Online-Kommentierung
Mit der Änderung des Schulgesetzes sollen die Sprachfördergruppen ebenso wie die Juniorklassen als Kernelemente des Sprachförderkonzepts „SprachFit“ etabliert werden.
Weitere Informationen aus dem Vorblatt des Gesetzentwurfs
Sprachfördergruppen sowie Juniorklassen werden als wesentliche Bausteine des Sprachförderkonzepts „SprachFit“ gesetzlich verankert und die Bedingungen für ihre Einrichtung ebenso wie die entsprechenden Besuchspflichten und ihre Voraussetzungen geregelt. Die Grundschulförderklassen werden aufgehoben, die Möglichkeit der Zurückstellung vom Schulbesuch entfällt für Kinder mit der Verpflichtung, die Juniorklasse zu besuchen.
Der Bildungsgang des allgemein bildenden Gymnasiums der Normalform wird auf neun Jahre verlängert und damit die Möglichkeit für eine Anreicherung mit neuen Innovationselementen geschaffen.
Der Auftrag der auf der Grundschule aufbauenden Schulen wird angepasst, um ihre Attraktivität für leistungsstärkere Schülerinnen und Schüler zu erhalten.
Das Übergangsverfahren von der Grundschule auf die weiterführende Schule wird durch die Einbeziehung der Kompetenzmessung valider und damit passgenauer ausgestaltet. Voraussetzung für die Aufnahme in das allgemein bildende Gymnasium wird künftig eine pädagogische Gesamtwürdigung durch die Klassenkonferenz oder die erfolgreiche Teilnahme an einer zentral bereit gestellten Kompetenzmessung sein. Zusammen mit dem Elternwunsch basiert die Schulartwahl damit auf drei Elementen, von denen zwei erfüllt sein müssen.
Für den Fall, dass keine der genannten Voraussetzungen dem Elternwunsch entspricht, wird die Möglichkeit geschaffen, durch einen Potentialtest zusätzliche Orientierung zu erhalten und zugleich die Aufnahmevoraussetzung für das Gymnasium zu erfüllen.
Pädagogische Fachverfahren sollen über die vorhandene Nutzer- und Zugangsverwaltung der Digitalen Bildungsplattform SCHULE@BW erreichbar sein.
Die Auskunftspflichtigen, die zu erhebenden Daten und Hilfsmerkmale und der Erhebungsstichtag für die Ganztagsausbaustatistik werden bestimmt und die Ermächtigungsgrundlage für die erforderliche Rechtsverordnung geschaffen.
Keine.
Durch die Implementierung des Sprachförderkonzepts „SprachFit“ mit den Sprachfördergruppen sowie den Juniorklassen, den neunjährigen Bildungsgang am Gymnasium mit seinen nicht im Schulgesetz verankerten fünf Innovationselementen, den Innovationselementen an Hauptschulen/Werkrealschulen, Realschulen und Gemeinschaftsschulen, die Ausweitung des Ganztags nach Paragraf 4a SchG im Primarbereich der sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ), die Nutzer- und Zugangsverwaltung der Digitalen Bildungsplattform SCHULE@BW sowie die Ganztagsausbaustatistik entstehen Kosten für öffentliche Haushalte, die in der Begründung des Änderungsgesetzes unter Punkt 5 der Begründung (Finanzielle Auswirkungen) aufgeschlüsselt sind. Über die Bereitstellung von Haushaltsmitteln und Stellen für die oben genannten Maßnahmen ist im Rahmen der künftigen Haushaltsplanaufstellungen unter Berücksichtigung der vorhandenen Ressourcen und deren zielgerichteter Steuerung zu entscheiden.
Für Bürgerinnen und Bürger entstehen keine zusätzlichen Bürokratielasten. Der Schulaufsichtsbehörde werden neue schulaufsichtsrechtliche Aufgaben zugewiesen. Vollzugstauglichkeit wird gewährleistet.
Die Änderungen des Schulgesetzes fördern die nachhaltige Entwicklung in mehreren Zielbereichen, insbesondere in den Bereichen der sozialen und der ökonomischen Nachhaltigkeit.
Der Digitaltauglichkeits-Check nach Nummer 5.4.2 der Verwaltungsvorschrift (VwV) der Landesregierung und der Ministerien zur Erarbeitung von Regelungen (VwV Regelungen) wurde durchgeführt.
Mit den Regelungen wird eine grundsätzliche Möglichkeit der digitalen Umsetzbarkeit der Übermittlung der Daten zur Einschätzung über den Entwicklungsstand beziehungsweise des Sprachförderbedarfes geschaffen.
