Online-Kommentierung
Mit der Änderung des Schulgesetzes sollen die Sprachfördergruppen ebenso wie die Juniorklassen als Kernelemente des Sprachförderkonzepts „SprachFit“ etabliert werden.
Weitere Informationen aus dem Vorblatt des Gesetzentwurfs
Sprachfördergruppen sowie Juniorklassen werden als wesentliche Bausteine des Sprachförderkonzepts „SprachFit“ gesetzlich verankert und die Bedingungen für ihre Einrichtung ebenso wie die entsprechenden Besuchspflichten und ihre Voraussetzungen geregelt. Die Grundschulförderklassen werden aufgehoben, die Möglichkeit der Zurückstellung vom Schulbesuch entfällt für Kinder mit der Verpflichtung, die Juniorklasse zu besuchen.
Der Bildungsgang des allgemein bildenden Gymnasiums der Normalform wird auf neun Jahre verlängert und damit die Möglichkeit für eine Anreicherung mit neuen Innovationselementen geschaffen.
Der Auftrag der auf der Grundschule aufbauenden Schulen wird angepasst, um ihre Attraktivität für leistungsstärkere Schülerinnen und Schüler zu erhalten.
Das Übergangsverfahren von der Grundschule auf die weiterführende Schule wird durch die Einbeziehung der Kompetenzmessung valider und damit passgenauer ausgestaltet. Voraussetzung für die Aufnahme in das allgemein bildende Gymnasium wird künftig eine pädagogische Gesamtwürdigung durch die Klassenkonferenz oder die erfolgreiche Teilnahme an einer zentral bereit gestellten Kompetenzmessung sein. Zusammen mit dem Elternwunsch basiert die Schulartwahl damit auf drei Elementen, von denen zwei erfüllt sein müssen.
Für den Fall, dass keine der genannten Voraussetzungen dem Elternwunsch entspricht, wird die Möglichkeit geschaffen, durch einen Potentialtest zusätzliche Orientierung zu erhalten und zugleich die Aufnahmevoraussetzung für das Gymnasium zu erfüllen.
Pädagogische Fachverfahren sollen über die vorhandene Nutzer- und Zugangsverwaltung der Digitalen Bildungsplattform SCHULE@BW erreichbar sein.
Die Auskunftspflichtigen, die zu erhebenden Daten und Hilfsmerkmale und der Erhebungsstichtag für die Ganztagsausbaustatistik werden bestimmt und die Ermächtigungsgrundlage für die erforderliche Rechtsverordnung geschaffen.
Keine.
Durch die Implementierung des Sprachförderkonzepts „SprachFit“ mit den Sprachfördergruppen sowie den Juniorklassen, den neunjährigen Bildungsgang am Gymnasium mit seinen nicht im Schulgesetz verankerten fünf Innovationselementen, den Innovationselementen an Hauptschulen/Werkrealschulen, Realschulen und Gemeinschaftsschulen, die Ausweitung des Ganztags nach Paragraf 4a SchG im Primarbereich der sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ), die Nutzer- und Zugangsverwaltung der Digitalen Bildungsplattform SCHULE@BW sowie die Ganztagsausbaustatistik entstehen Kosten für öffentliche Haushalte, die in der Begründung des Änderungsgesetzes unter Punkt 5 der Begründung (Finanzielle Auswirkungen) aufgeschlüsselt sind. Über die Bereitstellung von Haushaltsmitteln und Stellen für die oben genannten Maßnahmen ist im Rahmen der künftigen Haushaltsplanaufstellungen unter Berücksichtigung der vorhandenen Ressourcen und deren zielgerichteter Steuerung zu entscheiden.
Für Bürgerinnen und Bürger entstehen keine zusätzlichen Bürokratielasten. Der Schulaufsichtsbehörde werden neue schulaufsichtsrechtliche Aufgaben zugewiesen. Vollzugstauglichkeit wird gewährleistet.
Die Änderungen des Schulgesetzes fördern die nachhaltige Entwicklung in mehreren Zielbereichen, insbesondere in den Bereichen der sozialen und der ökonomischen Nachhaltigkeit.
