Medienbildung für ältere Menschen
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Da die durchschnittliche Lebenserwartung stetig weiter steigt und die Komplexität des Wissens zunimmt, ist lebensbegleitendes Lernen auch für ältere Menschen unabdingbar. Es dient der möglichst langen Bewahrung des selbstbestimmten Lebens mit gesellschaftlicher Teilhabe. Bildung ist dabei ein Schlüssel für Gesundheit und Wohlstand.
Entgegen manchem Vorurteil lernen auch ältere und sogar hochaltrige Menschen gerne und teils sogar mit besonderem Elan. Allerdings lernen ältere Menschen anders als jüngere. Die Lernziele sind andere, Seh- oder Hörvermögen, Kurzzeitgedächtnis, Denkgeschwindigkeit und Fingerfertigkeit beim Schreiben sind teilweise reduziert. Auf diese Besonderheiten des Zugangs Älterer zu Bildungsinhalten und Bildungsmethoden einzugehen, ist damit auch Aufgabe der Medienbildung für ältere Menschen.
Die Notwendigkeit des Erwerbs von Medienkompetenzen steht in einer zunehmend digitalisierten Umwelt auch für Seniorinnen und Senioren außer Frage. Ein Leben ohne Anschluss an die digitalen Medien enthält älteren Menschen Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten sowie Hilfeangebote vor. Es besteht das Risiko, dass sie ihre Potenziale nicht umfassend entfalten können und die Möglichkeit zur Teilhabe an der Gesellschaft nur noch eingeschränkt wahrnehmen können.
Ob und wie lange ältere Menschen, vor allem im ländlichen Raum, zukünftig im eigenen Haushalt verbleiben können, hängt ebenfalls zunehmend von moderner Technik und der Bereitschaft und Fähigkeit zur Nutzung von netzbasierten und gegebenenfalls netzüberwachten Assistenzsystemen ab.
Ältere Menschen sollen in die Lage versetzt werden, digitale Medien entsprechend ihren Bedürfnissen kompetent nutzen zu können. Dies beugt einer digitalen Spaltung der Gesellschaft vor. Sie sollen die Möglichkeit haben, auf sie angepasste medienpädagogische Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten bis ins höchste Alter zu erhalten. Dazu zählt auch die Möglichkeit, einen niederschwelligen Zugang zum Internet zu bekommen.
Ältere Menschen benötigen zum Teil besondere Ermutigung zur Nutzung dieser Medien und eine auf ihre Bedürfnisse eingestellte Beratung. Diese wird beispielsweise durch die Senior-Internet-Initiativen geleistet, die sich 2008 in einem landesweiten Netzwerk zusammengeschlossen haben (Netzwerk für Senior Internet Initiativen e.V.), aber auch durch ähnliche lokale Angebote. Des Weiteren bieten viele Volkshochschulen als kommunale Kultur- und Weiterbildungszentren medienpädagogische Angebote bzw. Internet-Kurse für ältere Menschen an.
Das Zentrum für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung (ZAWiW) der Universität Ulm hat es sich zur Aufgabe gemacht, ältere Menschen über das Internet zu informieren und weiterzubilden. Die Hauptaufgaben des Zentrums liegen in der Entwicklung innovativer Bildungsprogramme für Ältere, die vom ZAWiW wissenschaftlich begleitet werden. Parallel dazu setzt das ZAWiW mit Unterstützung und Förderung der Landesregierung eine Reihe von Modellprojekten zur Interneterschließung für Menschen ab 50 Jahren um.
Auch im Rahmen der Initiative Kindermedienland werden Projekte zur Förderung von Medienkompetenz älterer Menschen unterstützt. So ermöglicht das Senioren-Medienmentorenprogramm neben Informationsveranstaltungen die Ausbildung zum Medienmentor bzw. der Medienmentorin, um im eigenen Umfeld unterstützend tätig zu werden. Das Modellprojekt „Gesund und digital im Ländlichen Raum“ des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, der LFK und des Landesmedienzentrums Baden-Württemberg fokussiert insbesondere die Chancen digitaler Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum, um ältere Bürgerinnen und Bürger in der gesellschaftlichen Teilhabe zu unterstützen.
