Industrie
Die Industrie stellt einen wesentlichen Faktor für die Beschäftigung dar und die mittelständisch geprägte Industrie Baden-Württembergs weist zahlreiche, globale „hidden champions“ auf. Ausgehend von einem steigenden Bewusstsein in der Bevölkerung für die Erreichung der Klima- und Nachhaltigkeitsziele – insbesondere auch in der jungen Generation – wandeln sich die Erwartungen an die Umsetzung einer Kreislaufwirtschaft in der Bevölkerung.
Insbesondere die universitäre Forschung in Baden-Württemberg hat starke Aktivitäten in der Chemie. Die angewandte Forschung im Land kooperiert eng mit dem häufig mittelständisch geprägten Maschinenbau.
Die Wasserstoff-Forschung in Baden-Württemberg hat sich in den letzten Jahren weltweit eine starke Wettbewerbsposition für die Anwendung von Wasserstoff in der Industrie erarbeitet, insbesondere im Hinblick auf die Entwicklung von Prozessen zur Herstellung synthetischer Kraftstoffe.
Forschungsbedarf für die zukünftige industrielle Umsetzung der Wasserstofftechnologien im Sektor Industrie besteht zum einen in der Abtrennung von Kohlenstoffdioxid und Stickstoff aus Industrieabgasen, Biomasse, Rauchgasen oder aus der Luft. Zum anderen müssen für die jeweiligen Industrieprozesse geeignete Verfahren und Sicherheitstechnologien beziehungsweise -konzepte entwickelt werden.
In Baden-Württemberg rücken die Marktsegmente „Öl“ (Raffinerien) mit hohem Wasserstoff-Bedarf sowie „Zement“ als Quelle von Kohlendioxid in den Vordergrund. Längerfristig muss auch die Zementindustrie CO2-neutral werden. Die Marktsegmente „Chemie“ sowie „Kunststoff“ sind in den Grenzgebieten zu Ludwigsburg sowie Basel relevant: Hier könnten gegebenenfalls Synergien mit den an Baden-Württemberg angrenzenden Standorten geschaffen werden. Andere Industrien, wie etwa „Düngemittel“, „Stahl“ oder „Glas“, haben in Baden-Württemberg nicht die tragende Rolle wie in anderen Bundesländern.
Mit Hilfe von erneuerbar über Elektrolyse hergestelltem Wasserstoff können „grüne“ Grundchemikalien (zum Beispiel Methanol, Ammoniak) oder Energieträger beziehungsweise Kraftstoffe (zum Beispiel Erdgas, OMEs) als Grundbausteine für die weiterverarbeitende Industrie synthetisiert werden (PtX-Ansatz).
Offene Fragen
- Wie sehen die Bedarfe an Wasserstoff in verschiedenen Industrien in Baden-Württemberg aus (zum Beispiel SynFuel-Erzeugung, Chemie und Kunststoff, Düngemittel und Zement sowie Glas, Maschinen- und Anlagenbau)?
- Wie schätzen Sie die Dauer einer Transformation zur CO2-Neutralität im Sektor Industrie ein?
- Wie schätzen Sie die Zahlungsbereitschaft für grünen Wasserstoff ein?
- Möchten Sie eine weitere offene Frage oder sonstige Hinweise einbringen?
Kommentare : Industrie
Die Kommentierungsphase ist beendet. Vielen Dank für Ihre Kommentare!
H2 in der Industrie
- Wasserstoff sollte zunächst in die Stahl- und Chemieindustrie (Ammoniak, Methanol) gehen. Die relevanten Punktnachfragen sind jedoch eher in anderen Bundesländern verortet. - Die Zahlungsbereitschaft hängt von der fossilen Referenz (Dampfreformierung) ab, wenn heute schon Wasserstoff genutzt wird (Ammoniak, Raffinerien). Preisparität wird erst
- Wasserstoff sollte zunächst in die Stahl- und Chemieindustrie (Ammoniak, Methanol) gehen. Die relevanten Punktnachfragen sind jedoch eher in anderen Bundesländern verortet.