Der Digitaltauglichkeits-Check nach Nummer 5.4.2 der Verwaltungsvorschrift (VwV) der Landesregierung und der Ministerien zur Erarbeitung von Regelungen (VwV Regelungen) wurde durchgeführt.
Mit den Regelungen wird eine grundsätzliche Möglichkeit der digitalen Umsetzbarkeit der Übermittlung der Daten zur Einschätzung über den Entwicklungsstand beziehungsweise des Sprachförderbedarfes geschaffen.
Die Nutzung der bereits vorhandenen Nutzenden- und Zugangsverwaltung der Digitalen Bildungsplattform Schule@BW dient der Umsetzung des langfristigen strategischen Leitbilds des Landes zur Digitalisierung von Prozessen.
Die Einführung der Ganztagsausbaustatistik enthält digitalrelevante Vorgaben, die einer zügigen, digitalen und medienbruchfreien Abwicklung des Verfahrens nicht entgegenstehen.
Die Maßnahmen der Schulgesetzänderung, insbesondere die Sprachfördermaß-nahmen und die Verlängerung des gymnasialen Bildungsgangs auf neun Jahre erhöhen die vergleichsrelevanten Kosten im Sinne von Paragraf 18 a Privatschulgesetz (PSchG) und wirken sich entsprechend finanziell auf die Kopfsatzzuschüsse an Ersatzschulen gemäß Paragraf 18 Absatz 2a PSchG aus.
Die Ausweitung des Ganztags im Bereich der SBBZ kann zu höheren Ausgaben bei den SBBZ in freier Trägerschaft führen, da sich die Bezuschussung der Lehrkräfte und Schulleitungen nach den sich für die öffentlichen SBBZ geltenden Bestimmungen richtet.
Die für die Ganztagsausbaustatistik zu erhebenden Daten liegen den freien Trägern regelmäßig vor. Es entsteht allenfalls unerheblicher Aufwand für die Aufbereitung der Daten.


Kommentare : zum Schulgesetz
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Stundenkürzung im Fach Musik
Die im Gesetzentwurf vorgeschlagene Stundentafel für das Fach Musik ist keineswegs eine Dehnung, sondern eine Kürzung. Musik um eine Stunde zu kürzen hätte gerade für die Unterstufe negative Folgen. Hier werden die Grundlagen gelegt und das Interesse für Musik geweckt. Es ist dringend erforderlich die Stundentafel zu erweitern, so dass auch in
Die im Gesetzentwurf vorgeschlagene Stundentafel für das Fach Musik ist keineswegs eine Dehnung, sondern eine Kürzung. Musik um eine Stunde zu kürzen hätte gerade für die Unterstufe negative Folgen. Hier werden die Grundlagen gelegt und das Interesse für Musik geweckt. Es ist dringend erforderlich die Stundentafel zu erweitern, so dass auch in Zukunft guter Musikunterricht an den Baden-Württembergischen Gymnasien stattfinden kann.
Musik nicht nur „dehnen“
Musik, Kreativität und Kultur gehörten bereits in der Antike zu den sieben Artes liberales. Das Fach Musik in der Unterstufe muss unbedingt mit zwei Stunden erhalten bleiben und nicht in der Oberstufe bzw. Gelenkstufe gedehnt werden, was einer Reduktion gleichkäme. Im Musikunterricht lernen die Kinder mehr als nur Noten und Musikstile kennen. Sie
Musik, Kreativität und Kultur gehörten bereits in der Antike zu den sieben Artes liberales. Das Fach Musik in der Unterstufe muss unbedingt mit zwei Stunden erhalten bleiben und nicht in der Oberstufe bzw. Gelenkstufe gedehnt werden, was einer Reduktion gleichkäme. Im Musikunterricht lernen die Kinder mehr als nur Noten und Musikstile kennen. Sie entdecken ihre Stimme und stärken Körperpräsenz und Selbstbewusstsein. Dass eine grüne Regierung hier den Rotstift ansetzen will, kann einen nur schockieren. Oder ist Kultur zu elitär? Bereits jetzt kommen kaum noch (hier auf der Ostalb fast nur noch an katholische Privatschulen) Musik-Neigungskurse zustande. Wenn dieser wertvolle Beitrag zur Kultur unseres Landes vollends eingehen soll und die Spaltung in Privatschulen (mit kultureller Wertschätzung) und öffentlichen Schulen auf der anderen Seite weitergehen soll, dann macht so weiter.
