Workshop 1: Hass im Netz & Digitale Zivilcourage
Workshopleitung: Sina Laubenstein, Senior Managerin, Institute for Strategic Dialogue
Sina Laubenstein vom Institute for Strategic Dialogue ist Referentin zu digitaler Gewalt und hat bei den Neuen deutschen Medienmacherinnen und -macher das No Hate Speech Movement aufgebaut. Sie berät Initiativen in ihrem Umgang mit digitalen Gefahren und hat dazu Materialien und Instrumente entwickelt. Zunächst befragte Laubenstein die Teilnehmenden nach ihrem Verständnis des Begriffs „Hassrede“. Anschließend thematisierte sie Ansätze, um den Begriff einzugrenzen und erörterte die Verbreitung von „Hassrede“ sowie die strafrechtliche Relevanz dieser. Sie zeigte einige Beispiele für Straftatbestände, wie Volksverhetzung, Beleidigung oder dem öffentlichen Aufruf zu Straftaten. Des Weiteren präsentierte Sina Laubenstein den Teilnehmenden reale Beispiele für Hassrede aus dem Jahr 2018, welche sich auf ein Plakat einer Krankenversicherung bezogen. Darauffolgend zeigte Laubenstein weitere Kommentare, welche die Teilnehmenden als „Hassrede“ definierten und analysierten.
Die Gründe, weshalb „Hate Speech“ so weit verbreitet ist, liegen Laubensteins Ansicht nach darin, dass das Gegenüber unsichtbar zu sein scheint, Hass im Netz oftmals keine rechtlichen Konsequenzen nach sich zieht und dass sich potenzielle Verfasserinnen und -verfasser gegenseitig in Gruppen bestärken. Es wurde weiterhin über die Folgen von Hassrede für die Opfer gesprochen, über Strategien von Gegenrede und über den persönlichen Umgang mit Hass im Netz. Die Teilnehmenden sollten dafür eine Gegenrede zu einem Hasskommentar verfassen. Zum Schluss appellierte Laubenstein an die sichtbare Gegenrede und an das Melden und Anzeigen von „Hassrede“, um sich mit den Opfern zu solidarisieren sowie einen Impuls für die schweigende Mehrheit zu setzen.
Was sehe ich im besprochenen Thema als die größte Herausforderung an?
- Meine eigenen Emotionen
- Ignorieren oder reagieren?
- Menge und Schnelligkeit von Hass im Internet
- Mut für Eingreifen
- Die Masse
- Undurchsichtig
- Unterbindung von „Hate Speech“ im Vorfeld
- Netiquette ernst nehmen
- Antworten – die richtigen Worte – zu finden
- Die richtigen Worte zu finden / nicht „austicken“
- Sich nicht hinreißen zu lassen, selbst zu hassen
Was ist die wichtigste Erkenntnis aus dem Workshop?
- Digitale Zivilcourage
- Hass zerstört Demokratie
- Reale Auswirkungen von digitalem Hass ernst nehmen
- Positive Kommentare bewirken etwas!
- Eigener Kommentar
- Nicht in die Wortlosigkeit zu fallen
- Einfach machen und Zivilcourage zeigen
- Nicht so schnell reagieren
- Gleichgesinnte suchen und Unterstützung
- Anzeigen
- Hass kann bekämpft werden, in dem man die Betroffenen unterstützt
- Eine Option ist: Hass ignorieren und mit Positivem und Liebe entgegenstellen
- Man kann „Hate Speech“ begegnen
- Ich brauche aber noch praktische Tipps, wie ich so reagieren kann, dass die gegebene Plattform nicht gestärkt wird
Welchen Praxistipp nehme ich mit?
- Mehr Zeit beim Antworten nehmen
- Solidarität zeigen!