Das Projekt „Smart Surfer – Fit im digitalen Alltag“ der LFK und des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg unterstützt Verbraucher 50+ mit verständlichen und an ihre Bedürfnisse angepasste Informationen und Tipps zu den wichtigsten Themen der Internetnutzung. Die Smart Surfer-Lernhilfen und Kursangebote, beispielsweise bei den Volkshochschulen oder der Verbraucherzentrale, vermitteln verständlich und praxisnah Kompetenzen für die digitale Welt.
Die von der LFK entwickelte Lern-App „Starthilfe – Digital Dabei“ ermöglicht älteren Menschen auf spielerische Weise ihr Smartphone oder Tablet zu erkunden und bietet somit einen wichtigen Einstieg und die Grundlage für eine digitale Teilhabe. In einer geschützten Lernumgebung sind die wichtigsten Informationen zur Nutzung des Geräts, zu Apps und zu Messengern Schritt für Schritt verständlich erklärt. Die App Starthilfe unterstützt Einsteigerinnen und Einsteiger, so dass diese sich sicherer im Umgang mit smarten Geräten fühlen. Zusätzlich bietet die LFK basierend auf der Lern-App die neue Materialplattform „Startpaket“ an. Die Bausteine mit Grundlagenwissen und modularen Unterrichtskonzepten unterstützen Ehrenamtliche bei der digitalen Begleitung von Älteren.
Spezielle Angebote zur Seniorenbildung können im Fortbildungsportal www.fortbildung-bw.de kostenfrei eingestellt, beworben oder verlinkt werden. Darüber hinaus bietet das Fortbildungsportal eine Einstiegsmöglichkeit in den Digitalen Weiterbildungscampus, der als Lerninstrument, virtuelles Klassenzimmer, Austauschplattform und Online-Beratungschat genutzt wird. Dazu zählt auch das Weiterbildungsangebot „Virtuelle Bildbetrachtungen“, welches speziell auf ältere Menschen zugeschnitten ist. Die technische Infrastruktur des Digitalen Weiterbildungscampus wird im Auftrag des Kultusministeriums stetig weiterentwickelt. Parallel dazu arbeitet die Fachgruppe „Neue Medien und Mobiles Lernen“ aus dem Bündnis für Lebenslanges Lernen kontinuierlich an einer inhaltlichen Optimierung des Digitalen Weiterbildungscampus sowie an den erweiterten digitalen Nutzungsmöglichkeiten für die gesamte Weiterbildung in Baden-Württemberg.
- Für ältere Menschen sollten auf ihre Zielgruppe hin angepasste medienpädagogische Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten geschaffen werden, um ihre Medienbildung bis ins höchste Alter erhalten und ausbauen zu können;
- Methoden und Angebote zum Lernen im Generationenkontakt (z.B. auch Patenschaftsmodelle) sollten verbreitet, genutzt und fortentwickelt werden. Junge Menschen können dabei den Älteren ihr technisches Wissen zeigen, während die Älteren ihre Lebenserfahrung einbringen können;
- Ältere Menschen, denen der eigene Zugang zum Internet fehlt, sollten die Möglichkeit erhalten, niederschwellig und kostengünstig Hilfe bei der Nutzung des Internets zu bekommen;
- Bürgerschaftliche Initiativen sollten Unterstützung erhalten, z.B. durch Weiterbildungsangebote für die ehrenamtlichen Weiterbildnerinnen und Weiterbildner;
- Bei vielen älteren Menschen gibt es Vorbehalte gegen die Nutzung digitaler Medien, denen mit niedrigschwelligen Angeboten entgegengewirkt werden sollte.
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