Online-Kommentierung
Mit der Änderung des Schulgesetzes sollen die Sprachfördergruppen ebenso wie die Juniorklassen als Kernelemente des Sprachförderkonzepts „SprachFit“ etabliert werden.
Weitere Informationen aus dem Vorblatt des Gesetzentwurfs
Sprachfördergruppen sowie Juniorklassen werden als wesentliche Bausteine des Sprachförderkonzepts „SprachFit“ gesetzlich verankert und die Bedingungen für ihre Einrichtung ebenso wie die entsprechenden Besuchspflichten und ihre Voraussetzungen geregelt. Die Grundschulförderklassen werden aufgehoben, die Möglichkeit der Zurückstellung vom Schulbesuch entfällt für Kinder mit der Verpflichtung, die Juniorklasse zu besuchen.
Der Bildungsgang des allgemein bildenden Gymnasiums der Normalform wird auf neun Jahre verlängert und damit die Möglichkeit für eine Anreicherung mit neuen Innovationselementen geschaffen.
Der Auftrag der auf der Grundschule aufbauenden Schulen wird angepasst, um ihre Attraktivität für leistungsstärkere Schülerinnen und Schüler zu erhalten.
Das Übergangsverfahren von der Grundschule auf die weiterführende Schule wird durch die Einbeziehung der Kompetenzmessung valider und damit passgenauer ausgestaltet. Voraussetzung für die Aufnahme in das allgemein bildende Gymnasium wird künftig eine pädagogische Gesamtwürdigung durch die Klassenkonferenz oder die erfolgreiche Teilnahme an einer zentral bereit gestellten Kompetenzmessung sein. Zusammen mit dem Elternwunsch basiert die Schulartwahl damit auf drei Elementen, von denen zwei erfüllt sein müssen.
Für den Fall, dass keine der genannten Voraussetzungen dem Elternwunsch entspricht, wird die Möglichkeit geschaffen, durch einen Potentialtest zusätzliche Orientierung zu erhalten und zugleich die Aufnahmevoraussetzung für das Gymnasium zu erfüllen.
Pädagogische Fachverfahren sollen über die vorhandene Nutzer- und Zugangsverwaltung der Digitalen Bildungsplattform SCHULE@BW erreichbar sein.
Die Auskunftspflichtigen, die zu erhebenden Daten und Hilfsmerkmale und der Erhebungsstichtag für die Ganztagsausbaustatistik werden bestimmt und die Ermächtigungsgrundlage für die erforderliche Rechtsverordnung geschaffen.
Keine.
Durch die Implementierung des Sprachförderkonzepts „SprachFit“ mit den Sprachfördergruppen sowie den Juniorklassen, den neunjährigen Bildungsgang am Gymnasium mit seinen nicht im Schulgesetz verankerten fünf Innovationselementen, den Innovationselementen an Hauptschulen/Werkrealschulen, Realschulen und Gemeinschaftsschulen, die Ausweitung des Ganztags nach Paragraf 4a SchG im Primarbereich der sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ), die Nutzer- und Zugangsverwaltung der Digitalen Bildungsplattform SCHULE@BW sowie die Ganztagsausbaustatistik entstehen Kosten für öffentliche Haushalte, die in der Begründung des Änderungsgesetzes unter Punkt 5 der Begründung (Finanzielle Auswirkungen) aufgeschlüsselt sind. Über die Bereitstellung von Haushaltsmitteln und Stellen für die oben genannten Maßnahmen ist im Rahmen der künftigen Haushaltsplanaufstellungen unter Berücksichtigung der vorhandenen Ressourcen und deren zielgerichteter Steuerung zu entscheiden.
Für Bürgerinnen und Bürger entstehen keine zusätzlichen Bürokratielasten. Der Schulaufsichtsbehörde werden neue schulaufsichtsrechtliche Aufgaben zugewiesen. Vollzugstauglichkeit wird gewährleistet.