- Aktiv werden
- Durchatmen
- Positive Rückmeldungen bestärken (liken)
- Positive Kommentare liken und stärken
- Durchatmen und Zeit nehmen
- andere Personen mit einbeziehen
- Mitlesende involvieren
Workshop 2: Debunking and Counter: Desinformationen entlarven und kontern
Workshopleitung: Sarah Shiferaw, Institute for Strategic Dialogue Germany
Sarah Shiferaw vom Institute for Strategic Dialogue Germany setzt sich täglich mit unterschiedlichen Arten von Fake News auseinander. Im Workshop erläuterte sie die Unterschiede zwischen Fake News, Malinformation und Desinformation, jeweils untermalt von Beispielen. Der Hauptunterschied bestehe in der Intentionalität der falschen Information. Daraufhin diskutierten die Teilnehmenden in Kleingruppen darüber, in welchen Bereichen ihres Alltags sie Fake News begegnen. Im zweiten Teil des Workshops wurde darüber gesprochen, wie falsche Informationen entlarvt werden können. Shiferaw nannte hier einige Möglichkeiten, unter anderem die Rückwärtssuche von Fotos. Unter den anwesenden Teilnehmenden wurde auch die Frage diskutiert, wie man Personen begegne, die tief in Verschwörungsgedanken verstrickt seien, welche von schlechten politischen Entscheidungen der Regierung eher gefüttert würden. Nicht jeder könne überzeugt werden, so Shiferaw, gleichzeitig solle nie aufgehört werden, falsche Informationen als solche aufzudecken und im Gespräch zu bleiben.
Was sehe ich im besprochenen Thema als die größte Herausforderung an? Was nehme ich mit?
- Dranbleiben und sich nicht ermüden lassen
- Umgang mit /Entgegnung an Desinformierende
- Bedarf zur Entgegnung der Desinformation
- Erstellung Fake News = Zeitmangel
- Desinformation aus der Welt schaffen
- Ignoranz
- Nötiger Zeitbedarf für Fakten-Check
- Desinformation entlarven und über mögliche Reaktion entscheiden
- Man kann nicht alle überzeugen
- Klarstellung von Desinformation
- Wie kann ich auf Desinformation und Fake News reagieren?
- Akzeptanz, dass Desinformation nicht mehr aus der Welt geschafft werden kann
- Die Dimension und die Dynamik des Phänomens
- Die größte Verschwörung ist, die Masse an Desinformationen kompetent kontern zu können, ohne zu viele relevante Ressourcen zu verwenden
- Was ist noch legitime Meinungsäußerung und wo beginnt Desinformation?
- Desinformation lässt sich leicht erstellen
- Desinformationen erhalte ich ohne Aufwand
- Das Faktenchecken ist immer sehr aufwändig
- Dinge benennen
- Akzeptieren, dass sich nicht alle überzeugen lassen und trotzdem nicht aufgaben
- Gelassener Umgang
- In direkten Dialog treten
- Auf den Punkt bringen
- Gelassenheit
Welche Lösung für die besprochenen Herausforderungen gefällt mir am besten?
- In Diskussionen immer Grenzen ziehen und positionieren
- Es muss nicht überzeugt werden
- Gutes Community-Management ist gelebte Demokratieförderung und setzt ein Gegengewicht!
- Nicht mit hoffnungslosen Fällen diskutieren. Spart Zeit.
- Gespräch und Abholen statt zu verurteilen
- Nahbarkeit, Offenheit, Transparenz, aufbauen, erhalten
- Etabliert vertrauenswürdige Medien konsumieren
- Frühe und gut gemachte Öffentlichkeitsarbeit
- Fakten-Check mit und ohne App
- Im Gespräch bleiben und den Konflikt nicht streuen.
Welchen Praxistipp nehme ich mit?