Die Nutzung der bereits vorhandenen Nutzenden- und Zugangsverwaltung der Digitalen Bildungsplattform Schule@BW dient der Umsetzung des langfristigen strategischen Leitbilds des Landes zur Digitalisierung von Prozessen.
Die Einführung der Ganztagsausbaustatistik enthält digitalrelevante Vorgaben, die einer zügigen, digitalen und medienbruchfreien Abwicklung des Verfahrens nicht entgegenstehen.
Die Maßnahmen der Schulgesetzänderung, insbesondere die Sprachfördermaß-nahmen und die Verlängerung des gymnasialen Bildungsgangs auf neun Jahre erhöhen die vergleichsrelevanten Kosten im Sinne von Paragraf 18 a Privatschulgesetz (PSchG) und wirken sich entsprechend finanziell auf die Kopfsatzzuschüsse an Ersatzschulen gemäß Paragraf 18 Absatz 2a PSchG aus.
Die Ausweitung des Ganztags im Bereich der SBBZ kann zu höheren Ausgaben bei den SBBZ in freier Trägerschaft führen, da sich die Bezuschussung der Lehrkräfte und Schulleitungen nach den sich für die öffentlichen SBBZ geltenden Bestimmungen richtet.
Die für die Ganztagsausbaustatistik zu erhebenden Daten liegen den freien Trägern regelmäßig vor. Es entsteht allenfalls unerheblicher Aufwand für die Aufbereitung der Daten.
Sie konnten den Gesetzentwurf bis zum 17. September 2024, 17 Uhr, kommentieren.
Gesetz zur Änderung des Schulgesetzes für Baden-Württemberg (PDF)
Kommentare : zum Schulgesetz
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G9
G9 muss für jedes Kind möglich sein auch für die höheren Klassenstufen! Gleiches Recht für alle oder sind diese Kinder weniger Wert?
Überhastet und ohne Planungssicherheit, nur zum Geldsparen
Entschuldigen Sie die offenen Worte, aber warum muss jetzt noch "schnell, schnell" ein neues Gesetz durchgedrückt werden?! Doch wohl nur um den Haushalt zu sanieren. Es gibt viel Reformbedarf an deutschen und baden-württembergischen Schulen. Die Werkrealschule allerdings ist ein Erfolgsmodell. Wie heisst es so schön "never change a running
Entschuldigen Sie die offenen Worte, aber warum muss jetzt noch "schnell, schnell" ein neues Gesetz durchgedrückt werden?! Doch wohl nur um den Haushalt zu sanieren.
Es gibt viel Reformbedarf an deutschen und baden-württembergischen Schulen. Die Werkrealschule allerdings ist ein Erfolgsmodell. Wie heisst es so schön "never change a running system". Warum ist den Werkrealschulen kein Übergang zu Gemeinschaftsschulen möglich? Was passiert mit Lehrkräften und Schülern? Oder geht das im Rauschen unter?
Traurig, das Alles.
Mit IMP Begabungen gerechter werden und qualifizierte Informatiklehrkräfte gewinnen
Informatik spielt in unserer Gesellschaft eine große Rolle. Daher ist es richtig, dass das Fach Informatik in der Allgemeinbildung stärker verankert wird und alle Schülerinnen und Schüler lernen, worüber gesprochen wird, und einschätzen können, was sich hinter den täglich genutzten IT-Geräten und IT-Einrichtungen verbirgt. Zudem soll natürlich auch
Informatik spielt in unserer Gesellschaft eine große Rolle. Daher ist es richtig, dass das Fach Informatik in der Allgemeinbildung stärker verankert wird und alle Schülerinnen und Schüler lernen, worüber gesprochen wird, und einschätzen können, was sich hinter den täglich genutzten IT-Geräten und IT-Einrichtungen verbirgt. Zudem soll natürlich auch Interesse an Informatik geweckt werden.
Doch unsere Gesellschaft braucht auch diejenigen, die die IT entwickeln und voranbringen. Daher muss Schule auch denjenigen etwas bieten, die sich für Informatik begeistern und vielleicht schon viel selbst programmieren. Da Informatik viel mit logischem Denken zu tun hat und viel Theorie beinhaltet, wird es viele in Informatik begabte Schülerinnen und Schüler geben, die technisch oder praktisch weniger begabt sind und deshalb nicht NwT wählen werden.
Für diese Schülerinnen und Schüler, die später wichtige Aufgaben übernehmen könnten, ist ein weiterentwickeltes IMP und nicht ein weiterentwickeltes NwT das richtige Profil.