Die Änderungen des Schulgesetzes fördern die nachhaltige Entwicklung in mehreren Zielbereichen, insbesondere in den Bereichen der sozialen und der ökonomischen Nachhaltigkeit.
Der Digitaltauglichkeits-Check nach Nummer 5.4.2 der Verwaltungsvorschrift (VwV) der Landesregierung und der Ministerien zur Erarbeitung von Regelungen (VwV Regelungen) wurde durchgeführt.
Mit den Regelungen wird eine grundsätzliche Möglichkeit der digitalen Umsetzbarkeit der Übermittlung der Daten zur Einschätzung über den Entwicklungsstand beziehungsweise des Sprachförderbedarfes geschaffen.
Die Nutzung der bereits vorhandenen Nutzenden- und Zugangsverwaltung der Digitalen Bildungsplattform Schule@BW dient der Umsetzung des langfristigen strategischen Leitbilds des Landes zur Digitalisierung von Prozessen.
Die Einführung der Ganztagsausbaustatistik enthält digitalrelevante Vorgaben, die einer zügigen, digitalen und medienbruchfreien Abwicklung des Verfahrens nicht entgegenstehen.
Die Maßnahmen der Schulgesetzänderung, insbesondere die Sprachfördermaß-nahmen und die Verlängerung des gymnasialen Bildungsgangs auf neun Jahre erhöhen die vergleichsrelevanten Kosten im Sinne von Paragraf 18 a Privatschulgesetz (PSchG) und wirken sich entsprechend finanziell auf die Kopfsatzzuschüsse an Ersatzschulen gemäß Paragraf 18 Absatz 2a PSchG aus.
Die Ausweitung des Ganztags im Bereich der SBBZ kann zu höheren Ausgaben bei den SBBZ in freier Trägerschaft führen, da sich die Bezuschussung der Lehrkräfte und Schulleitungen nach den sich für die öffentlichen SBBZ geltenden Bestimmungen richtet.
Die für die Ganztagsausbaustatistik zu erhebenden Daten liegen den freien Trägern regelmäßig vor. Es entsteht allenfalls unerheblicher Aufwand für die Aufbereitung der Daten.
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Gesetz zur Änderung des Schulgesetzes für Baden-Württemberg (PDF)
Kommentare : zum Schulgesetz
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Naturwissenschaftliches Profilfach (fast) ohne Naturwissenschaften?
Als Einrichtung der astronomischen Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit, begrüßen wir den im Vorblatt des Gesetzes zur Änderung des Schulgesetzes geäußerten Vorsatz, die naturwissenschaftliche Bildung zu stärken. Allerdings machen wir uns Sorgen, ob das neue Schulgesetz an dieser Stelle tatsächlich liefern kann. Die dortigen Vorgaben dürften bei den
Als Einrichtung der astronomischen Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit, begrüßen wir den im Vorblatt des Gesetzes zur Änderung des Schulgesetzes geäußerten Vorsatz, die naturwissenschaftliche Bildung zu stärken. Allerdings machen wir uns Sorgen, ob das neue Schulgesetz an dieser Stelle tatsächlich liefern kann. Die dortigen Vorgaben dürften bei den Profilfächern nämlich im Gegenteil so gut wie zwangsläufig zu einer Schwächung der Naturwissenschaften führen.
Im ursprünglichen Profilfach NwT besaß die Naturwissenschaft noch einen deutlich höheren Stellenwert als in der NwT-Version des Bildungsplans 2016. Die Neufassung 2016 verschob den NwT-Schwerpunkt von den Naturwissenschaften fast komplett zur Technik (einige Lehrer*innen, mit denen wir sprachen, nennen das Resultat ein "Bastelfach"). NwT wurde die Schulversion eines Ingenieursfaches, in dem naturwissenschaftliche Inhalten lediglich eine Hilfsfunktion haben – als Vorbereitung für Technikentwicklung oder als natürliche Analoga zu technischen Systemen. Immerhin: Für Schüler*innen, die sich eben tatsächlich für die Naturwissenschaften selbst interessierten, stand eine Alternative zur Verfügung, eben das damals neu geschaffene Profilfach IMP.