- googeln und Bilder-Rückwärts-Suche
- Durchatmen und nachschauen, ob Nachricht auch von anderen Medien verbreitet wird
- Bilder-Rückwärts-Suche im Internet
- Add-ons für Browser und Bilder auf Google verifizieren
- 3-mal durchatmen
- Bild und Video Quellen überprüfen, mit Anführungszeichen
- Bilder-Rückwärts-Suche
- Bilder-Rückwärts-Suche zum verifizieren
- Nicht alles glauben
- Nicht alles weitergeben
- Add-ons im Browser zum gegen-/faktenchecken
- Impressumspflicht in Deutschland
Workshop 3: Fake News: Erkennen und vermitteln
Workshopleitung: Georg Schlamp, Gymnasium Neubiberg, Seminarlehrer und Referent für zeitgemäße Bildung
Im Workshop wurde darüber diskutiert, wie leicht sich Fake News selbst erstellen und verbreiten lassen sowie darüber, welche Methoden und Logiken durch Erstellerinnen und -erzieher von Falschmeldungen angewendet werden, um deren Verbreitung noch weiter zu beschleunigen. Insbesondere durch den schnellen und ständig wechselnden Informationsinput in sozialen Netzwerken werden Falschmeldungen oft nicht als solche erkannt und unterbewusst als „echte“ Meldung abgespeichert, so Georg Schlamp. In Hinblick auf das Vertrauen einer Bevölkerung in Medien und Politik ist diese Entwicklung bedenklich, da insbesonders junge Menschen ihr Informationsbedürfnis zunehmend durch Social Media decken.
Was ist die wichtigste Erkenntnis dieser Fortbildung?
- Aufpassen!
- Fake-News zu erkennen und richtig einzuordnen muss eine viel höhere Priorität im Bildungssystem erhalten
- Alles ist fälschbar
- Glaube erstmal nichts
- Zweifeln ist besser als vertrauen
- Fake-News finden öfters als gedacht ihren Weg in die News
- Es braucht viel Fortbildung!
- Auch die Öffentlichen bleiben nicht immer 100 Prozent bei der Wahrheit
- Möglichkeiten der Fälschung werden mehr und besser. Wir müssen in der Bildung auch viel mehr machen.
- Kritisch sein
- Bestätigung der Befürchtungen
- Öfters hinterfragen
- Höchste Achtsamkeit
- Fake-News sind überall
Was werde ich an mir/insgesamt verändern?
- Tipps für Kinder mitnehmen
- Mehr Debunking-Tools nutzen
- Intensiveres Fact-Checking
- Mehr Zeit nehmen beim Nachrichten lesen, um Fake-News zu erkennen
- Selber kritischer hinschauen
- Aktionstag in der Schule auf die Beine stellen
- Schüler stärker zu sensibilisieren
- Dich besser informieren
- Besser aufpassen
- Schulen sensibilisieren
Wo sehe ich die größte Herausforderung?
- Erkennen und recherchieren
- Rasante technologische Entwicklung
- Immenses Zeitinvestment für Aufklärung nötig (Elternhaus und Schule)
- Immer besser werdende Falschinformationen in Zukunft zu erkennen
- Bessere KI wird bessere Fakes generieren
- Mit den Möglichkeiten der KI nicht mehr schritthalten zu können
- Mehr Fake-News als gedacht!
- Lehrer:innen sind selbst mit Erkennen überfordert
- Technisch perfekte Deep-Fakes zu erkennen
- Geht in Unterricht unter, weil keine Zeit
- Die Gesellschaft zusammenzuhalten
Workshop 4: Medienvielfalt als Voraussetzung für Demokratie
Workshopleitung: Dr. Daniel Vogler, Forschungsleiter und stellvertretender Direktor Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft (UZH); Dr. Linards Udris, Stellvertretender Forschungsleiter am Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft (UZH)
Nach der Vorstellung der Forschungsergebnisse des Forschungszentrums Öffentlichkeit und Gesellschaft der Universität Zürich zur Medienvielfalt unter anderem im Kanton Aargau diskutierten die Teilnehmenden untereinander die zentralen Fragen aus dem Vortrag, verbunden mit ihren eigenen Erfahrungen und Einschätzungen zur Medienvielfalt: Wo sehen wir die größten Defizite in der Vielfalt der Regional- und Lokalberichterstattung? Welche Maßnahmen sind notwendig und zielführend, um den Erhalt des Regional- und Lokaljournalismus sicherzustellen? Welche Rolle können und sollen Behörden und Zivilgesellschaft mit ihren Kommunikationsangeboten spielen und wo sind diesen Grenzen gesetzt?