Für eine echte Stärkung des Schulfachs Informatik müssen wir deutlich mehr Informatikstudenten und Informatiker für den Lehrerberuf gewinnen und dafür den Beruf des Informatiklehrers möglichst attraktiv gestalten. Informatik einstündig in der Mittelstufe zu unterrichten, wobei man gerade den Cracks sicherlich nicht gerecht werden kann, ist nicht attraktiv. Informatik als Teilinhalt von NwT zu unterrichten, wobei die an theoretischen Informatikinhalten Interessierten eine Minderheit darstellen und die Inhalte sich vermutlich auf das Programmieren von Maschinen und Robotern beschränken werden, ist nicht attraktiv für jemanden, der Informatik studiert hat. Unterricht in IMP mit einem weiterentwickelten Informatikteil hat dagegen das Potenzial, eine didaktisch-fachliche Herausforderung für den Informatiker zu sein. IMP macht daher den Beruf des Informatiklehrers attraktiver.
Will man also Informatikstudenten oder Informatiker für den Lehrerberuf gewinnen, dann darf man IMP nicht streichen.
Französisch als Baustein der Demokratiebildung
Es freut mich, dass die Demokratiebildung im vorliegenden Gesetzesentwurf einen derart hohen Stellenwert hat. Jedoch frage ich mich, warum die Verbesserungen, die durch G9 angestoßen werden, auf dem Rücken des Faches Französisch ausgetragen werden sollen. Die Einführung einer neuen Fremdsprache kann mit nur drei Unterrichtsstunden pro Woche
Es freut mich, dass die Demokratiebildung im vorliegenden Gesetzesentwurf einen derart hohen Stellenwert hat. Jedoch frage ich mich, warum die Verbesserungen, die durch G9 angestoßen werden, auf dem Rücken des Faches Französisch ausgetragen werden sollen.
Die Einführung einer neuen Fremdsprache kann mit nur drei Unterrichtsstunden pro Woche nicht zufriedenstellend gelingen. Gerade im Anfangsunterricht sind mindestens vier Unterrichtsstunden pro Woche notwendig, um gute Fortschritte zu ermöglichen. Eine Einführung der zweiten Fremdsprache ab Klasse 7 würde das Problem beheben und in den ersten Lernjahren einen vierstündigen Unterricht gewährleisten.
Gerade im Sinne der Demokratiebildung, die in dem Gesetzesentwurf als besonders wichtig hervorgehoben wird, darf Französisch nicht marginalisiert werden. Die deutsch-französische Freundschaft, die sich nach jahrelanger Feindschaft zwischen den beiden Nachbarländern entwickelte, ist ein sehr konkretes Beispiel für gelingende Verständigung über Landesgrenzen hinaus, für ein gemeinsames Ringen um gute Lösungen für die Zukunft Europas, für gelebten Frieden trotz möglicher Missverständnisse, letztlich für eine gelingende Basis von Demokratie. Ein Schulgesetz, das diese zurecht in den Fokus rückt, darf Französisch keinesfalls vernachlässigen und zu einem Fach degradieren, dem wegen mangelnder Beständigkeit die Zeit für einen angemessenen Spracherwerb und landeskundliche Bildung fehlt.
Französisch 3-stündig funktioniert nicht
Französisch durchgehend 3-stündig zu unterrichten, das kann nicht funktionieren. Gerade im Anfangsunterricht benötigt man Zeit, damit sich Betonung, Strukturen etc. automatisieren, nur so kann ein guter und erfolgreicher Start ins Fremdsprachenlernen ermöglicht werden. Französisch ist immerhin ein Hauptfach und es ist unverständlich, weshalb dieses
Französisch durchgehend 3-stündig zu unterrichten, das kann nicht funktionieren. Gerade im Anfangsunterricht benötigt man Zeit, damit sich Betonung, Strukturen etc. automatisieren, nur so kann ein guter und erfolgreicher Start ins Fremdsprachenlernen ermöglicht werden. Französisch ist immerhin ein Hauptfach und es ist unverständlich, weshalb dieses derart geschwächt werden soll. Die 2. Fremdsprache ist für viele herausfordernd und nicht selten der entscheidende Grund, weshalb das Klassenziel nicht erreicht wird. Gerade die Schülerschaft, die daheim wenig Unterstützung bekommt, wird damit nicht mehr bestehen können, das Ziel, durch G 9 Erleichterungen zu bewirken, wird ad absurdum geführt. Die Klassen 6 + 7 benötigen entweder einen 4-stündigen Fremdsprachenunterricht oder der Start muss generell in die 7. Klasse verlegt werden, damit in den ersten Jahren 4-stündig unterrichtet werden kann.
