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Kinder

Kindertagesbetreuungs­gesetz

Das Gesetz über die Betreuung und Förderung von Kindern in Kindergärten, anderen Tageseinrichtungen und der Kindertagespflege (Kindertagesbetreuungsgesetz – KiTaG) soll geändert werden.

Mit einem neuen § 11 KiTaG soll den Trägern die Möglichkeit eingeräumt werden, in begründeten Fällen auf Antrag von den Normierungen des KiTaG und der Kindertagesstättenverordnung (KiTaVO) abzuweichen (sogenannter „Erprobungsparagraf“). Ziel ist es, einen weiten, aber rechtssicheren Rahmen unter Beteiligung der Akteure vor Ort zu eröffnen, damit neue Konzepte entwickelt und erprobt werden können. Will der Träger das erprobte Modell im Anschluss an die Erprobung fortsetzen, ist die Wirksamkeit der Maßnahme nachzuweisen.

Zugleich soll § 2 Absatz 2 KiTaG an die bundesgesetzliche Norm angeglichen werden. Der Passus „Kinder, die auf Grund ihrer Behinderung einer zusätzlichen Betreuung bedürfen, sollen zusammen mit Kindern ohne Behinderung in Gruppen gemeinsam gefördert werden, sofern der Hilfebedarf dies zulässt“ ist abzuändern in die Formulierung: „Kinder mit Behinderungen und Kinder ohne Behinderungen sollen gemeinsam gefördert werden. Die besonderen Bedürfnisse von Kindern mit Behinderungen und von Kindern, die von Behinderung bedroht sind, sind zu berücksichtigen.“

Weiter soll eine Ergänzung im Fachkräftekatalog (§ 7 KiTaG) erfolgen. Die Kinderpflegeausbildung wurde weiterentwickelt. In diesem Zusammenhang wurde auch die Berufsbezeichnung geändert. Die Absolventinnen und Absolventen der weiterentwickelten Ausbildung sind berechtigt, die Berufsbezeichnung „staatlich anerkannte sozialpädagogische Assistentin und staatlich anerkannter sozialpädagogischer Assistent“ zu führen.

Kommentare : zum Kindertagesbetreuungsgesetz

Die Kommentierungsphase ist beendet. Vielen Dank für Ihre Kommentare!

74. Kommentar von :ohne Name 60892

Der Entwurf des § 11 KiTaG schafft der Willkür Rechtssicherheit

Forscher*innen, Verbände und Gewerkschaften aus dem Feld der Frühkindlichen Bildung fordern seit Jahren verbindliche Qualitätsstandards für Kitas, um der Willkür endlich Einhalt zu gebieten (z.B. https://www.dkhw.de/schwerpunkte/demokratiebildung-von-anfang-an/politische-arbeit/bundesqualitaetsgesetz-fuer-kitas/ ;

Forscher*innen, Verbände und Gewerkschaften aus dem Feld der Frühkindlichen Bildung fordern seit Jahren verbindliche Qualitätsstandards für Kitas, um der Willkür endlich Einhalt zu gebieten (z.B. https://www.dkhw.de/schwerpunkte/demokratiebildung-von-anfang-an/politische-arbeit/bundesqualitaetsgesetz-fuer-kitas/ ; https://www.dji.de/themen/kinderbetreuung/qualitaet-in-der-kita.html). Der Gesetzentwurf zum § 11 KiTaG schlägt nun in die Gegenrichtung: Willkür in den Rahmenbedingungen = Willkür in der Qualität.

Aus meiner Berufspraxis weiß ich, dass Erzieher*innen ihren Beruf am liebsten ausüben, wenn sie ihn mit hoher Qualität unter guten Rahmenbedingungen ausüben können. Um (insbesondere gute) Fachkräfte im Feld zu halten und Kitas auch weiterhin für engagierte Fachkräfte und Auszubildende attraktiv zu machen, brauchen wir verbindliche Qualitätsstandards, auch in der Strukturqualität.

Durch den neuen § 11 KiTaG soll auf den Personalmangel reagiert werden. Aber er verschärft ihn nur.

