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Schüler der Oberstufe (Quelle: dpa)

Bürgerforum G8/G9

Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern

  • Anschlussmöglichkeiten nach dem Schulabschluss, zum Beispiel Freiwilliges soziales Jahr
  • Auslandsjahr in Schulzeit / nach dem Abitur
  • Während der Schulzeit: Zeit für Entwicklung / Außerschulisches: Sport, Musik, Ehrenamt
  • Persönlichkeitsentwicklung
  • Wohnortwechsel
  • Abitur-Prüfung
  • „Abitur im eigenen Takt“
  • Unterschiede Jungen und Mädchen
  • spezielle Schülergruppen: Geflüchtete, Migranten, Abbrecher etc.
  • Zeit zum Lernen / Üben

Sie konnten den Themenbereich bis zum 22. September 2023, 17 Uhr, kommentieren.

Kommentare : zu Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern

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116. Kommentar von :ShakespeareIsNotAMilkShake

Schlechtes Mensaessen nicht förderlich

Unsere Schüler:innen sind an ihren langen Schultagen auf ein gutes, gesundes Schulessen angewiesen, das Kraft zum Lernen gibt und nicht einfach nur dick macht. Das können leider nur wenige Schulen bieten. Jeder Arbeitgeber, der etwas auf sich hält, kümmert sich um eine anständige Betriebskantine. Das Land hingegen überlässt diese Aufgabe den

Unsere Schüler:innen sind an ihren langen Schultagen auf ein gutes, gesundes Schulessen angewiesen, das Kraft zum Lernen gibt und nicht einfach nur dick macht. Das können leider nur wenige Schulen bieten.

Jeder Arbeitgeber, der etwas auf sich hält, kümmert sich um eine anständige Betriebskantine. Das Land hingegen überlässt diese Aufgabe den Schulen und den Kommunen. Was die Schüler, die dank G8 bis zu viermal Nachmittagsunterricht haben, essen, ist dem Land egal. Damit verletzt es eigentlich seine Fürsorgepflicht.

Wer sich den ganzen Tag an der Schule aufhält, muss dort auch gesundes und appetitliches Essen bekommen, braucht anständige Ruhe- und Stillarbeitsräume und, ja, auch nicht ekelerregende Toiletten. All das kann das Land seinen Schüler:innen nicht flächendeckend bieten. Kein Arbeitnehmer würde sich die Zustände bieten lassen, unter denen Schüler:innen ausgeliefert sind. Und mit G8 eben leider noch mehr.

115. Kommentar von :F. Schlumberger

Wahrgenommene Veränderungen seit der Einführung von G8

Die nicht streng unterrichtsbezogenen Angebote (z.B. Arbeitsgemeinschaften im Bereich Theater, Musik, Sport, Teilnahme am Schüleraustausch) verarmen, weil man keine zusätzliche Zeit investieren kann und will. Die SMV ist ein ganz wesentliches Übungsfeld, um Schüler/innen auf die Wahrnehmung ihrer staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten

Die nicht streng unterrichtsbezogenen Angebote (z.B. Arbeitsgemeinschaften im Bereich Theater, Musik, Sport, Teilnahme am Schüleraustausch) verarmen, weil man keine zusätzliche Zeit investieren kann und will.
Die SMV ist ein ganz wesentliches Übungsfeld, um Schüler/innen auf die Wahrnehmung ihrer staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten vorzubereiten. Nachdem die letzten G9-Jahrgänge die Schule verlassen hatten, ist diese wichtige Institution immer mehr verkümmert, weil der Druck des schulischen Alltags zu wenig Freiraum lässt und bereits die 16- bis 17-Jährigen in der Endphase der Kursstufe stecken. Dem Auftrag der Schule, mündige und kritische Bürger/innen zu erziehen, wird damit ein Bärendienst erwiesen.
In der Kursstufe hat die Anzahl der freiwillig Wiederholenden nach dem 1. Jahr erheblich zugenommen. Diese wählen dann in der Spätphase ihrer Schullaufbahn die längere Lernzeit. Zudem gibt es deutlich mehr Abbrecher. Unter ihnen finden sich Schüler/innen mit einem eigentlich normalen Leistungsbild, die nicht mehr mit dem Druck zurechtkom-men. Letztere Gruppe kannten wir aus G9 nicht.
In der Bewältigung der Anforderungen von G8 kann man ein Stadt-Land-Gefälle beobachten, denn die Zeit für lange Schulwege addiert sich zu einer höheren Gesamtbelastung auf. Dies verstärkt bei den Betroffenen zudem den Wunsch, den Unterricht lie-ber auf weniger und dafür längere Unterrichtstage zu konzentrieren, was einer eigentlich sinnvolleren Rhythmisierung über die Woche entgegensteht.
Im Durchschnitt entlassen wir inzwischen deutlich unreifere Abiturientinnen und Abiturienten, die sich dann nach dem Abitur erst einmal in einem Gap Year orientieren müssen. Die Zeche für G8 bezahlt dabei insbesondere der männliche Teil der Schülerschaft, bei dem man im letzten Jahr von G9 – nach dem Abarbeiten aller Verwerfungen der Pubertät - immer ein deutliches Aufholen und einen großen persönlichen Entwicklungssprung beobachten konnte.