Massive Abwertung der 2. und 3. Fremdsprachen - warum nur?!
Will man Schülerinnen und Schülern die Motivation am Erlernen weiterer Fremdsprachen nehmen (und uns Lehrenden damit auch!)? Das kann doch nicht im Sinne des Kulturministeriums sein! Daher bitte 2. Fremdsprache stärken und sie erst in Klasse 7 beginnen lassen, wenn Englisch gefestigt ist. Erst dann ist es sinnvoll, eine weitere Sprache zu lernen
Will man Schülerinnen und Schülern die Motivation am Erlernen weiterer Fremdsprachen nehmen (und uns Lehrenden damit auch!)? Das kann doch nicht im Sinne des Kulturministeriums sein!
Daher bitte 2. Fremdsprache stärken und sie erst in Klasse 7 beginnen lassen, wenn Englisch gefestigt ist. Erst dann ist es sinnvoll, eine weitere Sprache zu lernen - aber eben konzentriert und zügig: 4 Wochenstunden mindestens.
Nur so kann auch die dritte FS mit Erfolg angegangen werden in Klasse 9, mit mindestens 4 Wochenstunden.
Diese Fehlplanung mit den 3 Wochenstunden sollte dringend mit Experten besprochen und dann geändert werden.
Für die Oberstufe sind bereits jetzt kaum Leistungskurse möglich - wir unterrichten mehr schlecht als recht "Aufsetzerkurse" - in denen wir keinem der Lernenden mehr gerecht werden können. Durch eine Aufwertung der 2.- 3. Sprachen könnte man dieses Problem beheben, aber sie muss eben auch umgesetzt werden.
Werkrealschulen als Baustein für mehr Gerechtigkeit
Ich begrüße es sehr, dass das Bildungssystem in Baden-Württemberg von der Landesregierung in den Blick genommen wird. Eine klarere Strukturierung, die aber nie die Möglichkeit der Durchlässigkeit aus den Augen verlieren darf, hilft, Ressourcen gezielt einzusetzen. Schulträger können für kleine Werkrealschulen oft nicht in gleichem Maße Ressourcen
Ich begrüße es sehr, dass das Bildungssystem in Baden-Württemberg von der Landesregierung in den Blick genommen wird. Eine klarere Strukturierung, die aber nie die Möglichkeit der Durchlässigkeit aus den Augen verlieren darf, hilft, Ressourcen gezielt einzusetzen. Schulträger können für kleine Werkrealschulen oft nicht in gleichem Maße Ressourcen vorhalten und vielfältige Angebote machen wie für Schulen entsprechender Größe. Hier kann eine Straffung eine sinnvolle Option sein.
Als Schulleiter bin ich mir der Verpflichtung zu wirtschaftlich verantwortlichem Handeln bewusst. Dennoch darf Wirtschaftlichkeit nicht die Richtschnur für Bildung und der Motor für Veränderungen in der Schullandschaft sein. Es gibt eine andere, viel wichtigere Ebene der Verantwortung für Politik und Gesellschaft, die sich nicht in Geld und Finanzen ausdrücken lässt. Es ist die Verantwortung, junge Menschen so zu begleiten und ihnen solche Rahmenbedingungen zu geben, dass sie eine Perspektive und eine Zukunft haben.
Dies kann nur gelingen, wenn wir ihnen entsprechende Bildungswege und die dafür notwendige Zeit anbieten können. Der Bildungsabschluss entscheidet maßgeblich über die weiteren Lebens- und Zukunftschancen. So weist das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg in seinem Schreiben vom 13.11.2023 darauf hin, dass 379.000 junge Menschen in Baden-Württemberg zwischen 20 und 34 Jahren keinen Schulabschluss haben. Die Arbeitslosenquote dieser Personen ist etwa 6-mal so hoch wie die der Personen mit einem Schulabschluss. Die Zahl der Abgänger ohne Schulabschluss müsse verringert und der Anteil der direkten Übergänge von der Schule in eine Ausbildung müsse gesteigert werden. Es ist daher von großer gesellschaftlicher und in der Folge auch volkswirtschaftlicher Bedeutung, möglichst allen jungen Menschen einen Ausbildungsabschluss zu ermöglichen - auch wenn sie dafür mehr Zeit und Unterstützung benötigen als andere.