Durch sich verschlechternde Qualität wird das Berufsfeld unattraktiv(er).

Zudem sind die Rechte der Kinder zu schützen. Schon heute sind Kinder in Kitas nicht immer sicher vor Gewalt. (Natürlich nicht nur, aber) auch der Personalmangel und die damit einhergehende Arbeitsbelastung spielen hier eine Rolle (https://budrich.de/news/interview-boll-remsperger-kehm/).

Ich bitte deshalb den Gesetzgeber darum, hier nachzubessern und die Qualitätsspirale nicht nach unten anzustoßen, sondern endlich nach oben zu bringen.

73. Kommentar von :ohne Name 60328

Nur eines ist auf Dauer teurer als Bildung,...

...keine Bildung (J.F. Kennedy). Muss man mehr dazu sagen? Die frühkindliche Bildung leidet seit Jahren. Die Qualität der Ausbildung wurde vor Jahren angehoben, das Aufgabengebiet erweitert, frühkindliche Bildung erforscht - alles richtig, alles wichtig! Und nun? Sollen hochqualifizierte Fachkräfte reine Aufbewahrung leisten da mehr nicht möglich

...keine Bildung (J.F. Kennedy).
Muss man mehr dazu sagen?
Die frühkindliche Bildung leidet seit Jahren. Die Qualität der Ausbildung wurde vor Jahren angehoben, das Aufgabengebiet erweitert, frühkindliche Bildung erforscht - alles richtig, alles wichtig! Und nun? Sollen hochqualifizierte Fachkräfte reine Aufbewahrung leisten da mehr nicht möglich ist? Was sind uns unsere Kinder wert? Ist der Druck der Arbeitgeber wirklich so groß weil ihnen die Mütter als Arbeitskräfte fehlen? Sollten wir dann nicht auch darüber diskutieren wie sich die Arbeitgeber/Wirtschaft an einer Lösung zu beteiligen hat? Oder wie unsere Gesellschaft familienfreundlicher wird?
Persönlich werde ich als Fachkraft nicht jede Lösung mittragen, erst recht nicht wenn mehrere zeitgleich ergriffen werden. Die individuelle Lösungen implizieren dies ja gerade zu. Die Kinder dürfen nicht das ausbaden müssen was die Politik, die Träger/Kommunen versäumt haben und die Arbeitgeber Druck machen.

72. Kommentar von :ohne Name 60328

Beinfreiheit oder Narrenfreiheit?

Die nun kommende Beinfreiheit ist eigentlich eine Narrenfreiheit für die Kommunen welche in den letzten Kahren ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben. Leider gibt es davon sehr viele in BAWÜ. Kommunen die frühzeitig und weitsichtig in moderne Kitas mit guter personellen Ausstattung investiert haben sprich sich für frühkindliche Bildung positioniert

Die nun kommende Beinfreiheit ist eigentlich eine Narrenfreiheit für die Kommunen welche in den letzten Kahren ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben. Leider gibt es davon sehr viele in BAWÜ. Kommunen die frühzeitig und weitsichtig in moderne Kitas mit guter personellen Ausstattung investiert haben sprich sich für frühkindliche Bildung positioniert haben, werden die neue Beinfreiheit weniger nutzen müssen also die, die gepennt haben. Ist es gerecht die Kommunen, die ihre Aufgaben gut und gewissenhaft erfüllen und zB über dem Mindestpersonalschlüssel besetzen, Verwaltungskräfte angestellt haben, genügend Räumlichkeiten geschaffen haben usw nun indirekt zu bestrafen in dem man denen, die in all dies nicht investiert haben dies nun Legitimiert und mit eine Kosetnverringerung belohnt denn Nicht-Fachkräfte sind kostenhünstiger,.ebenso wie in 10 Kindergärten überzubelegen womit man ebenmal 1 ganze Gruppe an Personal und Räumlichkeiten einsparen. Und um das alles noch einfacher umsetzen zu können setzt man eine Aufsichtsbehörde ein die weder handhabe hat noch neutral sein kann, wenn sich die Kommunen indirekt selbst beaufsichtigen.

71. Kommentar von :Alina

Rechtssicherer Rahmen für noch weniger Betreuungsqualität?

