To Do:
Identifizieren Sie, wo Spielräume liegen. Starten Sie eine Bürgerbeteiligung nur dort, wo es echte Optionen gibt – und wo Sie auch innerlich offen für Anregungen, Ideen, Änderungen sind.
Sinn:
Bei bereits festgelegten Sachverhalten kann man nur informieren, nicht beteiligen.
To Do:
Beginnen Sie die Bürgerbeteiligung mit einer grafischen Übersicht – thematisch („Themenlandkarte“) und personell („Akteurslandkarte“). Was sind die wichtigsten Themen und Unterthemen, was sind die wichtigen Multiplikatoren („Stakeholder“)? Beispiele finden Sie in der Materialsammlung am Ende.
Sinn:
Die Visualisierung ist für Sie und – später – für die Öffentlichkeit hilfreich, um die vielen Schattierungen eines Themas zu erkennen. Denn oft werden Einzelinteressen (und damit ein Unterthema) mit dem Gemeinwohl gleichgesetzt. Meistens hat die Verwaltung gute Gründe für ihre Planungen – die Umfeldanalyse zeigt, mit welchen komplexen Abwägungen die Verwaltung konfrontiert wird.
To Do:
Die Dialogische Bürgerbeteiligung ist nicht Teil des förmlichen Verfahrens. Stattdessen schafft sie geschützte Gesprächsräume. Vermeiden Sie daher Groß-Veranstaltungen und Anhörungen. Kleine Gruppen oder Telefonate hingegen schaffen Vertrauen.
Sinn:
Verwaltungen tun sich schwer mit informellem Vorgehen. Das ist aber zulässig. Informelles Handeln entlastet die förmlichen Verfahren. In den rechtlichen Verfahren können Sie nicht über die Hidden Agenda sprechen.
To Do:
Entwerfen Sie gemeinsam mit Stakeholdern (siehe oben) die Themenlandkarte für die Bürgerbeteiligung. Diese Themenlandkarte sollten Sie in einem zweiten Schritt dann im Internet veröffentlichen und zur Diskussion stellen. Die Stakeholder und die Öffentlichkeit sollen diese Landkarten ergänzen: Was fehlt inhaltlich? Hat man wichtige Akteure übersehen?
Sinn:
Bereits beim Verfahren, also der Bürgerbeteiligung an sich, braucht es Optionen. Der Vorwurf, die Bürgerbeteiligung sei nur „Alibi“, kommt zwar immer. Aber wenn es schon hier Optionen gibt, lässt sich das entkräften. Stakeholder sollen vorschlagen, wer im Bürgerforum Inputs geben kann. Welche Themen sind besonders wichtig und sollten im Bürgerforum erörtert werden.
To Do:
Nutzen Sie die Methode der zufällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürger.
Sinn:
Bei der Bürgerbeteiligung sind oft ältere, gebildete Herren ab 60 Jahren sowie Lobbygruppen aller Art (Wirtschaftsverbände, Bürgerinitiativen, Umweltverbände et cetera) dabei. Es geht aber um Bürgerbeteiligung, nicht um Interessenten-Beteiligung. Deshalb ist es sinnvoll, mit Hilfe der Zufallsauswahl eine vielfältige Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern zu Akteuren der Bürgerbeteiligung zu machen. Das hat den Vorteil, dass zum Beispiel zu 50 Prozent Frauen dabei sind. Und es sind Menschen dabei, die persönlich nicht betroffen sind. Bürgerbeteiligung kann somit auch die Stillen aktivieren. In diesem Umfeld lässt sich sachlicher diskutieren.
Achtung:
Verbände und Interessengruppen lehnen die Bürgerbeteiligung und vor allem die Zufallsbürger oft vehement ab. Denn sie sehen ihre eigene Experten-Rolle dadurch gefährdet – selbst dann, wenn die Bürgerbeteiligung die Stakeholder und die Zufallsbürger gemeinsam einbezieht. Bürgerinitiativen lehnen in der Regel die Bürgerbeteiligung sogar komplett ab, weil es dort meistens nur um das „Wie“, nicht um das „Ob“ geht. Bürgerinitiativen bevorzugen die Direkte Demokratie, die Abstimmung mit Ja oder Nein. Das ist etwas ganz Anderes als Bürgerbeteiligung, die die thematische Pluralität würdigt.
To Do:
Beginnen Sie so früh es geht mit der informellen Kommunikation. Die Kommunikation sollte niemals abbrechen. Kommunikation sorgt für Transparenz. Seien Sie dankbar für jede kritische Eingabe. Das ist nur ein weiteres Angebot zum Gespräch. Bleiben Sie sichtbar, auch wenn scheinbar nichts passiert, zum Beispiel durch Newsletter, Webseiten, Begehungen, Hotlines oder Ombudspersonen. Transparenz schützt. Nur mit Transparenz können Sie den üblichen Mythen und Gerüchten begegnen.
Sinn:
Vor allem für Betroffene, aber auch für Mitwirkende erscheinen staatliche oder private Vorhabenträger übermächtig. Die empfundene Ohnmacht findet ihr Ventil in Verschwörungsmythen, Betrugsvorwürfen und Gerüchten. Dem können Sie mit laufender Kommunikation und Transparenz begegnen.
To Do:
Erkunden Sie immer die versteckten Motive. Viele Menschen wollen über ihre wahren Gründe für Widerstand und Protest gar nicht reden. Deshalb werden häufig der Naturschutz oder andere, vor allem rechtliche getriebene Argumente, vorgetragen. Aktives Zuhören hilft und funktioniert! Ferner ist Wertschätzung auch für solche versteckten Motive geboten.
Sinn:
Über Positionen lässt sich kaum verhandeln. Der mediative Ansatz ist besser. Wenn die Interessen klar sind, lassen sich eher win-win-Situationen finden.
To Do:
Geben Sie sich Mühe mit den Antworten. Begründen Sie umfassend. Geben Sie sofort eine Zwischenantwort, wenn die endgültige Antwort noch dauert. Formulieren Sie bitte verständlich – ohne Nominalstil, in kurzen Sätzen.
Sinn:
Die Resonanz ist die andere Seite des Gehörtwerdens. Eine wertschätzende Antwort zeigt, dass die Befindlichkeiten, Wünsche und Ideen der Bürgerinnen und Bürger gewürdigt werden. Ziel ist nicht die Ergebnisakzeptanz. Viele Menschen werden dem Projekt ablehnend gegenüberstehen, auch wenn noch so gut geantwortet wird. Ziel der Bürgerbeteiligung ist die Verfahrensakzeptanz. Das erreichen Sie mit schnellen, wertschätzenden und umfassenden Antworten.
Beteiligungsportal: Planungsleitfaden der Landesregierung (PDF)
Allianz für Beteiligung e.V.: Handbücher
Allianz für Beteiligung e.V.: Beraternetzwerk
Beteiligungsportal: Erklär-Film Zufallsbürger
Erläuterungen Zufallsbürger
Beteiligungsportal: Zufallsbürger
Allianz Vielfältige Demokratie: Zufallsauswahl
Beispiele für Akteurslandkarten
Beteiligungsportal: Sanierung neues Schloss
Beispiele für Themenlandkarten
Themenlandkarte Bürgerforum Corona nach Onlinebeteiligung (PDF) / vor Onlinebeteiligung (PDF)
Themenlandkarte Ersatzgelände Haiterbach Nagold (PDF)
Themenlandkarte zur öffentlichen Nutzung des Neuen Schlosses in Stuttgart
Themenlandkarte Luftreinhaltung (PDF)