G9
Unklar bleibt zum jetzigen Zeitpunkt, wie mit Gymnasien mit "Sonderkonstruktionen" z.B. dem alten Biberacher Modell (Latein und Englisch ab Klasse 5) verfahren werden soll. Gibt es dafür gesonderte Poolstunden (was erforderlich wäre) ? Erhalten diese Schulen als Modellschulen einen Sonderstatus? Der Erhalt dieser Schulen ist sehr wichtig, weil es
Unklar bleibt zum jetzigen Zeitpunkt, wie mit Gymnasien mit "Sonderkonstruktionen" z.B. dem alten Biberacher Modell (Latein und Englisch ab Klasse 5) verfahren werden soll. Gibt es dafür gesonderte Poolstunden (was erforderlich wäre) ? Erhalten diese Schulen als Modellschulen einen Sonderstatus? Der Erhalt dieser Schulen ist sehr wichtig, weil es viele Schülerinnen und Schüler gibt, die diesen Weg bevorzugen.
Überlegungen zur Werkrealschule
Die Schulentwicklungen im Bereich der Gymnasien waren längst fällig. Offensichtlich hat hier der Elternwille entsprechend Druck erzeugt und beschert so den Gymnasiastinnen und Gymnasiasten mehr Zeit, die ihnen und ihrer Entwicklung bestimmt auch gut tut. Wie sieht es aber mit den Werkrealschülerinnen und Werkrealschülern aus? Nutzt hier die
Die Schulentwicklungen im Bereich der Gymnasien waren längst fällig. Offensichtlich hat hier der Elternwille entsprechend Druck erzeugt und beschert so den Gymnasiastinnen und Gymnasiasten mehr Zeit, die ihnen und ihrer Entwicklung bestimmt auch gut tut.
Wie sieht es aber mit den Werkrealschülerinnen und Werkrealschülern aus? Nutzt hier die Politik die fehlende Elterninitiative?
Auch die jungen Menschen in Werkrealschulen benötigen mehr Zeit. Viele von ihnen sind sogenannte Spätentwickler, denen durch die Schulform die Möglichkeiten zu weiteren schulischen Entwicklungen gegeben wurden.
Mit der Abschaffung des 10. Schuljahres und der Streichung der Möglichkeit im vertrauten Rahmen bis zur Mittleren Reife zu kommen nimmt man so den jungen Menschen Chancen, die auch sie verdient hätten. Im Gegenteil, man schickt die Absolventen nach dem 9. Schuljahr als "Jüngste" in die Berufswelt, in der sie dann mit Realschülern und auch Gymnasiasten konkurrieren müssen.
Was wird passieren?
Mit der Verkürzung und dem Wegfall des mittleren Abschlusses wird die Werkrealschule tatsächlich zur Restschule mit allen zu erwartenden Problemen. Wäre es nicht ehrlicher hier deutlich werden zu lassen, dass man sie abschaffen möchte? Ist allen klar, dass es die Schülerinnen und Schüler mit entsprechenden Begabungen nach wie vor geben wird? Wo sollen sie dann unterrichtet werden?
Wäre nicht der logische Schritt, dass sich die Werkrealschulen zu Gemeinschaftsschulen weiter entwickeln können und diese dann zur Pflichtschule werden. Ich bin sicher, die bestehenden Werkrealschulen können dies leisten. Es gibt genügend gute Beispiele im Land. Aber wer schaut schon auf die funktionierende Werkrealschulen?
Medienbildung kritischer gestalten!