Werkrealschulen können hier eine wichtige Antwort geben. Sie führen in einem zehnten Schuljahr zu einem mittleren Bildungsabschluss oder integrieren die Jugendlichen durch Praktika und Coaching in den Arbeitsmarkt. Sie haben die Möglichkeit, differenziert zu arbeiten und durch die Gewährung des notwendigen zeitlichen Rahmens von sechs Schuljahren die Jugendlichen in ihrer Persönlichkeit zu stärken und einen Abschluss zu ermöglichen. Die sechsjährige Werkrealschule hat damit das Potenzial, gerade den Jugendlichen, die oft aus benachteiligten und prekären Verhältnissen kommen, eine Zukunftsperspektive zu geben - gerade ihnen, deren Lobby oft nicht so stark und sprachgewaltig ist.
Ich bin stolz darauf, Schulleiter einer dreizügigen Werkrealschule mit fast 600 Kindern und Jugendlichen zu sein. Diese Zahl zeigt die Akzeptanz und das große Vertrauen der Eltern in die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen. Bei aller Straffung des Bildungssystems darf das Kind nicht mit dem Bade ausgeschüttet werden. Es ist wichtig, den Werkrealschulen - eine entsprechende Größe vorausgesetzt - gesetzlich die verbindliche Perspektive zu geben, dass sie sich z.B. im Rahmen einer sechsjährigen Gemeinschaftsschule oder einer sechsjährigen neuen Sekundarschule (siehe Konzept der Boschstiftung unter Leitung von Prof. Dr. Thorsten Bohl) weiterentwickeln und ihre vorbildliche Arbeit fortsetzen können.
Da die Optionen auch für die Eltern frühzeitig transparent sein müssen, bedarf es hier einer sehr zeitnahen und verbindlichen Zusage - und zwar jetzt und nicht erst im Laufe des Herbstes.
Dabei ist es auch wichtig, die Schulen in ihrer spezifischen Situation wahr- und ernst zu nehmen. Ich denke hier insbesondere an die Schulen, die nach dem Umwandlungsgesetz von 1967 organisiert sind. Sie leisten hervorragende Arbeit und wirken immer wieder als Vorbild in das öffentliche Schulwesen hinein.
Eine bloße Abschaffung des Werkrealschulabschlusses und des 10. Schuljahres wird weder die gesellschaftlichen Probleme lösen, noch wird es sich volkswirtschaftlich rechnen, wenn zu viele Jugendliche ohne Abschluss nicht in den Arbeitsmarkt eintreten können. Wir tragen Verantwortung für alle jungen Menschen.
Mehr Pädagogik für mehr Schülerleistung und Lehrergesundheit
unser G8-Bildungssystem hat neben den von der Elterninitiative angemahnten Problematik des Bildungsplans und der Stundentafel bereits seit vielen Jahren auch andere Probleme, z.B.: - abnehmende Lernerfolge der Schülerinnen und Schüler (siehe PISA-Studien), - die Abhängigkeit des Bildungserfolgs vom Elternhaus (siehe PISA-Studien und zuletzt
unser G8-Bildungssystem hat neben den von der Elterninitiative angemahnten Problematik des Bildungsplans und der Stundentafel bereits seit vielen Jahren auch andere Probleme, z.B.:
- abnehmende Lernerfolge der Schülerinnen und Schüler (siehe PISA-Studien),
- die Abhängigkeit des Bildungserfolgs vom Elternhaus (siehe PISA-Studien und zuletzt Süddeutsche Zeitung, 15./16. Juni 2024 „Das Elternhaus entscheidet“, u.a.),
- zunehmende psychische Probleme der Kinder und Jugendlichen, darunter z.B. auch Einsamkeit, Belastungen durch Cybermobbing (siehe Interview mit Prof. Gerd Schulte-Körne, Jugendpsychiater, SZ, 7. Nov. 2023 „Wir haben den Eindruck, dass die Jugendlichen kränker geworden sind“, u.a.)
- die häufigen Erkrankungen der Lehrer, die u.a. zur Frühpensionierung führen und denen man mit verschiedenen Programmen zur Lehrergesundheit bereits seit langem entgegenzuwirken versucht,
- Lehrermangel.
Ich möchte gerne anregen, im Zuge der G9-Planung nicht nur den Bildungsplan und die Stundentafel zu ändern, sondern auch die Rahmenbedingungen schulischer Arbeit grundständig zu überdenken. Anstelle der pflasterartigen Symptombehandlung durch singuläre Programme gegen die oben genannten Probleme würde es meiner Ansicht nach effektiver und kostensparender sein, wenn wir die Rahmenbedingungen des Lehrens so setzten, dass mehr pädagogische Arbeit und mehr Zusammenarbeit der Schulen mit den Elternhäusern stattfinden kann.