Die geplante Gesetzesänderung macht einen sprachlos. Wie soll es ernsthaft zu einer Verbesserung der Betreuungssituation unserer Kinder führen, wenn dazu von Normen und Verordnungen abgewichen werden muss? Mein Verständnis war, dass diese Richtlinien für Kitas auf das Wohl der Kinder abzielen. Und nun wird hier eine Hintertür geöffnet, um genau

Die geplante Gesetzesänderung macht einen sprachlos. Wie soll es ernsthaft zu einer Verbesserung der Betreuungssituation unserer Kinder führen, wenn dazu von Normen und Verordnungen abgewichen werden muss? Mein Verständnis war, dass diese Richtlinien für Kitas auf das Wohl der Kinder abzielen. Und nun wird hier eine Hintertür geöffnet, um genau dieses Wohl der Kinder in den Hintergrund zu rücken. Das kann nicht die Lösung sein, um den rechtlichen Anspruch aller Eltern auf einen angemessenen Betreuungsplatz ihrer Kinder zu erfüllen. Meine Bitte an die Politik ist dringend selbst im großen Rahmen neue und qualifizierte Konzepte zu entwickeln. Dabei gilt es vor allem die aktuell tätigen Erzieher und Fachkräfte zu entlasten, die berufliche Tätigkeit in Kitas attraktiver zu gestalten und neben einer reinen Betreuung der Kinder auch ihre Bildung und Entwicklung zu sicherzustellen. Und das bitte im Rahmen von bisher geltenden Normen und zum Wohl unserer Kinder.

70. Kommentar von :ohne Name 60034

S.O.S. - Das Schiff sinkt weiter...

"Kreative Modelle" erscheinen uns leider nur als Suche nach neuen Möglichkeiten, um ein (von "Nichtfachkräften" durchdachtes) Rechtsanspruchsgesetz auf Betreuung und Förderung (der Begriff "Bildung" wurde ausgelassen), vorzugsweise kostensparend umzusetzen.

Dies wird zwangsläufig auf ein Absenken von Bildungs- und Entwicklungschancen-Standards für

"Kreative Modelle" erscheinen uns leider nur als Suche nach neuen Möglichkeiten, um ein (von "Nichtfachkräften" durchdachtes) Rechtsanspruchsgesetz auf Betreuung und Förderung (der Begriff "Bildung" wurde ausgelassen), vorzugsweise kostensparend umzusetzen.
Dies wird zwangsläufig auf ein Absenken von Bildungs- und Entwicklungschancen-Standards für unsere Kinder hinauslaufen.
Anders können Absenkungen der Rahmenbedingungen, die zunächst zeitlich befristet waren und nun dauerhaft festgelegt wurden, nicht gedeutet werden.
Erhöhung der Gruppengröße und Herabsetzen der Personalqualifikation gehen zwangsläufig schon jetzt auf Kosten der Qualität von Bildungsarbeit.
Der Blick auf "kostenschonende Betreuung" rückt in den Vordergrund und überlagert das Recht der Kinder auf kindgerechte Entwicklungsbegleitung und Förderung.
Unsere bunte und vielseitige Zusammensetzung der Gesellschaft fordert aber jetzt - mehr denn je - eine intensive Begleitung der Kinder, insbesondere im Hinblick auf Entwicklungsverzögerungen, Sprachbarrieren, Gewalt-/Fluchterfahrungen,...
Schon jetzt fehlt es an institutioneller, fachlicher und personeller Unterstützung, welche nicht nur Kitas sondern alle Institutionen, welche mit Kindern unterschiedlichster Altersgruppen arbeiten, betrifft.
Wir als Fachpersonal positionieren uns in aller Deutlichkeit für und vor die Kinder, die sonst wieder Gefahr laufen, Opfer von Einsparungsmodellen zu werden.
Uns geht es nicht darum, "kreative Modelle" auszubremsen, aber wir fordern Verbesserungen der Rahmenbedingungen.
Als Ganztageskita ist es uns ein wichtiges Anliegen, Eltern in der Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu unterstützen. Dies können wir nur, wenn hier die Rechte der Kinder auf kindgerechte Ausstattung, qualifiziertes Fachpersonal, Zeit für Bildung und Förderung und bedarfsorientierte, ganzheitliche Begleitung der kindlichen Entwicklung möglich ist.
Eine Fachkraft kann nicht durch zwei "helfende Hände" ersetzt werden! Die Folgen wären fatal:
Abstriche in der Bildungsarbeit und das Ausbremsen der Chancengleichheit wären ebenso, wie Bildungs- und Entwicklungsdokumentation, eingeschränkte Elterngespräche/Elternarbeit, Projektarbeit und Kooperationen sowie die Anleitung und Ausbildung von künftigen Fachkräften/Quereinsteigern, betroffen.
Welche Gewichtung hat dann ein Schutzkonzept?! Ein Kinderrecht?! Partizipation?! ...
"Helfende Hände" können aber gerne pro Einrichtung begrenzt und über den Personalschlüssel hinaus unsere Arbeit in den alltagsbegleitenden Bereichen unterstützen.
Leider befürchten wir als Fachpersonal, dass "kreative Modelle" gegen noch bestehende und jetzt schon unzureichende Qualitätsstandards ersetzt werden und kindliche Bildung komplett als "Sparposten" dieser Gesellschaft gesehen wird. Von Attraktivität für das Berufsbild der pädagogischen Fachkraft ganz zu schweigen.
An die Verantwortlichen:
Würden Sie Ihr eigenes Kind in ein solch pädagogisch "sinkendes Schiff" setzten wollen?!