Die Medienbildung muss neben dem kritischen individuellen Nutzer:innenverhalten auch die gesellschaftlichen, juristischen und wirtschaftlichen Schattenseite der Medialisierung intensiv in den Blick nehmen: Triggern von Suchtverhalten bis hin zu psychischer Abhängigkeit, soziale Spaltung, Missbrauch von Anonymität (z.B. quasi straffreies anonymes
Die Medienbildung muss neben dem kritischen individuellen Nutzer:innenverhalten auch die gesellschaftlichen, juristischen und wirtschaftlichen Schattenseite der Medialisierung intensiv in den Blick nehmen: Triggern von Suchtverhalten bis hin zu psychischer Abhängigkeit, soziale Spaltung, Missbrauch von Anonymität (z.B. quasi straffreies anonymes Gruppen-Cybermobbing), intransparente Geschäftsmodelle, Knebelverträge, Datenhandel, Profiling, juristische Dereguliertheit, Missachtung von Gesetzen anderer Staaten, Folgenlosigkeit von Straftaten etc. etc.
Astronomische Inhalte müssen in den Lehrplänen bleiben
Astronomie ist der ideale Einstieg in die Naturwissenschaften und motiviert Schülerinnen und Schüler. Im Gesetzesentwurf mit dem Profilfach IMP werden jedoch astronomische Inhalte ersatzlosgestrichen. Das schwächt daher die MINT-Bildung. In der angestrebten Neufassung des Profilfachs "Naturwissenschaft und Technik" (NwT) oder im regulären
Astronomie ist der ideale Einstieg in die Naturwissenschaften und motiviert Schülerinnen und Schüler. Im Gesetzesentwurf mit dem Profilfach IMP werden jedoch astronomische Inhalte ersatzlosgestrichen. Das schwächt daher die MINT-Bildung.
In der angestrebten Neufassung des Profilfachs "Naturwissenschaft und
Technik" (NwT) oder im regulären Physikunterricht sollten deshalb die
im IMP gestrichenen astronomischen Inhalte wieder aufgenommen werden.
Ich bitte die Verantwortlichen, bei der Neufassung von Lehrplänen Institutionen mit Expertise im Bereich astronomischer (Aus-)Bildung einzubinden, zum Beispiel das "Haus der Astronomie" in Heidelberg.
Informatik ist Allgemeinbildung
Am Anfang des 21. Jahrhunderts hat Informatik die gleiche Bedeutung wie am Anfang des 20. JH Chemie und Physik: Es ist die Basiswissenschaft der Industrie und es ist die Grundlage um die Welt von heute zu verstehen. Insofern ist es ein sehr wichtiger Schritt, dass es nun zum echten allgenmeinbildenden Schulfach wird. Das Stundenbudget dafür
Am Anfang des 21. Jahrhunderts hat Informatik die gleiche Bedeutung wie am Anfang des 20. JH Chemie und Physik: Es ist die Basiswissenschaft der Industrie und es ist die Grundlage um die Welt von heute zu verstehen.
Insofern ist es ein sehr wichtiger Schritt, dass es nun zum echten allgenmeinbildenden Schulfach wird.
Das Stundenbudget dafür müsste aber eigentlich im gleichen Bereich wie die oben genannten Fächer liegen, hier hat BW auch mit dem neuen Gesetz noch Nachholbedarf gegenüber anderen Ländern.
Es soll einstündig eingeführt werden, es muss aber aus didaktischen und praktischen Gründen zwingend in Doppelstunden unterrichtet werden, deshalb wird es zu halbjährigen Lücken oder einem zweiwöchigen Rhythmus kommen, was beides sehr ungünstig ist, zumal Informatik als Fach mit praktischen und kreativen Aspekten einen eher höheren Zeitbedarf hat. Im Gegenzug ist es bestens geeignet um Aspekte der 4K zu integrieren, konkret wird bei Programmierprojekten mit der Methode Edu-Scrum Kooperation, Kommunikation, Kreativität und kritisches Denken in einem hohen Maß gefördert. Das Fach hat damit ein hohes Innovationspotential, das auf das ganze System Schule ausstrahlen kann und sollte entsprechend mit mindestens 2 Stunden ausgestattet werden.
Kritisch sehe ich die Verbindung mit Medienbildung, da MB wichtige Verbindungen zu den Gesellschaftwissenschaften hat und im Informatik-Unterricht deshalb nicht gut untergebracht ist.