Maßnahmen und Änderungen um dies zu erreichen könnten beispielsweise sein:
1) Anstelle der Klassenarbeiten werden häufige und regelmäßige Lernstands-erhebungen (in kleinem Umfang, z.B. nur über die vorhergehende Stunde oder auch nur die Hausaufgabe betreffend) durchgeführt. Die Ergebnisse werden den Elternhäusern und Klassenlehrern über eine schulinterne, datengeschützte Plattform z.B. vierteljährlich mitgeteilt, bei schlechteren Schülern in kürzeren Abständen. Dies wird zu einem besseren Monitoring des Lernprozesses anstelle des alleinigen Lernerfolgs führen.
2) Einmal jährlich, am besten am Schuljahresanfang, wird durch die Klassenlehrerin oder den Klassenlehrer verpflichtend mit jedem Elternhaus ein Gespräch geführt, in dem die Lernsituation (evtl. auch Familiensituation) besprochen und ggf. beraten wird. Bei problematischen Schülerinnen wird mindestens ein weiteres Gespräch angeboten.
3) Mehr gemeinschaftsstärkende Maßnahmen, Klassenfahrten, erlebnispädagogische Unternehmungen, diesbezügliche Schulungen und Fortbildungen.
4) Punkt 1) bis 3) würden einen erheblichen zeitlichen Mehraufwand für das Lehrpersonal bedeuten. Man müsste daher die Aufgabenzuordnung des Lehrerdeputats anpassen, z.B. für Fachlehrer: 23 Deputatstunden für Unterricht, 2 für pädagogische Aufgaben, für Klassenlehrer: 21-22 Deputatsstunden für Unterricht, 3-4 für pädagogische Aufgaben.
Die hier eher skizzenhaft angedeuteten, beispielhaften Maßnahmen müssten natürlich in Zusammenarbeit mit Lernpsychologen, Pädagogen und Sozialpädagogen professionell ausgearbeitet werden.
Derartige Maßnahmen versprechen direkte Besserung der oben aufgelisteten Probleme, aber auch indirekt würden sie wirken, indem z.B. die Verantwortung des Lehrers für den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler erhöht wird. Mehr Pädagogik würde auch die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler vertiefen, was ein wesentlicher Punkt zur Förderung der Lehrergesundheit ist (siehe Arbeiten von Prof. Joachim Bauer, Freiburg). Nicht zuletzt beinhalten derartige Veränderungen auch ein unschätzbares Motivationspotential für die Schülerinnen, Schüler, Lehrerinnen und Lehrer. Der Lehrerberuf wäre wieder attraktiver.
Wenn man bis zum Ende (Pensionskassen, Beihilfe und Krankenkassen) rechnet, würden sich die Zusatzkosten durch die Deputatverschiebung sicherlich relativieren.
Ich wünsche mir Mut zur Veränderung, im Sinne des Menschen, für unsere Jugend und deren Potential, das es auszuschöpfen gilt, für die Gesundheit unserer Schülerinnen, Schüler und des gesamten Lehrpersonals.
Biologie muss aufgewertet, nicht abgewertet werden!
Wäre das Fach Biologie ein Fluss, dann hätte es in letzter Zeit eine stetiges Abzapfen seines Wassers zu anderen Zwecken (G8, biologische Inhalte fallen aus NWT-Curriculum) hinnehmen müssen. Wird das Gesetz so umgesetzt, wird es zu einem bedeutungslosen Rinnsal. Das Fach benötigt mindestens 1-2 Stunden in der Mittelstufe mehr! Es ist ja schon
Wäre das Fach Biologie ein Fluss, dann hätte es in letzter Zeit eine stetiges Abzapfen seines Wassers zu anderen Zwecken (G8, biologische Inhalte fallen aus NWT-Curriculum) hinnehmen müssen. Wird das Gesetz so umgesetzt, wird es zu einem bedeutungslosen Rinnsal.
Das Fach benötigt mindestens 1-2 Stunden in der Mittelstufe mehr!
Es ist ja schon jetzt kaum möglich, mit der Stundenzahl die wichtigen Aufgaben zu erfüllen:
Das IQB-Abitur im Leistungsfach Biologie schreckt aufgrund der Stofffülle bereits viele Schüler*innen ab. Fehlt es an den in der Mittelstufe dann nicht gelegten Grundlagen, wird es keine Leistungskurse mehr geben. Unsere Schüler werden benachteiligt.