69. Kommentar von :ohne Name 60019

Bildungsnotstand

Ich bin sehr betroffen über die Aussicht auf das neue Gesetz! Überall ist zu spüren und zu erleben, wie das Bildungsniveau und die Chancengleichheit auf Bildung sinkt und wir in unserer täglichen Arbeit nur noch hinterherhetzen und den Kindern nicht mehr gerecht werden können. Die Politik hat die Katastrophe nicht kommen sehen, obwohl wir

Ich bin sehr betroffen über die Aussicht auf das neue Gesetz! Überall ist zu spüren und zu erleben, wie das Bildungsniveau und die Chancengleichheit auf Bildung sinkt und wir in unserer täglichen Arbeit nur noch hinterherhetzen und den Kindern nicht mehr gerecht werden können. Die Politik hat die Katastrophe nicht kommen sehen, obwohl wir Fachkräfte an der Basis immer wieder berichtet haben... das wurde nicht ernst genommen und wollte nicht gehört werden. Obwohl wir unser Bestes geben ist es doch nicht genug. Unsere Gruppen sind zu groß für die vielen Kinder ohne Deutschkenntnisse, für die vielen Kinder mit Besonderheiten, für die vielen Kinder die sich gut entwickeln. Alle haben das Recht auf eine kompetente, zugewandte und verständnisvolle Bildung und Begleitung. Wir haben zu wenig Personal, zu viele Teilzeitkräfte, zu viele Nichtfachkräfte, zu viel Verwaltungsarbeit.
Vor vielen Jahren wurden wir "Bildungseinrichtungen", obwohl wir das schon immer waren. Inzwischen sind wir an vielen Tagen des Jahres nur noch "Betreuungseinrichtungen". Ich mache mir Sorgen um die Zukunft unserer Kinder und um unsere ganze Gesellschaft. Jeder Mensch hat das Recht auf eine gute Bildung im Rahmen seiner Möglichkeiten und auf ein chancenreiches Leben! Was ist aus meinem "Traumberuf" geworden????????????