Blitzlichter aus den Diskussionen sind zum Beispiel: „Behörden und Zivilgesellschaft können seriösen Journalismus nicht ersetzen! Im Sinne von informieren – erläutern - einordnen“; „Qualitative Nachwuchsförderung (finanzielle Anreize schaffen, Schülerzeitungen...)“ als Vorschlag, um den Erhalt des Regional- und Lokaljournalismus sicherzustellen; „viel weniger Vor-Ort-Termine, da keine Kapazitäten“ zu bestehenden Defiziten.
Welche Rolle können und sollen Behörden und Zivilgesellschaft (Freiwillige) mit ihren Kommunikations-Angeboten spielen und wo sind diese Grenzen gesetzt?
- Generationen
- Sie sollen Partizipation ermöglichen
- Bereitstellung von grundlegenden Informationen über Behördenhandeln wie Projektinformationen, Daten und Gutachten
- Informationen über die Regionalpresse
- Behörden und Zivilgesellschaft können seriösen Journalismus nicht ersetzen! Dieser ist unabhängig, informiert, erläutert und ordnet ein (Gatekeeping)
- Information von Behörden über Amtsblatt
- Privatisierung/Kommerzialisierung von behördlichen Informationsmedien, wie beispielsweise das Züricher Tagblatt
- Nur Amtsblatt, keine Zeitung auch nicht online
- Zivilgesellschaftsorganisationen, wie beispielsweise Verbände, sind auch demokratisch organisiert. Informationen wichtig
- Zivilgesellschaft: Bürgerinitiativen als Resonanzräume haben oft eigene Informationsangebote wie beispielsweise eine Homepage
- Gefahr: politische Agende, keine Transparenz
Wie schätzen Sie die Qualität und Vielfalt der Regional- und Lokalberichterstattung über Ihre eigene Region ein und wo sehen Sie die größten Defizite?
- Vieles weckt Interesse und Debatten, welche medial aufgegriffen werden
- Eigene Einstellung Bericht
- „Jammern auf hohem Niveau“
- Qualität lässt nach. Mehr Boulevard
- Weniger Recherchen in die Tiefe, dann werden Kommentare/Leserbriefe wichtiger für Darstellung der Breite der Debatte
- Wenig Wettbewerb
- Viel weniger „vor Ort“-Termine, da keine Kapazitäten
- Wertschätzung von Journalisten gering (schlechte Kultur)
- Weniger komplexe Themen
- Für Publikation ist Aufhänger (zum Beispiel Oberbürgermeister) nötig
Welche Maßnahmen sind aus Ihrer Perspektive notwendig und zielführend, um den Erhalt des Regional- und Lokaljournalismus sicherzustellen?
- Interesse für lokale Thematiken fördern bei Leserschaft und bei Medien
- qualitative Nachwuchsförderung (finanziell, Anreize schaffen, Schülerzeitungen)
- Zusammenarbeit mit Zivilgesellschaft fördern
- Mediendiversität fördern
- Angebote schaffen, beispielsweise Pressegespräche, nicht nur Pressemitteilungen verschicken
- Noch „kleinere“ Zeitungen, nur noch für ein Dorf
- Regionales Amtsblatt (Baden-Württemberg)
- Finanzielle Förderung durch Kommunen
- Zivilgesellschaftliches Engagement aufwerten (nicht nur als Priorisierung einstufen)