Es ist unverständlich, wieso hier Potentiale verschenkt werden. Woher sollen die jungen Menschen kommen, die ihren Körper kennen, ihn gesund erhalten und nicht der Sucht verfallen? Die nicht nur Impf-Entscheidungen sachlich treffen und bewerten können? Die eine gute Wissensbasis haben um zu Akteuren des ökologischen Wandels zu werden? Die die zukunftsweisenden Biotechnologie und Medizin im Ländle vorantreiben? Die überhaupt noch wissen welche Art hier gerade verschwunden ist und ob das jetzt was macht?
Zwei Kontingentstunden mehr für das Fach Biologie in der Mittelstufe und mehr Zweistündigkeit!
Warum? Darum: Zitat aus dem Bildungsplan Biologie - Leitgedanken zum Kompetenzerwerb: „Biologische Phänomene beeinflussen nahezu alle Lebensbereiche des Menschen. Ihre Erschließung trägt wesentlich zum Selbstverständnis des Menschen als Teil der lebendigen Natur bei. Neuere Erkenntnisse aus den Bereichen
Warum? Darum:
Zitat aus dem Bildungsplan Biologie - Leitgedanken zum Kompetenzerwerb:
„Biologische Phänomene beeinflussen nahezu alle Lebensbereiche des Menschen. Ihre Erschließung trägt wesentlich zum Selbstverständnis des Menschen als Teil der lebendigen Natur bei. Neuere Erkenntnisse aus den Bereichen Gesundheit und Ernährung, Bio- und Gentechnik und Ökologie wirken sich direkt auf die persönliche Lebensgestaltung aus. (...)
Bei vielen gesellschaftsrelevanten Fragestellungen sind biologische Kenntnisse Voraussetzung für eine fundierte Entscheidungsfindung. Sie fließen in politische Diskussionen ein und helfen, Entscheidungen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu treffen. Die Bedeutung der Erhaltung der Biodiversität erfordert neben Artenkenntnis ein grundlegendes Verständnis von Prozessen in Ökosystemen.
Das Fach Biologie leistet einen wichtigen Beitrag zu vielen Leitperspektiven. Besondere Bedeutung kommt den Leitperspektiven Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), Prävention und Gesundheitsförderung (PG), Verbraucherbildung (VB) und Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt (BTV) zu.“
Fazit daraus: Laut Bildungsplan ist Biologie ist ein äußerst wichtiges Fach - sowohl im gesellschaftlichen und politischen Bereich, als auch im Bereich der persönlichen Lebensführung!
Die derzeitige Realität:
- von ursprünglich 10 (sprachliches Profil) bzw. 13 (naturwissenschaftliches Profil) Kontingentstunden in Unter- und Mittelstufe im alten G9 sind nach Einführung von G8 und dem BP 2016 nur noch 9 Kontingentstunden übrig - Realverlust: 1 - 4 (!) Kontingentstunden!
- die Themen wurden insgesamt - zumindest bei Einführung des BP 2016 - kaum gekürzt. Das bedeutet eine massive Verdichtung von Unterrichtsstoff, für dessen Erarbeitung zu wenig Zeit ist. Es fallen entweder verbindliche (!)Themen aufgrund von Zeitmangel raus oder man „prügelt“ sie den Schülern in kürzester Zeit ins Hirn, damit sie sie für die Arbeit lernen und danach wieder vergessen können. Das praktische naturwissenschaftliche Arbeiten ist kaum noch möglich.
- Biologie war früher praktisch durchgängig 2-stündig (mit einer Klassenstufe Bio-Pause) - heute sind wir von Klasse 8 - 10 zum einstündigen Fach degradiert. Folge: Für die SuS der Mittelstufe ist das Fach Biologie völlig „unwichtig“ geworden und konstantes Dranbleiben am Thema ist nahezu unmöglich, wenn die SuS nach einer Woche (oder manchmal auch nach zwei oder drei, wenn es ausfällt) schon wieder völlig vergessen haben, was sie zuvor gelernt haben sollten. Zudem lassen sich in nur ca. 35 tatsächlich gehaltenen Unterrichtsstunden im Schuljahr keine wirklichen Beziehungen zu den SuS aufbauen und auch die Notengebung gerät mehr zu einem Rätselraten als zu einer validen Rückmeldung über den tatsächlichen Leistungsstand.
- Bildungsplaninhalte wurden mehrmals (BP 2004, BP 2016, IQB-Standards ab 2021/22) völlig verschoben - komplexe Themen, die teils Vorwissen aus anderen Naturwissenschaften wie Chemie benötigen (z.B. Immunologie, Ernährung, Stoffkreisläufe in Ökologie, etc.) werden in unteren Klassenstufen unterrichtet, wo weder die kognitiven Voraussetzungen, noch die fachlichen Voraussetzungen gegeben sind - die SuS KÖNNEN den Stoff teilweise gar nicht oder nur mit viel Mühe verstehen.