68. Kommentar von :Anja Braekow, Verband Kita-Fachkräfte BW

Der Willkür Tür und Tor zu öffnen

Im neuen KiTa-Gesetz soll der sogenannte „Erprobungsparagraf“ etabliert werden. Diesem Paragrafen sehen wir vom Verband der Kita-Fachkräfte Baden-Württemberg mit großer Sorge entgegen. Ziel dieser Erneuerung soll ein weiterer, aber rechtssicherer Rahmen unter Beteiligung der Akteure vor Ort sein, damit neue Konzepte entwickelt und erprobt werden

Im neuen KiTa-Gesetz soll der sogenannte „Erprobungsparagraf“ etabliert werden. Diesem Paragrafen sehen wir vom Verband der Kita-Fachkräfte Baden-Württemberg mit großer Sorge entgegen. Ziel dieser Erneuerung soll ein weiterer, aber rechtssicherer Rahmen unter Beteiligung der Akteure vor Ort sein, damit neue Konzepte entwickelt und erprobt werden können. Somit werden willkürlich Kitas zu Erprobungsstätten minderer Bildungsqualität. In der letzten Pressemitteilung vom 5.07.2023 zur Kita-Öffnungsklausel haben wir zum wiederholten Mal unsere Bedenken kundgetan. Nun äußern wir uns erneut zu den Neuerungen, da mittlerweile der Bürgerbeteiligungsprozess des Beteiligungsportals Baden-Württembergs läuft. „Wir befürchten, dass die aktuell angespannte Lage dazu führt, dass Kommunen und Träger reine Betreuungslösungen suchen werden. Somit wird die Bildungsarbeit und Entwicklungsbegleitung noch mehr auf der Strecke bleiben“, äußert sich Anja Braekow vom Verband Kita-Fachkräfte Baden-Württemberg zu den Plänen der Landesregierung das KiTa-Gesetz zu öffnen bzw. flexibilisieren. „Als Gesellschaft müssen wir uns fragen in welche Richtung es gehen soll? Sollen Kitas den Grundstein der institutionellen Bildung legen? Sollen die Kinder dort individuell gefördert und gestärkt werden? Oder sollen Kitas reine Aufbewahrungsstätten sein?“ stellt Braekow infrage. Nur gute Rahmenbedingungen ermöglichen eine gute Bildungsarbeit mit individueller Begleitung. Es ist wissenschaftlich belegt, dass es hierfür gut ausgebildete und genügend personelle Ressourcen benötigt und die Bildungsbiografie der Kinder nachhaltig positiv beeinflusst werden kann, die nordischen Länder leben es uns vor. Ebenfalls nachvollziehbar für jeden ist, dass fehlende oder mangelhafte frühkindliche Bildungsbegleitung die Zahl der Schulabbrecher erhöht. „Es muss ein Umdenken auf politischer und gesellschaftlicher Ebene geben. Jede Investition in frühkindliche Bildung ist eine gute Investition und wird sich vielfach auszahlen. Kinder sind unsere Zukunft. Was wir hier nicht erfolgreich umsetzen, wird die Gesellschaft immer wieder einholen“, führt Braekow aus. „Wir brauchen ausreichend fachlich gutes Personal, das eine moderne an der Lebenswelt der Kinder orientierte Ausbildung hat und keine Kräfte, die einen kurzen Crashkurs hatten, um dann auf die Kinder aufzupassen. Aktuell kämpfen wir mit dem Fachkräftemangel in Kitas. Auf der anderen Seite gibt es allgemein eine hohe Arbeitslosigkeit. Hier könnten wir uns vorstellen, dass aktuelle Arbeitssuchende bei persönlicher Eignung in Kitas zusätzlich eingesetzt werden könnten. In allen Kitas könnte das pädagogische Personal so zum Beispiel durch Hauswirtschaftskräfte entlastet werden, damit sie wieder mehr Zeit für die Arbeit am Kind haben. Es ist auch möglich, je nach Unterstützungsbedarf zusätzliches Personal zur Begleitung einzelner Kinder mit höherem Förderbedarf anzulernen und somit die Gruppensituation zu entlasten. Aktuell werden viele solcher Lösungen aus finanziellen und bürokratischen Gründen blockiert. Hier möchten wir, dass Lösungsansätze gesucht werden, statt Standards zu senken und die Rahmenbedingungen zusätzlich zu erschweren“, äußert sich Anja Braekow weiter.
„Momentan läuft auf der Homepage des Beteiligungsportals Baden-Württemberg eine Online-Kommentierung des Gesetzentwurfs. Jede*r Bürger*in kann dieses Portal nutzen und wir hoffen, dass sich viele im Sinne der Kinder beteiligen. Denn leider ist es den Kita-Kindern selbst nicht möglich, weshalb wir diese Entscheidungen noch sorgfältiger treffen müssen, denn sie betreffen die Zukunft unseres Landes“, bezieht Braekow Stellung zur bis 14. September laufenden Kommentierungsphase.
Wir verstehen den Wunsch der Eltern, der Träger, des Landes und der Wirtschaft Verlässlichkeit anzubieten, auch die pädagogischen Fachkräfte möchten dies wieder leisten können. Dennoch ist aber der hier eingeschlagene einfache Weg der falsche. Diese kurzfristigen Lösungen bringen noch mehr Stolpersteine. Pädagogische Konzepte können nicht umgesetzt werden, der Kinderschutz wird mit Füßen getreten und Kinderrechte verletzt. Mit der Einführung des Erprobungsparagrafen verlieren wir die die aktuell noch vorhandene Qualität der Kitas. Es wird der Willkür und Quantität Tür und Tor geöffnet.