114. Kommentar von :F. Schlumberger

Gewünschte Fähigkeiten der Schüler/innen

Ein Teil der Schüler/innen kommt mit dem G8-Angebot zurecht, weil er entsprechend leistungsfähig und gut strukturiert ist. Dazu kommt, dass sie anpassungsfähig und ge-duldig sind und ihre Eltern die Unterstützung gesteigert haben. Die Fähigkeit, am Ende der Schulzeit eine erfolgreiche Abiturprüfung abzulegen, kann mitnichten das einzige

Ein Teil der Schüler/innen kommt mit dem G8-Angebot zurecht, weil er entsprechend leistungsfähig und gut strukturiert ist. Dazu kommt, dass sie anpassungsfähig und ge-duldig sind und ihre Eltern die Unterstützung gesteigert haben.
Die Fähigkeit, am Ende der Schulzeit eine erfolgreiche Abiturprüfung abzulegen, kann mitnichten das einzige Qualitätskriterium für die Dauer der gymnasialen Schulzeit sein. Diese „Abiturprüfungskompetenz“ kann vielen Schülerinnen und Schülern zweifellos auch in 8 Jahren vermittelt werden. Vielmehr muss es um das tiefere Verständnis, das problemlösende Denken und vernetzte Denken, die Begeisterung für das Bohren dicker Bretter, die Ausbildung kritischen Denkens, die Bereitschaft zur Initiative und die Über-nahme von Verantwortung, die Förderung der Kreativität und eben die Ausbildung der Gesamtpersönlichkeit gehen.

113. Kommentar von :ohne Name 63151

Leben neben der Schule

Spätestens ab der Klassenstufe 8 vernehme ich zunehmende Stresszustände bei SuS., die neben der Schule gerne auch noch andere Aktivitäten machen möchten. Dazu gehören z.B. Musikinstrumente, Aktive Sportler oder aber auch ehrenamtliche Tätigkeiten als Trainer/Trainerin. In der Oberstufe brechen viele dann komplett aus den Vereinen weg, beklagen

Spätestens ab der Klassenstufe 8 vernehme ich zunehmende Stresszustände bei SuS., die neben der Schule gerne auch noch andere Aktivitäten machen möchten. Dazu gehören z.B. Musikinstrumente, Aktive Sportler oder aber auch ehrenamtliche Tätigkeiten als Trainer/Trainerin.

In der Oberstufe brechen viele dann komplett aus den Vereinen weg, beklagen den stetigen Lerndruck und die langen Schultage, teilweise am AGy mit bis zu vier Tagen Nachmittagschule.

Man will mit der Schule auf das Leben vorbereiten, nimmt mit der hohen Belastung des G8 jedoch ein hohes Maß an Leben in der Realität, die eben auch außheralb der Schule statt findet.

112. Kommentar von :ohne Name 63118

das 9. Jahr wird nachgeholt.

Ich habe als Lehrkraft den Wechsel von G9 zu G8 (inkl. der parallelen Phase) miterlebt. Wussten früher maximal ein 10% der Schülerinnen und Schüler noch nicht, wie sie Schule ihre Bildung weiterführen, sind es heute zwischen 50 und 70 %, die noch nicht wissen, was sie machen sollen. Also wird gejobt, um die Welt gereist, FSJ oder BuFDi gemacht.

Ich habe als Lehrkraft den Wechsel von G9 zu G8 (inkl. der parallelen Phase) miterlebt.
Wussten früher maximal ein 10% der Schülerinnen und Schüler noch nicht, wie sie Schule ihre Bildung weiterführen, sind es heute zwischen 50 und 70 %, die noch nicht wissen, was sie machen sollen.
Also wird gejobt, um die Welt gereist, FSJ oder BuFDi gemacht. Wenn man dann die Schülerinnen und Schüler wieder trifft sind sie reif genug, das sie ihre beruliche Ausbildung anzugehen.
Früher konnten wir dies mit unseren schulischen Angeboten erreicht, mit G8 haben wir es quasi privatisiert. Und nun schlägt die soziale Schere zu - gutsituierte Eltern können es sich leisten, diese Auszeiten zu finanzieren. Alle anderen müssen schauen, wo sie (und ihre Kinder) bleiben.

