zwangsläufig?) darauf, in großen Abständen nachzufragen, wann man endlich abgebe... Seine zweistündige (!) Sprechstunde in der Woche füllen Magistranden, Bachelor-Kandidaten und

Mein Doktorvater in einem geisteswissenschaftlichen Studiengang an einer der großen Unis des Landes hat mehr als 30 (!) Doktoranden.
Die Betreuung beschränkt sich (zwangsläufig?) darauf, in großen Abständen nachzufragen, wann man endlich abgebe... Seine zweistündige (!) Sprechstunde in der Woche füllen Magistranden, Bachelor-Kandidaten und Studierende, oft ist er auf Vortragsreise oder nicht erreichbar, da er eine dringende Deadline für seine zahlreichen Publikationen einhalten müsse...
Eigeninitiative? Hat man eine Sprechstunde ergattert, klingelt sein Handy (das er dann auch abnimmt), kommt eine Sekretärin herein, kurz: er ist seltenst konzentriert.
Wechsel des Betreuers? Habe ich lange überlegt, mich damit sehr gequält, denn: Wie wird das später ausgelegt? Außerdem ist er gleichzeitig mein Chef am Seminar...und zudem ist er immer noch der beste Kenner der Materie meiner Dissertation und: ich habe ihn damals langwierig ausgewählt...

Immerhin, das soll auch gesagt werden: Eine Arbeit pro Jahr wird fertig und er korrigiert schnell, innerhalb von etwa 4-6 Wochen.