Bezüglich Lehrkräfte-Stunden ist berücksichtigen, dass sowohl die Infrastruktur (Computerräume) als auch der Unterstützungsbedarf, den SuS in praktischen Phasen haben, nur Informatik-Unterricht mit halben Klassen zulässt.
Zum Thema Astronomie: Ich erlebe auch, dass dieses faszinierende Fach in besonderem Maße geeignet ist, Neugier zu aktivieren und SuS für Wissenschaft zu begeistern. Es sollte deshalb genauso allgemeinbildened für alle unterrichtet werden. Vom Umfang her denke ich allerdings, dafür würde ein Kapitel im Physikcurriculum genügen plus Vertiefungsmöglichkeiten in einem NWT-Projekt und in der Oberstufe.
Naturwissenschaftliches Profilfach (fast) ohne Naturwissenschaften?
Als Einrichtung der astronomischen Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit, begrüßen wir den im Vorblatt des Gesetzes zur Änderung des Schulgesetzes geäußerten Vorsatz, die naturwissenschaftliche Bildung zu stärken. Allerdings machen wir uns Sorgen, ob das neue Schulgesetz an dieser Stelle tatsächlich liefern kann. Die dortigen Vorgaben dürften bei den
Als Einrichtung der astronomischen Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit, begrüßen wir den im Vorblatt des Gesetzes zur Änderung des Schulgesetzes geäußerten Vorsatz, die naturwissenschaftliche Bildung zu stärken. Allerdings machen wir uns Sorgen, ob das neue Schulgesetz an dieser Stelle tatsächlich liefern kann. Die dortigen Vorgaben dürften bei den Profilfächern nämlich im Gegenteil so gut wie zwangsläufig zu einer Schwächung der Naturwissenschaften führen.
Im ursprünglichen Profilfach NwT besaß die Naturwissenschaft noch einen deutlich höheren Stellenwert als in der NwT-Version des Bildungsplans 2016. Die Neufassung 2016 verschob den NwT-Schwerpunkt von den Naturwissenschaften fast komplett zur Technik (einige Lehrer*innen, mit denen wir sprachen, nennen das Resultat ein "Bastelfach"). NwT wurde die Schulversion eines Ingenieursfaches, in dem naturwissenschaftliche Inhalten lediglich eine Hilfsfunktion haben – als Vorbereitung für Technikentwicklung oder als natürliche Analoga zu technischen Systemen. Immerhin: Für Schüler*innen, die sich eben tatsächlich für die Naturwissenschaften selbst interessierten, stand eine Alternative zur Verfügung, eben das damals neu geschaffene Profilfach IMP.
Jetzt wird IMP gestrichen. Über NwT steht in der Gesetzesbeschreibung, als in Zukunft einziges naturwissenschaftliches Profilfach werde NwT "modernisiert" bzw. "weiterentwickelt". Konkret vorgegeben wird dort allerdings nur, NwT enthalte "zukünftig einen ausgewiesenen Informatikanteil", und die "Technikanteile [blieben] erhalten". Zu den naturwissenschaftlichen Inhalten von NwT gibt es keine vergleichbar konkrete Aussage.
Das lässt im Hinblick auf die Naturwissenschaften nichts Gutes erwarten. Wo innerhalb einer vorgegebenen Stundenzahl einerseits Informatik hinzugefügt, aber andererseits die im aktuellen NwT dominante Technik nicht reduziert werden soll, bleibt für die Naturwissenschaften zwangsläufig weniger Raum als vorher. Und das wohlgemerkt nachdem der Raum für die Naturwissenschaften in NwT mit dem Bildungsplan 2016 ja vorab bereits drastisch eingeschränkt worden war.
Damit besteht die Gefahr, dass interessierte Schüler*innen in Baden-Württemberg in Zukunft weniger Möglichkeiten als jemals zuvor seit Einführung der Profilfächer haben werden, sich mit Naturwissenschaften auseinanderzusetzen und naturwissenschaftliche Inhalte kennenzulernen – eine klare Schwächung der naturwissenschaftlichen Bildung. Wichtige Themen wie z.B. die in IMP behandelte Physik des Klimawandel drohen zu verschwinden. Ein echtes naturwissenschaftliches Profil gäbe es überhaupt nicht mehr – Naturwissenschaft wäre nurmehr ein Anhängsel der technischen Umsetzung.