- Durch Einführung der IQB-Standards müssen die SuS in der Kursstufe sehr komplexe Inhalte verstehen und erarbeiten (u.a. Fotosynthese- und Zellatmungsabläufe), sind aber in der Mittelstufe kaum dafür vorbereitet worden. Die Folge: Frust und schlechte Noten; gerade brechen deswegen die Anmeldezahlen für die Bio-Leistungskurse ein. ALLE anderen Bundesländer (!) sehen in der Mittelstufe deutlich mehr Stunden vor als in BW - unsere Schüler haben hier einen extremen Nachteil!
Und jetzt kommt G9 - wird alles wieder besser?!
Laut dem Schulgesetzentwurf besteht die Stärkung der Naturwissenschaften de facto genau in einer einzigen Kontingentstunde mehr, die dem Fach Physik in Form eines Projekts zugeschlagen wird. Das ist zwar grundsätzlich zu begrüßen - aber angesichts des eklatanten Fachlehrermangels in Physik wird dann gleich vermerkt, dass diese Stunde dann auch „fachfremd“ unterrichtet werden kann / soll (und zwar am Ende garantiert von den Biologiekolleg*innen, denn das sind die einzigen naturwissenschaftlichen Lehrkräfte, von denen es eher mehr als benötigt gibt) - ob das dem Fach Physik zuträglich ist, sei mal dahingestellt…
Zum Fach Biologie steht im Entwurf folgender Satz: „(...) BNT (...) wird aufgelöst. Die dort bisher im Umfang von 4 Wochenstunden verankerten Fachanteile Biologie werden dem Fach Biologie zugeführt; das Fach Biologie wird somit gestärkt.“ WIE BITTE?! De facto bekommt das Fach Biologie KEINE EINZIGE Stunde mehr im Vergleich zur jetzigen Situation, wird NOCH LÄNGER, nämlich 5 JAHRE (!) einstündig und das alles soll eine „Stärkung“ sein?! Was für eine Farce! Wenn schon der politische Wille fehlt, an dieser untragbaren Situation etwas zu verändern bzw. sie sogar noch verschlimmert wird (!), sollte man das wenigstens klar benennen und nicht glattzüngig offensichtliche Unwahrheiten verbreiten! Das ist ein Schlag ins Gesicht aller Biologie-Lehrkräfte, die sich sowieso schon seit Jahren bemühen, das Unmögliche möglich zu machen! Das macht einfach nur fassungslos…
Was wir wirklich brauchen:
Wenigstens 2 Kontingentstunden in der Mittelstufe mehr und möglichst durchgängig (bis auf ein Schuljahr ohne Bio) Zweistündigkeit - vor allem in Klasse 10 und 11 zur Vorbereitung auf die Kursstufe!
Zum Beispiel so: Je 2 Stunden in Kl. 5, 6, 1 Stunde in Klasse 7 oder 8, dann wieder 2 Stunden in 9, 10, 11 - macht insgesamt 11 Kontingentstunden. So würden sich alle oben genannten Probleme deutlich entschärfen bzw. lösen lassen - und sogar die Biolehrkräfte für dieses Mehr an Stunden wären ja vorhanden! Dass die Biologie nach der bundesweiten Anpassung an die IQB-Standards mehr Stundenkontingente braucht, hat ja anscheinend sogar das Fachreferat im KM bereits verstanden, wie in einem anderen Kommentar deutlich wird.
Was hindert also die politischen Führungsriege, genau das so umzusetzen? Da fragt man sich wirklich, ob die GRÜN geführte Landesregierung, für die gerade der ökologische Aspekt angeblich eins ihrer zentralen Themen ist, dies nur zum Schein so sagt. Schließlich verhindert sie in der Realität spätestens bei Einführung des BP 2016, dass die nachwachsende Generation an Fachkräften ein ausreichendes Verständnis für die dringendsten Probleme unserer Zeit wie Klimawandel und Artensterben, Pandemien, gesunde Ernährung und Umgang mit neuen Gentechnologien entwickelt - und offensichtlich gedenkt sie dies auch jetzt wohl nicht ändern zu wollen…
Noch ist Zeit, die wichtige Zukunftswissenschaft Biologie wieder zu stärken und den Schüler*innen wieder gute Bedingungen für ein Biologie-Abitur zu bieten - ändern Sie das Schulgesetz dahingehend, liebe Landtagsabgeordnete!