Jetzt wird IMP gestrichen. Über NwT steht in der Gesetzesbeschreibung, als in Zukunft einziges naturwissenschaftliches Profilfach werde NwT "modernisiert" bzw. "weiterentwickelt". Konkret vorgegeben wird dort allerdings nur, NwT enthalte "zukünftig einen ausgewiesenen Informatikanteil", und die "Technikanteile [blieben] erhalten". Zu den naturwissenschaftlichen Inhalten von NwT gibt es keine vergleichbar konkrete Aussage.
Das lässt im Hinblick auf die Naturwissenschaften nichts Gutes erwarten. Wo innerhalb einer vorgegebenen Stundenzahl einerseits Informatik hinzugefügt, aber andererseits die im aktuellen NwT dominante Technik nicht reduziert werden soll, bleibt für die Naturwissenschaften zwangsläufig weniger Raum als vorher. Und das wohlgemerkt nachdem der Raum für die Naturwissenschaften in NwT mit dem Bildungsplan 2016 ja vorab bereits drastisch eingeschränkt worden war.
Damit besteht die Gefahr, dass interessierte Schüler*innen in Baden-Württemberg in Zukunft weniger Möglichkeiten als jemals zuvor seit Einführung der Profilfächer haben werden, sich mit Naturwissenschaften auseinanderzusetzen und naturwissenschaftliche Inhalte kennenzulernen – eine klare Schwächung der naturwissenschaftlichen Bildung. Wichtige Themen wie z.B. die in IMP behandelte Physik des Klimawandel drohen zu verschwinden. Ein echtes naturwissenschaftliches Profil gäbe es überhaupt nicht mehr – Naturwissenschaft wäre nurmehr ein Anhängsel der technischen Umsetzung.
Daher unsere dringende Bitte an das Kultusministerium: Treffen Sie Vorsorge, dass das in Zukunft einzige naturwissenschaftliche Profilfach in Baden-Württemberg dieser Bezeichnung auch gerecht wird. Entscheiden wird sich das bei der Umsetzung: Geben Sie vor, dass die Naturwissenschaften im neuen NwT neben Informatik und Technik nicht verschwinden, sondern gleichberechtigt vertreten sind.
Die Expertise für geeignete naturwissenschaftliche Inhalte ist dank IMP und dank der alten Version von NwT bei vielen baden-württembergischen Lehrer*innen vorhanden, ebenso wie entsprechende Unterrichtsmaterialien. Lassen Sie diese Expertise nicht mit einer weitgehend naturwissenschaftsfreien neuen Version von NwT verkümmern.
Insbesondere bot das alte NwT vor 2016 im Bereich Naturwissenschaften eine ganze Reihe astronomischer Inhalte, von der Erde als Planet (inklusive der Physik des Klimawandels) bis hin zu unserem Platz im Universum.
Für solche Inhalte wissen wir aus eigener Erfahrung, sowie aus Erfahrung der mit uns arbeitenden Lehrerinnen und Lehrer und auch aus entsprechenden wissenschaftlichen Studien, dass sie für Schüler*innen besonders motivierend sind und deswegen einen besonders guten Einstieg in die Naturwissenschaften darstellen. Um Schüler*innen zu motivieren, überhaupt ein naturwissenschaftliches Profilfach zu wählen, sind solche Inhalte sehr wertvoll.
Unsere weitergehende Bitte an das Kultusministerium ist daher, und an dieser Stelle sprechen wir auch für die bislang 475 Lehrer*innen, Elternteile und Wissenschaftler*innen, die unseren offenen Brief zum Thema unterzeichnet haben [https://www.haus-der-astronomie.de/bawue-profilfach2024]: Stellen Sie in der Umsetzung sicher, dass die astronomischen Inhalte im naturwissenschaftlichen Profilfach erhalten bleiben.
