Im Rahmen der Beteiligung wird nicht das „Ob“ einer Weiterentwicklung des Nationalparks, sondern das „Wie“ diskutiert.
Die räumliche Erweiterung hängt entscheidend von den Verhandlungen der zuständigen Ministerien und Behörden mit den Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern ab. Dieser Prozess steckt aktuell noch in den Anfängen. Sollte sich aus den Gesprächen mit den Waldeigentümern eine Lösung abzeichnen, werden im nächsten Schritt die Anwohnerinnen und Anwohner der betroffenen Gebiete einbezogen und gehört werden.
Die inhaltliche Weiterentwicklung bietet den größten Beteiligungsspielraum. Hier können die Menschen vor Ort und darüber hinaus ihre Erfahrungen, Bedürfnisse und Ideen einbringen und so die Zukunft des Nationalparks gemeinsam gestalten.
Bei einem Bürgerforum mit Zufallsauswahl entscheidet das Los darüber, welche Bürgerinnen und Bürger die Chance erhalten mitzumachen. Diese Zufallsbürgerinnen und Zufallsbürger sollen ein Abbild der Bevölkerung sein, damit eine Vielfalt an Lebenserfahrungen und Perspektiven die Diskussion des Bürgerforums bereichern. Die ausgelosten Bürgerinnen und Bürger tauschen sich zu einem konkreten Thema aus, erörtern Probleme, sammeln Ideen und verfassen gemeinsam die Kernbotschaften ihrer Arbeit. Dabei erhalten sie von Expertinnen und Experten alle für das Thema notwendigen Informationen. Je nachdem, ob die Zufallsbürgerinnen und Zufallsbürger das Zusammenleben in ihrer Gemeinde oder die Rolle Deutschlands in der Welt diskutieren, richten sie ihre Ergebnisse an kommunale, regionale oder nationale Stellen. Das Bürgerforum Corona überreichte seinen Abschlussbericht beispielsweise dem Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann.
Ein solches Bürgerforum mit Zufallsauswahl begleitete auch die Weiterentwicklung des Nationalparks Schwarzwald. Das Umweltministerium schaltet den Beteiligungsprozess dem parlamentarischen Verfahren vor. Die Überlegungen des Bürgerrats werden in die weiteren Überlegungen zur Weiterentwicklung des Nationalparks einfließen. Das Bürgerforum wurde paritätisch mit rund 50 Menschen aus der Nationalparkregion sowie aus ganz Baden-Württemberg besetzt. Über ein Jahr hinweg tagten die ausgelosten Bürgerinnen und Bürger in regelmäßigen Abständen und diskutierten über die Themen Prozess- und Artenschutz, Freizeitnutzung, Verkehr und Nationalpark und Region.
Nationalparkrat und –beirat sind die beiden gesetzlich verankerten Beteiligungsgremien des Nationalparks. Es war deshalb selbstverständlich, dass beide den Weiterentwicklungsprozess eng begleiten. Dazu wurden die Gremien in ihren regulären Sitzungen kontinuierlich informiert. Zwischen den Sitzungen informierte ein Newsletter über Umsetzungsstand und Zwischenergebnisse des Beteiligungsprozesses.
Ende 2022 ging es dann auch für die Mitglieder beider Gremien in intensive Diskussionen. Es formierten sich vier thematische Arbeitsgruppen (AG):
- AG1 Prozess- und Artenschutz
- AG2 Tourismus, Besucherlenkung und Verkehr
- AG3 Klimawandel, -anpassung und Risikomanagement
- AG4 Bildung, Inklusion und Kommunikation
Die AGs kamen in mehreren Sitzungen zusammen und erarbeiteten konkrete Empfehlungen zur Weiterentwicklung. Diese wurden in einer Sitzung des Beirats abgestimmt und gesammelt an den Nationalparkrat zur finalen Abstimmung übergeben. Ein Paket aus über 80 Empfehlungen ist das beeindrucken Ergebnis.
Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger konnten sich seit Frühjahr 2022 über eine zur Weiterentwicklung des Nationalparks eingerichtete Dialogseite informieren. In zwei Online-Beteiligungsphasen konnten eigene Idee und Anregungen eingebracht werden.
Am 9. Juli 2022 fand eine erste, öffentliche Informationsveranstaltung zur Weiterentwicklung und dem begleitenden Beteiligungsprozess statt. Dazu luden Nationalparkverwaltung und Umweltministerium alle interessierten Bürgerinnen und Bürger in die Murghalle in Forbach ein.
Im Sommer und Herbst 2022 waren zudem mehrere Themenführungen und -workshops angedacht, von denen einige aufgrund zu geringer Anmeldungen leider nicht stattfinden konnten. Umgesetzt wurden:
- Führung in Herrenwies: Chancen und Risiken der Weiterentwicklung für Menschen, Wald und Wildtiere
- Workshop: Tourismus - Zusammenarbeit von Nationalpark und Region
- Workshops: Nachhaltige Mobilität
- Online-Workshop: Ein Nationalpark für alle – Bildung & Teilhabe
Auch alle Ergebnisse der breiten Öffentlichkeitsbeteiligung wurden an das Umweltministerium übergeben.