- Die Zahlungsbereitschaft hängt von der fossilen Referenz (Dampfreformierung) ab, wenn heute schon Wasserstoff genutzt wird (Ammoniak, Raffinerien). Preisparität wird erst bei steigenden Erdgaspreisen oder höheren CO2-Preisen erfolgen. Absehbar ab 2030.
Industrie
Hilfreich für eine Prioritisierung wäre eine Bestandserhebung, welche Industrie in BW wieviel H2 gegenwärtig verbraucht. Die schnellsten Effekte mit grünem H2 könnte dann bei der Industrie mit hohem Verbrauch an konventionell hergestelltem, CO2 behafteten H2 erzielt werden. Es müssen dazu "nur" infrastrukturelle Fragen der Versorgung mit grünem
Hilfreich für eine Prioritisierung wäre eine Bestandserhebung, welche Industrie in BW wieviel H2 gegenwärtig verbraucht.
Die schnellsten Effekte mit grünem H2 könnte dann bei der Industrie mit hohem Verbrauch an konventionell hergestelltem, CO2 behafteten H2 erzielt werden. Es müssen dazu "nur" infrastrukturelle Fragen der Versorgung mit grünem H2 gelöst werden und ein für diese Industrie attraktiver Preis für das grüne H2 gewährt werden. Ein prominentes Beispiel hierfür wären Raffinerien (z.B. miro).
Mehr Aufwand erfordern neue Prozesse, in denen zusätzlicher Bedarf an Wasserstoff generiert wird (Beispiel: Stahl).
Industrielle Prozesse bieten hohe Umsätze und damit schnelle CO2 Reduktionspotentiale. Sie sind darüber hinaus "transparent", da sie im Wesentlichen nur über ökonomischen Aspekte getrieben werden.
Das bedeutet wiederum, dass keine Akzeptanz für einen höheren Preis für grünen H2 erwartet werden kann.
Die notwendigen Wandlungen auf kurzer Zeitskala erfordern, dass alle Anwendungen von grünem H2 in allen Sektoren adressiert werden, auch wenn Industrieanwendungen große Skalen auf relativ kurzer Zeit versprechen.
Transformationsprozess in der Industrie hin zur CO2-Neutralität
Erfahrungsgemäß ist der Industriesektor der schwierigste aller Sektoren, weil Flexibilitäten häufig zunächst nicht vorhanden sind und meist Kosten eine entscheidend größere Rolle spielen als in den Sektoren Wärme und Mobilität. Daher wird eine höhere Zahlungsbereitschaft für "grünen Wasserstoff" sicher nur in wenigen Industrie-Unternehmen bestehen.
Erfahrungsgemäß ist der Industriesektor der schwierigste aller Sektoren, weil Flexibilitäten häufig zunächst nicht vorhanden sind und meist Kosten eine entscheidend größere Rolle spielen als in den Sektoren Wärme und Mobilität. Daher wird eine höhere Zahlungsbereitschaft für "grünen Wasserstoff" sicher nur in wenigen Industrie-Unternehmen bestehen.
grüner Wasserstoff in die Raffinerie
Grüner Wasserstoff könnte in den Raffinationsprozess integriert werden und dadurch die Produkte sukzessive klimaneutraler machen. Ein fliesender Übergang zur Klimaneutralität ist bei Nutzung der bestehenden Anwendungstechnologien möglich. Im Laufe des Defossilisierungsprozesses können dann klimaneutrale Synthetische Kraft- und Brennstoffe aus
Grüner Wasserstoff könnte in den Raffinationsprozess integriert werden und dadurch die Produkte sukzessive klimaneutraler machen. Ein fliesender Übergang zur Klimaneutralität ist bei Nutzung der bestehenden Anwendungstechnologien möglich. Im Laufe des Defossilisierungsprozesses können dann klimaneutrale Synthetische Kraft- und Brennstoffe aus grünem Wasserstoff die Infrastruktur von der Tankerlogistik über die Verteillogistik bis zu den Anwendungstechnologien in der Mobilität und der Wärme weiter nutzen. Durch die gute Transportierbarkeit, Lagerung und Nutzung von synthetischen Fuels wird Erneuerbare Energie zum internationalen Produkt und handelbar.