Wichtigster Schritt dafür wäre, die Weiterentwicklung des Profilfachs nicht nur den Vertreter*innen des jetzigen Technikfachs NwT und den Informatiker*innen zu überlassen, sondern ausdrücklich Akteur*innen einzubinden, die weitergehende Expertise zum naturwissenschaftlichen Bildungsanteil (und speziell zur Astronomie) einbringen können: die Fachberater*innen für Physik und Astronomie sowie die entsprechenden Akteure in der Lehramtsausbildung an den Universitäten sowie an Einrichtungen wie dem Haus der Astronomie in Heidelberg. Wenn das neue NwT tatsächlich ein naturwissenschaftliches Profilfach werden soll, darf es nicht nur durch die Technik- oder Informatikexperten gestaltet werden.
Die Expertise ist in Baden-Württemberg wie gesagt in Form vieler engagierter Lehrer*innen und weiterer Akteur*innen vorhanden. Neben dem Verlust einer echten Profil-Alternative für naturwissenschaftlich interessierte Schüler*innen wäre nämlich genau das einer der bedauerlichsten Effekte eines weiteren Zurückdrängens astronomischer Inhalte in den Bildungsplänen: Baden-Württemberg hat eine starke Community von Menschen, die Astronomie erfolgreich einsetzen, um Schülerinnen und Schüler für MINT zu gewinnen und zu motivieren. Das sind zum Teil außerschulische Akteure, zum Teil Lehrer*innen, die sehr engagiert eigenes diesbezügliches Wissen in den Unterricht oder auch in Astronomie-AGs einbringen. Solch eine engagierte Community ist ein großes Plus, um die gemeinsame Herausforderung anzugehen, Schüler*innen für die Naturwissenschaften zu begeistern. Es sollte im Interesse aller liegen, die MINT-Bildung fördern möchten, solches Engagement und die entsprechende Initiative zu unterstützen und zu stärken. Würden die astronomischen Inhalte von IMP im Zuge der Neuordnung stattdessen weiter aus baden-württembergischen Schulen zurückgedrängt, würde das jene Community im Gegenteil schwächen - und das wäre, auch mit seinen negativen Folgen für die MINT-Bildungsarbeit insgesamt, ein herber Verlust.
Für das Haus der Astronomie, Heidelberg, und bezüglich der Inhalte des oben verlinkten Offenen Briefs für die bislang 475 Unterzeichnenden,
Dr. Markus Pössel
Leiter, Haus der Astronomie, Heidelberg
Director, International Astronomical Union Office of Astronomy for Education
Musikunterricht
Sehr geehrte Damen und Herren, Kürzungen im Musikunterricht kann wirklich niemand ernsthaft wollen, wenn man bedenkt, wieviel man beim gemeinsamen Musizieren lernen kann: aufeinander hören, einander achten, Rücksicht nehmen, und nicht zuletzt gehört es zu einem erfüllten Leben gemeinsam Musik zu machen. Der Musikunterricht ist in den
Sehr geehrte Damen und Herren,
Kürzungen im Musikunterricht kann wirklich niemand ernsthaft wollen, wenn man bedenkt, wieviel man beim gemeinsamen Musizieren lernen kann: aufeinander hören, einander achten, Rücksicht nehmen, und nicht zuletzt gehört es zu einem erfüllten Leben gemeinsam Musik zu machen.
Der Musikunterricht ist in den vergangenen Jahren und Reformen ohnehin schon sehr oft gekürzt worden, das darf sich nicht fortsetzen.
Zukunft gestalten - systemisches Denken mit Geographie stärken!