PM vom Verband Kita-Fachkräfte-BW

67. Kommentar von :Alexandra Kasarca

Realitätsfern

Manchmal frage ich mich, wieso es solche Portale gibt. Werden die Kommentare wirklich gelesen? Und wenn ja, werden sie ernst genommen? Die letzten Jahre wurde die Qualität der Arbeitsgrundlagen und Bedingungen in Kitas so dermaßen runtergeschraubt… man könnte meinen es wäre egal, WIE Kinder täglich in Kitas betreut und NEBENBEI gefördert werden

Manchmal frage ich mich, wieso es solche Portale gibt.
Werden die Kommentare wirklich gelesen? Und wenn ja, werden sie ernst genommen?

Die letzten Jahre wurde die Qualität der Arbeitsgrundlagen und Bedingungen in Kitas so dermaßen runtergeschraubt… man könnte meinen es wäre egal, WIE Kinder täglich in Kitas betreut und NEBENBEI gefördert werden - mit viel FACHEXPERTISE, denn bekanntlich steigen ja die Zahlen der „verhaltensauffälligen“ Kinder und Jugendlichen.
Und jetzt darf dann demnächst jeder machen was einem in den Sinn kommt? Hauptsache die Verantwortung abgegeben. Prima!
Diverse Anfragen ans Kultusministerium werden teilweise monatelang nicht beantwortet. Fühlt man sich so ernst genommen?

Und am Besten noch alle Kinder ohne Kitaplatz rein in die bereits überfüllte Kitagruppe quetschen… und sich dann wundern wenn Personal „verhaltensauffälliges“ wird !!!
Oder den Beruf einfach nicht mehr ausüben kann/ möchte.
Macht den Beruf endlich wieder attraktiv, nehmt das pädagogische Personal ernst und sorgt für adäquate finanzielle Mittel, damit entsprechend Personal ausgebildet und eingestellt werden kann.

Es geht um unser aller Zukunft, wann wird das endlich verstanden?
Und wann wird nicht nur in Wahlzyklen gedacht?

Ich hoffe sehr, die Kommentare werden Gewicht bei der Entscheidung tragen. Wir brauchen JETZT positive Veränderungen, und eigentlich schon GESTERN !!!


- Erzieherin, Kita-Leitung und Fachberatung für den Bereich Übergang in die Schule in Elternzeit

66. Kommentar von :Nadine

Liebe Politik, liebe Familien,

Ich lade sämtliche Verantwortliche gerne für ein Praktikum über mindestens 6 Wochen in meiner Kindergartengruppe ein. Entscheiden Sie dann bitte erneut, ob Sie das für eine sinnvolle Lösung erachten. Die Betreuungsnotwendigkeit für Familien ist uns Fachkräften bewusst. Wir sehen leider tagtäglich auch, dass Familien so sehr unter Druck stehen,

Ich lade sämtliche Verantwortliche gerne für ein Praktikum über mindestens 6 Wochen in meiner Kindergartengruppe ein. Entscheiden Sie dann bitte erneut, ob Sie das für eine sinnvolle Lösung erachten.