Daher unsere dringende Bitte an das Kultusministerium: Treffen Sie Vorsorge, dass das in Zukunft einzige naturwissenschaftliche Profilfach in Baden-Württemberg dieser Bezeichnung auch gerecht wird. Entscheiden wird sich das bei der Umsetzung: Geben Sie vor, dass die Naturwissenschaften im neuen NwT neben Informatik und Technik nicht verschwinden, sondern gleichberechtigt vertreten sind.
Die Expertise für geeignete naturwissenschaftliche Inhalte ist dank IMP und dank der alten Version von NwT bei vielen baden-württembergischen Lehrer*innen vorhanden, ebenso wie entsprechende Unterrichtsmaterialien. Lassen Sie diese Expertise nicht mit einer weitgehend naturwissenschaftsfreien neuen Version von NwT verkümmern.
Insbesondere bot das alte NwT vor 2016 im Bereich Naturwissenschaften eine ganze Reihe astronomischer Inhalte, von der Erde als Planet (inklusive der Physik des Klimawandels) bis hin zu unserem Platz im Universum.
Für solche Inhalte wissen wir aus eigener Erfahrung, sowie aus Erfahrung der mit uns arbeitenden Lehrerinnen und Lehrer und auch aus entsprechenden wissenschaftlichen Studien, dass sie für Schüler*innen besonders motivierend sind und deswegen einen besonders guten Einstieg in die Naturwissenschaften darstellen. Um Schüler*innen zu motivieren, überhaupt ein naturwissenschaftliches Profilfach zu wählen, sind solche Inhalte sehr wertvoll.
Unsere weitergehende Bitte an das Kultusministerium ist daher, und an dieser Stelle sprechen wir auch für die bislang 475 Lehrer*innen, Elternteile und Wissenschaftler*innen, die unseren offenen Brief zum Thema unterzeichnet haben [https://www.haus-der-astronomie.de/bawue-profilfach2024]: Stellen Sie in der Umsetzung sicher, dass die astronomischen Inhalte im naturwissenschaftlichen Profilfach erhalten bleiben.
Wichtigster Schritt dafür wäre, die Weiterentwicklung des Profilfachs nicht nur den Vertreter*innen des jetzigen Technikfachs NwT und den Informatiker*innen zu überlassen, sondern ausdrücklich Akteur*innen einzubinden, die weitergehende Expertise zum naturwissenschaftlichen Bildungsanteil (und speziell zur Astronomie) einbringen können: die Fachberater*innen für Physik und Astronomie sowie die entsprechenden Akteure in der Lehramtsausbildung an den Universitäten sowie an Einrichtungen wie dem Haus der Astronomie in Heidelberg. Wenn das neue NwT tatsächlich ein naturwissenschaftliches Profilfach werden soll, darf es nicht nur durch die Technik- oder Informatikexperten gestaltet werden.
Die Expertise ist in Baden-Württemberg wie gesagt in Form vieler engagierter Lehrer*innen und weiterer Akteur*innen vorhanden. Neben dem Verlust einer echten Profil-Alternative für naturwissenschaftlich interessierte Schüler*innen wäre nämlich genau das einer der bedauerlichsten Effekte eines weiteren Zurückdrängens astronomischer Inhalte in den Bildungsplänen: Baden-Württemberg hat eine starke Community von Menschen, die Astronomie erfolgreich einsetzen, um Schülerinnen und Schüler für MINT zu gewinnen und zu motivieren. Das sind zum Teil außerschulische Akteure, zum Teil Lehrer*innen, die sehr engagiert eigenes diesbezügliches Wissen in den Unterricht oder auch in Astronomie-AGs einbringen. Solch eine engagierte Community ist ein großes Plus, um die gemeinsame Herausforderung anzugehen, Schüler*innen für die Naturwissenschaften zu begeistern. Es sollte im Interesse aller liegen, die MINT-Bildung fördern möchten, solches Engagement und die entsprechende Initiative zu unterstützen und zu stärken. Würden die astronomischen Inhalte von IMP im Zuge der Neuordnung stattdessen weiter aus baden-württembergischen Schulen zurückgedrängt, würde das jene Community im Gegenteil schwächen - und das wäre, auch mit seinen negativen Folgen für die MINT-Bildungsarbeit insgesamt, ein herber Verlust.