Die Herausforderungen für unsere Gesellschaft sind gewaltig: Die aktuellen massiven Hochwasserereignisse, die sich im Zuge der Klimaerwärmung und der fortschreitenden Flächenversiegelung verstärken, sind nur eines von vielen Themen, die systemisch betrachtet werden müssen. Die geographische Bildung bietet hier verschiedene Konzepte
Die Herausforderungen für unsere Gesellschaft sind gewaltig: Die aktuellen massiven Hochwasserereignisse, die sich im Zuge der Klimaerwärmung und der fortschreitenden Flächenversiegelung verstärken, sind nur eines von vielen Themen, die systemisch betrachtet werden müssen. Die geographische Bildung bietet hier verschiedene Konzepte (Mensch-Umwelt-System, Nachhaltigkeitsanalyse, Systemkomponenten...) zur Problemanalyse und zur Entwicklung von Lösungsansätzen. Dabei können beispielsweise mit Hilfe von digitalen geographischen Informationssystemen (GIS) und digitalen Geländemodellen Gefährdungssituationen analysiert und gezielte Vorsorge- und Anpassungsmaßnahmen simuliert werden. Medienkompetenz wird hier in reale Kontexte eingebettet.
Geographische Bildung stärkt das systemische Denken im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. Die Auseinandersetzung mit und das Erarbeiten von Lösungsansätzen soll zum Handeln anregen und unsere Schülerinnen und Schüler motivieren, ihre Zukunft aktiv mitzugestalten. Die Stärkung des Faches Geographie ist eine Investition in die Zukunft.
Stellenwert Musik - Erhöhung statt Dehnung der Stunden
Musizieren stärkt Ausdauer, Selbstdisziplin, Koordination und Konzentration. Studien haben gezeigt, dass Kinder, die regelmäßig Unterricht an einem Instrument haben, schneller Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. Zusätzliche Musikstunden hatten auf die mathematischen Leistungen von Kindern sogar einen größeren Effekt als zusätzlicher
Musizieren stärkt Ausdauer, Selbstdisziplin, Koordination und Konzentration. Studien haben gezeigt, dass Kinder, die regelmäßig Unterricht an einem Instrument haben, schneller Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. Zusätzliche Musikstunden hatten auf die mathematischen Leistungen von Kindern sogar einen größeren Effekt als zusätzlicher Mathematikunterricht (Der Spiegel 14/2024). Musik bildet den Menschen, hier können wir uns vertiefen, ganz einer Sache widmen. Manfred Spitzer schreibt, Musik gehöre zum Menschsein „wie das Essen und Trinken oder das Schlafen oder wie der Sport.“ Und: „Musik ist gut, um Lernen zu lernen. Musik ist gut, um zu lernen, sich in der Gemeinschaft zurechtzufinden. Musik ist gut, um sich als Person herauszubilden“ (Manfred Spitzer: Das musikalische Gehirn, S. 7 und S. 71-72). Musikpraxis stärkt die soziale Kompetenz. Beim gemeinsamen Musizieren lernen Jugendliche, aufeinander zu hören und gemeinsam auf ein Ziel hinzuarbeiten.
Wenn es ernst meinen, dass Schule den Menschen bilden soll und sich in ihr reife Individuen entwickeln sollen. Dann müssen wir Musik stärken.
Geschichte ist auch Teil der Demokratiebildung!
Die jüngsten Wahlergebnisse haben zweifellos gezeigt, wie hoch der Stellenwert der Demokratiebildung in unseren Schulen sein muss. Dennoch landen Gemeinschaftskunde und Geschichte - Fächer, denen eine zentrale Rolle in diesem Bereich zukommt - gerne und häufig an unbeliebten Stellen im Nachmittagsunterricht. Auch die Tatsache, dass
Die jüngsten Wahlergebnisse haben zweifellos gezeigt, wie hoch der Stellenwert der Demokratiebildung in unseren Schulen sein muss. Dennoch landen Gemeinschaftskunde und Geschichte - Fächer, denen eine zentrale Rolle in diesem Bereich zukommt - gerne und häufig an unbeliebten Stellen im Nachmittagsunterricht. Auch die Tatsache, dass Naturwissenschaften derzeit 3-stündig in der Kursstufe unterrichtet werden, Geisteswissenschaften aber nur 2-stündig, erscheint angesichts der Tagespolitik erschreckend.