Die Betreuungsnotwendigkeit für Familien ist uns Fachkräften bewusst. Wir sehen leider tagtäglich auch, dass Familien so sehr unter Druck stehen, dass oftmals im Familienalltag den Bedürfnissen keines Familienmitgliedes mehr vollumfänglich nachgegangen werden kann. In einer Regelkindergartengruppe mit 25 (+2) Kindern und idealerweise zwei Fachkräften können diese Bedürfnisse nicht abgefangen werden - von Befriedigung möchte ich gar nicht erst sprechen. In einer solchen Regelgruppe haben wir bereits Kinder mit erhöhtem Förderbedarf und/ oder Kinder, die von einer Behinderung bedroht sind. Ach nein, denn bis das durch die Bürokratie bestätigt ist, sind es längst Kinder im Schulsystem. Der Idealfall - Betreuung durch zwei ausgebildete(!) Fachkräfte - und das Stichwort "Fachkräftemangel" lassen in der Begründung der Änderung bereits die Sinnhaftigkeit des Änderung beantworten.

Der Beruf der (ausgebildeten) pädagogischen Fachkraft kann unglaublich bereichernd sein. Zunehmend fühlt es sich aber bei Ausübung des Berufes an, als wäre man nur noch Fußabtreter der Politik, die durch leere Versprechen gegenüber Familien doch irgendwie versucht Stimmen bei den nächsten Wahlen zu bekommen.

Liebe Familien, die Qualität der Betreuung Ihrer Kinder ist bald nicht mehr von den Fachkräften in den Einrichtungen abhängig, sondern von der Überlastung durch politische "Lösungen". Bis es irgendwann niemanden gibt, der sich und seine Gesundheit ausbeuten lässt oder wegen Krankheit nicht mehr arbeitsfähig ist.

Liebe Politik,
Arbeiten Sie am Druck, der zur Fremdbetreuung zwingt und jedem Leben - ob jung oder alt - Qualität nimmt. Jeden Tag.

Eine Erzieherin, die ihren Beruf liebt.

65. Kommentar von :ohne Name 59935

Die Qualität der frühkindlichen Bildung wird noch mehr leiden

Ich kritisiere kurzfristige Ausnahmeregelungen wie die Senkungen des Mindestpersonalschlüssels, Einstellungen unqualifizierter Fachkräfte (und die Anrechnung dieser auf den Personalschlüssel) oder eine Überschreitung der Höchstgruppenstärke. Für die frühkindliche Bildung ist eine Experimentierklausel, Zukunftsparagrafen oder ein Erprobungsparagraph

Ich kritisiere kurzfristige Ausnahmeregelungen wie die Senkungen des Mindestpersonalschlüssels, Einstellungen unqualifizierter Fachkräfte (und die Anrechnung dieser auf den Personalschlüssel) oder eine Überschreitung der Höchstgruppenstärke. Für die frühkindliche Bildung ist eine Experimentierklausel, Zukunftsparagrafen oder ein Erprobungsparagraph eine Katastrophe.

Was die Politik momentan macht, ist kontraproduktiv!
Den Betreuungsschlüssel zu verändern und 2 Kinder mehr pro Gruppe aufzunehmen, belastet Fachkräfte noch mehr. Die Fachkräfte spüren die Verschärfung der ohnehin schon angespannten Arbeitsbedingungen, was die Gefahr birgt, durch Abwanderung in andere Berufsgruppen noch mehr qualifiziertes Personal zu verlieren.
Auch der Einsatz von Hilfskräften in der pädagogischen Arbeit ist besonders langfristig sehr kritisch zu sehen. Ersetzen Hilfskräfte pädagogische Fachkräfte sinkt die Qualität der Betreuung und das Berufsbild der Fachkräfte wird ab- statt aufgewertet. Gerade die gesellschaftliche Wertschätzung ist aber ein wichtiger Punkt für die Pädagogen.

Kinder dürfen nicht nur aufbewahrt werden, sondern haben ein Recht auf eine qualitativ hochwertige Betreuung! Diese kurzfristigen Lösungen führen dazu, dass Kinderrechte verletzt und pädagogische Fachkräfte verheizt werden.