111. Kommentar von :S.I.

Schulische Bildung und Persönlichkeitsentwicklung gleichermaßen

Die meisten jungen Menschen sind noch orientierungslos, wenn sie das Gymnasium verlassen und haben plötzlich sehr viel Zeit und keine Idee was sie mit ihrem Berufsleben (oder auch sonstigen Leben) anfangen sollen. Der Dschungel an Möglichkeiten ist groß und häufig fehlt die praktische Vorstellung zu den Berufen, die dann nach dem Studium ausgeübt

Die meisten jungen Menschen sind noch orientierungslos, wenn sie das Gymnasium verlassen und haben plötzlich sehr viel Zeit und keine Idee was sie mit ihrem Berufsleben (oder auch sonstigen Leben) anfangen sollen. Der Dschungel an Möglichkeiten ist groß und häufig fehlt die praktische Vorstellung zu den Berufen, die dann nach dem Studium ausgeübt werden könnten. Sinnvoller wäre, G9 zu belassen, und während der Zeit Orientierungspraktikas anzubieten. Wenn ich weiß wofür, fällt das Lernen für das Abitur definitiv leichter.
Wünschenswert wäre, dass die schulische Bildung und die Persönlichkeitsentwicklung gleichermaßen sich entwickeln können. Dazu braucht es Zeit und Unterstützung, was in 8 Jahren sicher weniger möglich ist als in 9 Jahren.

110. Kommentar von :Charlotte63049

Keine Zeit für Persönlichkeitsentwicklung in G8

Schulorchester in der Mittagspause (Das Essen in der Mensa muss verchlungen werden, damit es schnell weiter geht...), eine AG spät am Nachmittag nach dem Unterricht (Man kann ja auch bei völliger Dunkelheit noch nach Hause Fahrrad fahren...), Üben des Gelernten, GFS-Vorbereitung, Praktika - am besten in den Ferien (Am Nachmittag reicht die Zeit

Schulorchester in der Mittagspause (Das Essen in der Mensa muss verchlungen werden, damit es schnell weiter geht...), eine AG spät am Nachmittag nach dem Unterricht (Man kann ja auch bei völliger Dunkelheit noch nach Hause Fahrrad fahren...), Üben des Gelernten, GFS-Vorbereitung, Praktika - am besten in den Ferien (Am Nachmittag reicht die Zeit nicht), Sport beim Verein - nur am Wochenende... Wie sollen SchülerInnen körperlich und psychisch fit bleiben, wenn sie nur im Hamsterrad rennen? Für Muße, Langweile, Kreativität ist nur in den Sommerferien Zeit. Da wird aber auch alles vergessen, was man "schnell, schnell" gelernt hat. Zeit für das Reifen der Persönlichkeit - in G8 eine Fehlanzeige.

109. Kommentar von :ohne Name 63082

Romantisierung, Blase und Alternativen

Auszeiten, Auslandsjahr, Abhängen, erstmal chillen ist kein Zeichen von Stress durch G8 sondern ist der heutige Zeitgeist. Eine Rückkehr zu G9 wird das meiner Meinung nach nicht ändern. Die eigentliche Frage ist doch, wie die Ostländer, die immer schon und immer noch G8 haben im nationalen Vergleich oben stehen, Baden-Württemberg hingegen immer

Auszeiten, Auslandsjahr, Abhängen, erstmal chillen ist kein Zeichen von Stress durch G8 sondern ist der heutige Zeitgeist. Eine Rückkehr zu G9 wird das meiner Meinung nach nicht ändern.

Die eigentliche Frage ist doch, wie die Ostländer, die immer schon und immer noch G8 haben im nationalen Vergleich oben stehen, Baden-Württemberg hingegen immer weiter abrutscht. Vielleicht sollte sich die Landesregierung fragen, ob nicht die verfehlte Bildungspolitik mit Realschule+ (Katastrophe), Werkrealschule (verursacht den Tod der Berufsfachschulen), Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung für immer weniger Bildungsgerechtigkeit sorgen. Die Gymnasialeltern reden in ihrer Wohlfühlblase von Bildungsgerechtigkeit, haben aber keine Ahnung, wie wenig Bildungsgerechtigkeit es außerhalb ihrer Blase gibt.

Es gibt viele Wege zu G9, die ein allgemeinbildendes Abitur ermöglichen. Das Allgemeinbildende Gymnasium ist nur einer davon.

108. Kommentar von :ohne Name 63007

Bitte denkt an das ganze Leben und nicht nur an die Schulzeit

Bitte denkt auch an die Zeit nach Abschluss der Schulzeit. G9 raubt unseren Kinder Lebenschancen, da in den meisten Ländern die Schulzeit kürzer ist und sie im internationalen Vergleich mit ihren jüngeren MitbewerberInnen schlecht dastehen.

107. Kommentar von :M24Orion

Stressabbau nach TurboAbi

Eine zunehmende Zahl von Schüler nimmt sich nach dem Dauerstress von G8 erst einmal ein Jahr Auszeit. Da ist gesellschaftlich nichts gewonnen.