Umgang mit Perspektivität und Kritikfähigkeit sind zentrale Elemente eines problemorientierten Geschichtsunterrichts und aktuelle Konflikte wurzeln in der Geschichte. Demokratiebildung ist folglich auch Geschichtsunterricht. Ist es daher nicht sinnvoll, die Geisteswissenschaften zu stärken und mehr aktive Präventionsarbeit (die logischerweise Geld erfordert) freigiebiger und verbindlicher zu integrieren?
keine Kürzung in den KuMuTu-Fächern
Aus dem vorliegenden Entwurf ist schwer herauszulesen, was mit dem Fach Musik und nebenbei auch mit den beiden weiteren "KuMuTu"-Fächern Kunst und Sport geschieht. Da von diesen Fächern praktisch keine Rede ist, einige andere aber stärkend erwähnt werden, ist davon auszugehen, dass sich die Stundenanzahl - konkret in Musik - verringern wird, da
Aus dem vorliegenden Entwurf ist schwer herauszulesen, was mit dem Fach Musik und nebenbei auch mit den beiden weiteren "KuMuTu"-Fächern Kunst und Sport geschieht.
Da von diesen Fächern praktisch keine Rede ist, einige andere aber stärkend erwähnt werden, ist davon auszugehen, dass sich die Stundenanzahl - konkret in Musik - verringern wird,
da sie in Summe gleich bleibt trotz eines zusätzlichen Schuljahres. Es ist von einer "Dehnung" die Rede.
Davon kann ich nur dringend abraten! Die KuMuTu-Fächer sind eh schon immer mit weniger Stunden bedacht als andere. Und bei allem Verständnis für die Wichtigkeit der Naturwissenschaften und einer Stärkung der Demokratiebildung: genau die KuMuTu-Fächer sind für eine gesunde Gesellschaft mit die wichtigsten. Wir alle benötigen Musik, Kunst und sportliche Betätigung mindestens als Ausgleich im Berufs- und Familienleben. Manche üben ohnehin ihren Beruf in diesen Feldern aus.
Die Samenkörner für künstlerische und sportliche Betätigungen werden häufig in der Schule gepflanzt. Hier darf man sich nicht nur auf die (großartige) Vereinskultur im Ländle verlassen!
Insbesondere im Fach Musik lernen Kinder intuitiv, praktisch, mit Freude und ganzheitlich. Und sie erfahren und erlernen ganz nebenbei auch demokratische Strukturen. Das Miteinander steht im Fach Musik sehr im Vordergrund.
Eine weitere Schwächung dieses Bereiches ist nicht "egal" oder "alternativlos". Die Waage mit "Leistungsdruck" auf der einen und "Kultur- und gesundem Leben" auf der anderen Seite würde sich noch mehr in Richtung Leistung neigen.
Daher plädiere ich dafür, dass im Fach Musik/in den KuMuTu-Fächern nicht durch eine Dehnung die Stundenanzahl gekürzt wird sondern dass sie wenigstens bei der aktuellen Stundenanzahl pro Schuljahr bleibt.
Zum Beteiligungsportal an sich muss ich leider auch noch Stellung beziehen. Wir leben in einer Demokratie, sind als Lehrkräfte dazu angehalten diese vorzuleben und den Schüler*innen nahezubringen. Das sind Sie im Ministerium und im Landtag aber auch!
Von der Möglichkeit, hier kommentieren zu können, habe ich nur durch Zufall erfahren. Es gab keinerlei Kommunikation seitens des Kultusministeriums gegenüber der Lehrerschaft. Im besten Fall lag die Kommentarzeit aus Gründen des hohen Zeitdrucks im kompletten Ferienzeitraum. Aber genau dann hätte eine ordentliche Kommunikation seitens des Kultusministeriums erfolgen müssen! So wie es jetzt lief, ist es nicht demokratisch verlaufen, höchstens dem Anschein nach demokratisch.
Ich hoffe, die durch die schlechte Kommunikation leider nicht sehr zahlreichen Kommentare werden von Ihnen ernst genommen und Sie handeln im weiteren Verlauf mit Bedacht!
Warum soll IMP sterben?