Für das Haus der Astronomie, Heidelberg, und bezüglich der Inhalte des oben verlinkten Offenen Briefs für die bislang 475 Unterzeichnenden,
Dr. Markus Pössel
Leiter, Haus der Astronomie, Heidelberg
Director, International Astronomical Union Office of Astronomy for Education
zweite Fremdsprache
Ein großes Plus von G9 ist doch die Möglichkeit des späteren Einstiegs in die zweite Fremdsprache! Also bitte erst ab Klasse 7, aber dafür mit 4 Stunden in Klasse 7+8. Mit 3 Wochenstunden im Anfangsunterricht lassen sich keine soliden Grundlagen legen!
2. und 3. Fremdsprache
Ich unterrichte Französisch (als 2. Fremdsprache) und Spanisch (als 3. Fremdsprache) an einem Gymnasium. Wie viele meiner VorrednerInnen bin ich entsetzt, was für meine Fächer in Planung ist. In einer Zeit, in der das Konzept „Europa“ auf immer wackligeren Beinen steht, wie wir täglich den Nachrichten entnehmen können, ist das Kennenlernen einer
Ich unterrichte Französisch (als 2. Fremdsprache) und Spanisch (als 3. Fremdsprache) an einem Gymnasium. Wie viele meiner VorrednerInnen bin ich entsetzt, was für meine Fächer in Planung ist. In einer Zeit, in der das Konzept „Europa“ auf immer wackligeren Beinen steht, wie wir täglich den Nachrichten entnehmen können, ist das Kennenlernen einer Sprache und ihrer dazugehörigen Kultur wichtiger denn je.
Ein durchgängig 3-stündiges Fach hätte für mich kaum noch den Status eines Hauptfaches und es ist mir ein Rätsel, wie ich SchülerInnen eine Fremdsprache beibringen soll, wenn ich sie wöchentlich nur 3h sehe (wenn’s gut läuft). Man merkt in den höheren Klassen - wo der Stundenumfang aktuell teilweise so ist -, wie die SchülerInnen nach und nach den Zugang zur Sprache verlieren; jede Woche dauert es eine Weile, bis sie wieder „reinkommen“. Im ersten Lernjahr, wo die grundlegenden Sprachmuster noch lange nicht konstituiert sind, käme man vermutlich kaum noch in eine Phase, die den Namen „Festigung“ oder „Vertiefung“ verdient hätte.
Für mich würde es deutlich mehr Sinn ergeben, jeweils ein Jahr später zu beginnen und die Stunden auf die Jahre zu verteilen. Beginnt die 2. Fremdsprache in Klasse 7, haben die SchülerInnen die Chance, neben der deutschen Sprache (welche auch immer lückenhafter ist) auch die englische erst mal zu festigen, sich einen guten Grundstock an Vokabular aufzubauen und ein grundlegendes Verständnis für Grammatik zu erhalten, sodass sie bereit sind, sich auf eine 2. Fremdsprache einzulassen (was neue Vokabeln, neue Grammatik, neue Aussprache usw. bedeutet). Beginnt die 3. Fremdsprache dann erst in Klasse 9, haben die SchülerInnen auch hier wieder die Chance, die Basis der 2. FS zu festigen (man unterschätzt, was es für SchülerInnen bedeutet, plötzlich in zwei Fächern gleichzeitig Vokabeln zu lernen).
Ich bitte inständig darum, den Aspekt der Notwendigkeit einer Festigung nicht außer Acht zu lassen und ernsthaft in Erwägung zu ziehen, die 2. FS in Klasse 7 sowie die 3. FS in Klasse 8 beginnen zu lassen (ohne die Gesamtstunden zu kürzen!).