Wie sehen die Bedarfe an Wasserstoff in verschiedenen Industrien in Baden-Württemberg aus (zum Beispiel SynFuel-Erzeugung, Chemie und Kunststoff, Düngemittel und Zement sowie Glas, Maschinen- und Anlagenbau)?
Vermutlich wird der Bedarf an Wasserstoff in Chemie- und Stahlindustrie am größten sein, da hier ein großer Hebel zur Dekarbonisierung via Wasserstoff besteht.
Wasserstoff in der Industrie
Ich denke Wasserstoff wird neben dem Cracken von langkettigen Verbindungen auch zur Herstellung von chemischen Grundstoffen benötigt. Alle chemischen Grundstoffe für die organischen Chemie stammen aus der Raffinerie. Aktuell wird dieser Wasserstoff über Erdgas hergestellt mithilfe dem Dampfreforming Prozess. Würde man diesen Wasserstoff regenerativ
Ich denke Wasserstoff wird neben dem Cracken von langkettigen Verbindungen auch zur Herstellung von chemischen Grundstoffen benötigt. Alle chemischen Grundstoffe für die organischen Chemie stammen aus der Raffinerie. Aktuell wird dieser Wasserstoff über Erdgas hergestellt mithilfe dem Dampfreforming Prozess. Würde man diesen Wasserstoff regenerativ herstellen und nutzen, dann könnte die Nutzung und Abhängigkeit von Erdgas vermindert werden.
Dauer dieser Transformation: Jahrzehnte...
Zahlungsbereitschaft hängt davon ab, wie hoch der Preis für Wasserstoff aus erneuerbaren Energien im Verhältnis zu konventionell erzeugtem Wasserstoff. Dies wird von CO2-Preis abhängig sein.
.... Einsatz regenerativen H2 in der Chemieindustrie
.... auch hier sollte der Einsatz von regenerativem H2 von Fall zu Fall geprüft und "hochwertige" Prozesse bevorzugt werden. Auch die Mengenbedarfe sollten nach "notwenigen" bzw. "nice to have" Prozessen ermittelt werden.
Nutzung regenerativen H2´s in der Zementindustrie
...... in welchem Prozessschritt soll hier regenerativer H2 eingesetzt werden ? Zur Überführung von Calciumcarbonat in Calciumoxid hat das MIT ein eigenes elektrrochemisches Verfahren entwickelt, welches sogar Wasserstoff freisetzt. Wenn es in Prozessen "nur" um die Erzeuguzng von Wärme geht, wäre es sinnvoll sich Gedanken zu alternativen
...... in welchem Prozessschritt soll hier regenerativer H2 eingesetzt werden ? Zur Überführung von Calciumcarbonat in Calciumoxid hat das MIT ein eigenes elektrrochemisches Verfahren entwickelt, welches sogar Wasserstoff freisetzt. Wenn es in Prozessen "nur" um die Erzeuguzng von Wärme geht, wäre es sinnvoll sich Gedanken zu alternativen Prozessen zu machen, anstatt regenerativ hergestellten Wasserstoff nur zu "verbrennen" ..... dafür ist er eigentlich zu wertvoll.
Nutzung regenerativen H2´s in der Raffinerie
.... es ist schwer zu verstehen, weswegen kostbar gewonnener regenerativer Wasserstoff zur Produktion von fossilen Kraftstoffen verwendet werden soll. Er kann in Brennstoffzellen wesentlich effektiver genutzt werden. Gibt es hier irgendein Argument dafür ??