Als Fachlehrer für die drei IMP-Fächer konnte ich in den letzten 25 Jahren die verschiedenen Varianten der naturwissenschaftlichen Profile unterrichten. Nach der Umstellung auf G8 habe ich an meiner Schule das NWT-Profil und vor 6 Jahren das IMP-Profil aufgebaut und unterrichtet. Meine eigenen Kinder haben je zur Hälfte das NWT- und das IMP-Profil
Als Fachlehrer für die drei IMP-Fächer konnte ich in den letzten 25 Jahren die verschiedenen Varianten der naturwissenschaftlichen Profile unterrichten. Nach der Umstellung auf G8 habe ich an meiner Schule das NWT-Profil und vor 6 Jahren das IMP-Profil aufgebaut und unterrichtet. Meine eigenen Kinder haben je zur Hälfte das NWT- und das IMP-Profil gewählt. Ich habe von allen Seiten (Schülern, Eltern und Kollegen) nur positive Rückmeldungen zum IMP-Profil erhalten. Es ist die perfekte Ergänzung zu NWT. Bei NWT steht die praktische Arbeit in Projekten im Vordergrund, bei IMP die theoretische Vertiefung. Warum also soll IMP mit der Umstellung auf G9 sterben? Die Inhalte von IMP können durch das neue Fach Medienbildung/Informatik nicht annähernd abgedeckt werden und sind für eine Integration in NWT völlig ungeeignet. Es werden auch keine Lehrer eingespart, da alle mir bekannten IMP-Lehrer vorher NWT unterrichtet haben - ebenso wird der Großteil der potentiellen IMP-Schüler dann zu NWT wechseln. Was soll also mit der Abschaffung von IMP erreicht werden? Es führt nur zu einer Schwächung des MINT-Bereichs und des naturwissenschaftlichen Profils der Gymnasien.
Musik – Abbild einer Demokratiebildung in Reinform
In Zeiten des Rufes nach mehr Unterricht in Demokratiebildung braucht es also mehr statt weniger Musikunterricht! Wie komme ich zu dieser These? Warum entwickelte sich in Mitteleuropa das Land der Denker, Dichter und Erfinder? Jahrhundertelang standen Musik, Kunst und Sport ebenbürtig mit anderen geisteswissenschaftlichen und
In Zeiten des Rufes nach mehr Unterricht in Demokratiebildung braucht es also mehr statt weniger Musikunterricht!
Wie komme ich zu dieser These?
Warum entwickelte sich in Mitteleuropa das Land der Denker, Dichter und Erfinder?
Jahrhundertelang standen Musik, Kunst und Sport ebenbürtig mit anderen geisteswissenschaftlichen und naturwissenschaftlichen Fächern auf dem Lehrplan.
Warum soll dem Fach Musik im neuen G9 erneut Unterrichtsstunden gestrichen („gedehnt“) werden, wo es doch in puncto „Demokratie - aktiv Gestalten und Erleben“ eines der unmittelbar wirksamsten und effektivsten Fächer ist?
Ein Musikensemble ist verwirklichte, funktionierende Demokratie; die Musik die Frucht dieser, die die Demokraten sich gegenseitig ermöglichen zu erleben.
Der musizierende oder singende Schüler trägt in seiner gänzlich eigenen, individuellen Art, in Geduld, Rücksicht und Wahrnehmung des Anderen sein Bestes zum Ganzen bei.
Er erlernt und übt Durchhaltevermögen, Disziplin sowie Umgang mit Kritik und erlebt die so wichtige Selbstwirksamkeit, die das Individuum stärkt; er identifiziert sich mit einer Gruppe und stabilisiert sie dadurch.
Der Schüler wird individuell gefördert und muss gleichzeitig das größtmögliche Sozialverhalten entwickeln um zu einem ihn befriedigenden Ergebnis, dem Wohlklang des Musikstückes, zu gelangen.
Behauptung
Eine Schule, in der Musik gleichwertig mit zum Beispiel Mathematik unterrichtet würde, würde m. E. am Ende der Schulzeit junge Erwachsenen mit 100% Demokratiebefähigung ins Leben entlassen. Warum wird das nicht umgesetzt?
Apropos Demokratie
Warum wurden die Lehrer, die jahrzehntelang Schüler „bilden“, nicht beim Entwurf der inhaltlichen Neuausrichtung der G9 Stundentafel gefragt?
Warum wurden diese unschätzbaren Ressourcen nicht ausgeschöpft?
Wo ist hier die Wertschätzung?
Warum erfährt man von diesem Portal um 100 Ecken und im letzten Augenblick, wenn überhaupt?
Bedenkenswert
Die Rückkehr zum G9 birgt Chancen den Schülern auch das mitzugeben in ihrer Persönlichkeitsentfaltung, was das Internet oder eine KI nicht leisten kann:
Das Tun, Erleben, Kommunizieren und Reflektieren in echter Anwesenheit anderer Menschen, durch die gesunde Ausgewogenheit einer Pädagogik mit Kopf, Herz und Hand.
Wenn diese Grundfertigkeiten des menschlichen Miteinanders geübt und stabilisiert werden, kann von diesen jungen Menschen in Zukunft eine KI bewusster zur Förderung und nicht zum Nachteil der Entwicklung der Gesellschaft gehandhabt werden.
Stundenaustattung für die Fremdsprachen
1. In allen altprachlichen Zügen (Human. Gymnasium und Biberacher Modell) muss Latein als erste Fremdsprache gewertet und so mit 24 Jahreswochenstunden versehen werden (22 Std. aus bisherigem G8 plus 2 Std. Stärkung der Grundlagenfächer) 2. Zur Stärkung der zweiten und dritten Fremdsprache sind in ALLEN Zügen zusätzlich 6 Jahreswochenstunden
1. In allen altprachlichen Zügen (Human. Gymnasium und Biberacher Modell) muss Latein als erste Fremdsprache gewertet und so mit 24 Jahreswochenstunden versehen werden (22 Std. aus bisherigem G8 plus 2 Std. Stärkung der Grundlagenfächer)
2. Zur Stärkung der zweiten und dritten Fremdsprache sind in ALLEN Zügen zusätzlich 6 Jahreswochenstunden nötig - d.h. in Kl. 6 - 11 je 1 Wochenstunde zusätzlich. Dies würde für die Schülerinnen und Schüler nur eine unwesentliche Erhöhung der Wochenstundenzahl bedeuten, den gymnasialen Sprachunterricht gerade in der Spracherwerbsphase aber stärken - vor dem Hintergrund der europäischen Integration ein sehr wichtiger Aspekt!
Fremdsprache, dreistündig
Ich unterrichte das Fach Latein und kann mich nur dem anschließen, was bereits verschiedentlich aufgeführt wurde: Um Studierfähigkeit im Sinne einer tatsächlichen Auseinandersetzung mit sog. "Originallektüre" herzustellen, bedarf es einer profunden Ausbildung, die mit einem dreistündigen Profil nicht zu gewährleisten ist. Und dies nicht alleine
Ich unterrichte das Fach Latein und kann mich nur dem anschließen, was bereits verschiedentlich aufgeführt wurde: Um Studierfähigkeit im Sinne einer tatsächlichen Auseinandersetzung mit sog. "Originallektüre" herzustellen, bedarf es einer profunden Ausbildung, die mit einem dreistündigen Profil nicht zu gewährleisten ist.
Und dies nicht alleine um seiner selbst willen eingedenk der Tatsache, dass Literatur - sei sie lateinisch oder französisch - aus sich heraus schön ist, sondern gerade im Hinblick auf die Formung einer eigenen, europäischen Identität, die heute mehr denn je ein großes Desiderat für alle Völker Europas darstellen sollte.
Um dies zu erreicher, kurz und provokant gesprochen, muss man den Sprung von der "Kompetenz" zum Wissen wagen: "sapere aude", so wusste uns schon Kant. Es wäre an der Zeit, sich an diesen Ursprung der Bildung zu erinnern.